Projekt Sakkara
konnte.
»Woher sollte man aber wissen, welche Stellen miteinander verbunden werden dürfen?«, fragte Peter. »Egal, wie es konstruiert sein mag, die Antwort müsste dennoch das Pyramidion selbst geben können, oder nicht?«
Patrick nickte. »Ja, eigentlich schon ... Verdammt, was wissen wir denn über das Stück? Erinnern Sie sich noch an den Text von der Stele des Echnaton, der Tabula ? Vielleicht steckt die Antwort dort?«
» Da stand etwas von Die Hand auf der Spitze des Hauses der Ewigkeit«, überlegte Peter laut. »Weiter, dass er die Wahrheit der Welt sah, sicher und ohne Lüge. Das, was unten ist, ist wie das, was oben ist. So werden die Wunder des Einen zustande gebracht. «
»Stopp!«, rief Patrick. »Wie war das? Das was oben ist, ist wie das, was unten ist?«
»In etwa.«
»Wissen Sie, was es bedeutet?«
»Nun ja, sehen Sie, es ist im übertragenen Sinne gemeint, dass sich im Kleinen das Große widerspiegelt. Es ist ein philosophisches Prinzip, das ... «
» ... das hier beschreibt!«, rief der Franzose und zeigte auf eine der Seitenwände des Pyramidions. Es war das Muster der immer kleiner werdenden Dreiecke. »Sehen Sie, was das ist? Es ist ein perfektes Fraktal!«
»Aha ... Und was wäre das? Ein Fraktal?«
»Sehen Sie, wie sich das Muster im Kleinen wie Großen verhält? Es wiederholt sich kleiner werdend, es iteriert, wie man sagt. Das große Dreieck bildet drei kleine Dreiecke, die drei kleinen Dreiecke bilden, die drei kleine Dreiecke bilden und so weiter! Man könnte es mit einer mathematischen Formel beschreiben und beständig weiterrechnen und würde auf jeder Vergrößerungsstufe, noch im kleinsten Ausschnitt, nur eine Wiederholung des Grundmusters finden. Das was unten ist, ist wie das, was oben ist, verstehen Sie?«
Peter beobachtete das Muster eingehend und stellte fest, dass der Franzose recht hatte. Das Muster war die graphische Darstellung eines selbstähnlichen Prinzips.
»Faszinierend«, gab er zu. »Aber wie hilft es uns weiter?«
Patrick ging wieder zur Front des Pyramidions zurück. »Das weiß ich noch nicht, aber es will uns auf etwas aufmerksam machen ... Das, was oben ist, und das, was unten ist ... Dasselbe muss in dieser Zeichnung auch irgendwie drinstecken ... «
»Nun«, begann Peter, »es beschreibt die Reise des Pharaos beziehungsweise des Sonnengottes durch die Unterwelt. Da haben Sie also etwas, das ganz oben ist, und etwas, das ganz unten ist.«
»Ja!«, rief Patrick und seine Augen glänzten. »Sollte es wirklich so einfach sein? Das, was ganz oben ist, also die Sonnenscheibe, und das, was ganz unten ist, also die Schlange des Chaos ... Ob das die beiden Kontakte sind, die man miteinander verbinden muss?« Er hob die Arme und brachte seine Hände über dem Symbol der Sonnenscheibe und der Darstellung der Schlange in Position.
»Ich würde mir das noch mal überlegen«, warnte Peter. »Bevor Sie sich die Finger verbrennen. Oder Schlimmeres.«
»Wieso? Haben Sie eine Idee?«
»Nun, die Szene, die hier abgebildet ist, beschreibt ausdrücklich eine Episode, in der der im Pharao personifizierte Sonnengott dem furchtbaren Apophis gegenübertritt. Allerdings ist es nicht der Sonnengott, der hier das Gegengewicht bildet, wie man meinen sollte. Er wird stattdessen gerettet durch eine andere göttliche Kraft. Hier sehen wir Isis, die am Bug steht, aber sie repräsentiert lediglich diese Kraft. Tatsächlich berichtet der Unterweltsmythos davon, dass es der Gott Seth ist, der die Sonnenbarke an dieser Stelle verteidigt. Nur er allein ist in diesem Augenblick mächtig genug, um Apophis zu bezwingen. Er ersticht die Schlange, und so rettet Seth den Sonnengott.«
Patrick senkte seine Arme. »Oh! Dann wäre wohl eine Kombination von Seth und der Schlange angebrachter ... aber beschreibt eines der Symbole diesen Seth?«
»Nein, tut mir leid.«
»Warten Sie mal ... Seth haben Sie gesagt?«
»Ja, richtig.«
»Ist das der Typ, der Horus das Auge herausgerissen hat?«
Peter sah den Franzosen verblüfft an. »Ja ... das stimmt! Woher kennen Sie diese Geschichte?«
Patrick winkte ab. »Ach, von Melissa. Aber wissen Sie was? Erinnern Sie sich an unsere Schlafräume. Sie haben sich den Raum mit der Aufschrift ›Horus‹ genommen, ich den mit der Aufschrift ›Seth‹. Und was ich Ihnen noch gar nicht erzählt habe: Ich habe in der ersten Nacht dort einen merkwürdigen Traum gehabt!« Patrick gestikulierte voller Begeisterung. »Und in dem Traum war ich tatsächlich
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