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Projekt Sakkara

Titel: Projekt Sakkara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Wilhelm
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Seth! Verstehen Sie, was das bedeutet?«
    Peter zuckte ratlos mit den Schultern.
    »Na, derjenige, der das Pyramidion bedient, muss Seth sein! Er muss die höchste Kraft darstellen, die die niedrigste Kraft, Apophis, besiegt.«
    »Sie wollen Seth sein? Wie stellen Sie sich das vor?«
    »Es mag hier zwar kein Symbol geben, das Seth darstellt«, erklärte Patrick, »aber es gibt ein Symbol, mit dem Seth sich selbst darstellen kann!«
    In diesem Moment legte er seine Hand auf das Zeichen des Horusauges, und Peter erwartete einen Aufschrei.
    Stattdessen begann die Oberfläche des Pyramidions zu leuchten. Ein Flirren war zu hören, während das Leuchten heller wurde. Patrick wandte seinen Blick ab, behielt allerdings die Hand auf dem Symbol.
    »Sehen Sie?«, rief er gegen das lauter werdende Geräusch an, »Ich bin Seth, ich halte das herausgerissene Auge Horus' in den Händen! Und nun werde ich gegen das Unterste antreten!« Mit diesen Worten streckte er seinen anderen Arm aus und legte die Hand auf den Kopf der Schlange Apophis.
    Augenblicklich entflammte das Pyramidion zu gleißendem Leben. Die Oberfläche erstrahlte in solcher Helligkeit, dass das Metall glühend und durchscheinend erschien. Mit einem lauten Zischen schossen leuchtend helle, bewegliche Strahlen nach allen Seiten hin aus dem Pyramidion heraus und durchschnitten den gesamten Raum. Als wären es Hunderte von Armen, krallten sie sich an den Wänden fest, die sie erreichten, und dann begannen sie, langsam zu wandern, als sei das Pyramidion ein Lebewesen, das seine suchenden Tentakeln durch den gesamten Raum schickte.
    Patrick, der noch immer den Stein berührte, schien an ihm festzukleben. Als hätte er Löcher in eine dünne Hülle gerissen, unter der lodernde Flammen tobten, drangen zwei besonders breite Stränge des Lichts zwischen seinen Fingern hervor, liefen an seinen Armen entlang, tauchten in seine Brust ein und ließen seinen Körper rotgolden aufleuchten.
    Peter starrte gebannt auf das Spektakel, ohne sich rühren zu können. Das atemberaubende Phänomen nahm ihn vollständig gefangen. Es war eine unbekannte Technologie oder eine Macht unfassbaren Alters, die sie hier entfesselt hatten, und es gab nichts, das sie dagegen ausrichten konnten. Die durch den Kellerraum streifenden Lichtarme wanderten auch über seinen Körper. Ihre Berührungen lösten ein warmes Kribbeln aus, doch sie fügten ihm keinen Schaden zu. Und auch Patrick schien keine Schmerzen zu haben. Das Licht erfüllte ihn, durchdrang ihn, aber er stand da, gelöst und ruhig, seine Augen waren geschlossen wie in einem friedvollen Traum.
     
    Er schwebte über der Wüste. Die Landschaft unter ihm war grau und sandig, durchbrochen von schwarzen Gesteinsformationen. Dann zeigte sich Grün, und aus großer Höhe sah er, dass sich ein breiter Fluss seinen Weg durch das Land suchte. Beim Näherkommen erkannte er, dass die Ufer von Palmen, Feldern und Plantagen gesäumt waren. Etwas abseits des Flusses, am äußeren Rand des fruchtbaren Streifens, dort, wo die Wüste beharrlich dem Leben Einhalt gebot, tauchten sandfarbene Bauwerke im Blickfeld auf. Die Sonne schien im Zenit zu stehen, denn es waren kaum Schatten zu erkennen. Es war ersichtlich, dass dies große Gebäudekomplexe waren, mit vielen kleinen Bauten, großen, freien Plätzen und – Pyramiden.
    Er näherte sich der stufenförmigen Pyramide, die nun ihre beeindruckende Größe offenbarte. Ihre Spitze glänzte golden, aber die Spitze war weniger wichtig als die Person, die sich am Fuß der Pyramide befand. Sie saß mit dem Rücken zum Bauwerk auf einem steinernen Thron und blickte geradeaus.
    Die dunkelbraunen Augen der Gestalt offenbarten eine ungewöhnliche Tiefe, die Pupillen waren kaum auszumachen, und dennoch war bei näherem Hinsehen zu bemerken, dass in ihnen etwas verborgen lag: Er tauchte vollständig in das Dunkel ein, und daraus schälte sich die Gestalt eines Ibises, dann eines weiteren, und nach einer Weile waren es Hunderte und Tausende von Ibisen, die in einer unsichtbaren Ordnung umherschritten.
    Als er sich den Vögeln näherte, wichen sie zurück, bildeten eine Gasse, wandten sich ihm zu und senkten die Köpfe.
    Die Gasse führte durch ein Gewölbe und auf eine steinerne Türöffnung zu. Er trat hindurch und befand sich in einer Grabkammer, in deren Mitte ein Sarkophag stand. Auf dem Sarkophag saß ein kahlköpfiger Mann im Schneidersitz und hob einen Papyrus hoch, den er auf seinem Schoß beschriftet hatte. Der

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