Projekt Sakkara
Szene muss die Besatzung des Bootes Apophis überwinden.«
»Was ist das für eine Geschichte? So was wie eine Bibel der Ägypter?«
»Ja und nein. Auf der einen Seite beschreiben Episoden wie diese, wie sich die Ägypter den Lauf der Welt vorgestellt haben. So sind die Unterweltsbücher, insbesondere das Amduat, in Stunden unterteilt. Jede Stunde entspricht einer Stunde der Nacht und wird durch eine Episode dargestellt. Während dieser Zeit wandert der Sonnengott durch die Unterwelt, um am Ende wiedergeboren zu werden und erneut aufzugehen. Andererseits war man der Überzeugung, dass der gestorbene Pharao, der ja gottgleich war, denselben Weg durch die Unterwelt zurücklegen würde, um wiedergeboren zu werden. Diese Aufzeichnungen waren also gleichermaßen eine Anleitung, wie die Unterwelt zu überwinden ist. Der Verstorbene sollte wissen, was auf ihn zukommen würde, er sollte die Gefahren und die Namen aller Schrecken kennen, um zu wissen, wie er zu reagieren hatte. Im Übrigen ist das eine der ältesten metaphysischen Symboliken der Welt: dass Höheres dadurch erlangt wird, dass zunächst das Tiefste, die Unterwelt durchstanden werden muss.«
»Ganz prima, aber wie hilft es uns hier weiter?«
»Ich überlege noch ... «
»Dann sollten Sie sich beeilen. Wir können hier schließlich nicht übernachten. Oder vielleicht sollten wir es einfach ausprobieren?« Patrick hob einen Schuh an. »Sehen Sie? Gummisohlen. Ich bin also gut isoliert.« Damit streckte er seine Hand nach dem Pyramidion aus und legte sie auf das Symbol des Skarabäus.
»NICHT!«, rief Peter, doch es war zu spät. Ein roter Lichtblitz schoss aus der Spitze des Pyramidions an die Decke. Patrick schrie auf und wurde nach hinten geschleudert. Er landete auf dem Rücken und krümmte sich vor Schmerzen.
»Entschuldigen Sie mich für einen Augenblick, Mister Guardner?« Dr. Aziz schob seinen Stuhl zurück und erhob sich vom Tisch. Die Nachspeise war abgetragen worden, und bevor es Kaffee und Brandy gab und die Mitglieder des Rotary Clubs sich mit Zigarren ausrüsten und in endlosen Gesprächen selbst auf die Schulter klopfen würden, wollte er noch einmal die Waschräume aufsuchen.
Es würde ein langer Abend werden, und normalerweise hatte er gegen die Treffen auch nichts einzuwenden. Im Gegenteil, es war eine gute Gelegenheit, um einige der einflussreichsten Leute Kairos zu sehen und selbst im Gespräch zu bleiben. Aber heute war er seltsam unruhig. Er hatte mehr Wein als sonst getrunken, aber es war ihm bisher nicht gelungen, sich zu entspannen.
Er erreichte die Herrentoilette und stellte sich an ein Urinal. Kurz darauf stellte sich ein Mann direkt neben ihn. Als Dr. Aziz beiläufig zur Seite blickte, erschrak er.
»Sie?! Was tun Sie hier?« Hektisch schloss er seine Hose.
Der Fremde machte den Eindruck eines seriösen, ägyptischen Geschäftsmanns Ende vierzig. Er trug einen ordentlich geschnitten Spitzbart, und unter seinen vollen Brauen stachen ungewöhnlich helle Augen hervor. Er war der Kopf von Thot Wehem Ankh Neb Seshtau.
»Guten Abend, Dr. Aziz«, antwortete der Mann mit einem unterkühlten Lächeln. »Es läuft nicht sonderlich gut, oder?«
Der Leiter der Altertümerverwaltung wusste sofort, worauf das Gespräch hinauslaufen würde.
»Doch, sicher«, gab er zurück und bemühte sich, den Umständen zum Trotz einen würdevollen Eindruck zu bewahren. Obwohl der andere kleiner war als er selbst, hatte er plötzlich das Gefühl, zu ihm aufsehen zu müssen. »Aber ich hatte keine andere Wahl.«
»Nicht nur, dass Sie sie am Flughafen schon nicht abfangen konnten. Nun laden Sie die beiden sogar zu sich nach Hause ein.«
»Was hätte ich denn tun sollen?«
»Dr. Aziz, Sie haben keine Vorstellung davon, wie sehr wir uns bemühen, die Forscher fernzuhalten. Wir hatten es gerade erst im großen Kreis besprochen, und Sie wissen daher, wie bedeutend die Angelegenheit ist.«
»Es war weder meine Idee noch mein Wunsch, mich mit den beiden zu treffen. Wie Sie wissen, hat mich der von Ihnen so geschätzte Oliver Guardner darum gebeten.«
»Das kann wohl kaum eine Ausrede sein.«
Dr. Aziz runzelte irritiert die Stirn. »Ich dachte, das sei in Ordnung. Immerhin ist er doch Ihr so verehrter Hüter.«
Jetzt grinste der Mann. »Dr. Aziz, ich bitte Sie. Wie kommen Sie auf diese Idee? Oliver Guardner mag ein ehrbarer Geschäftsmann und Freund des Landes sein, aber er ist Engländer!«
Dr. Aziz schüttelte den Kopf. »Ach, lassen Sie mich doch
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