Projekt Sakkara
gestoßen sind, scheint genau darauf hinzudeuten.«
Oliver Guardner hörte interessiert zu. »Dann müssen Sie mir unbedingt mehr über Ihren Fund in Frankreich erzählen. Was hat es damit auf sich?«
»Die Details gäben sicher eine abendfüllende Abenteuergeschichte ab«, warf Peter ein, »aber wenn ich es kurz machen darf: Die Höhle schien aus dem 13. Jahrhundert zu stammen, das ergaben jedenfalls unsere Analysen. Wundersamerweise war sie innen über und über dekoriert in Sprachen und mit Schriftzeichen, die zur damaligen Zeit in Europa gar nicht bekannt waren, also auch mit Keilschrift und sogar mit Mayaglyphen. Die Texte, so fanden wir beim Übersetzen heraus, wiesen auf Gemeinsamkeiten in den Abstammungsmythen der verschiedenen Kulturen hin. Außerdem fanden sich unzählige Graffiti, also nachträglich angebrachte Schriften von Besuchern der Höhle, auf Griechisch und Latein, die allesamt eine gewisse Ehrfurcht auszeichnete und eine Demut vor der Größe der Geschichte und der Welt gegenüber der Unbedeutsamkeit eines Einzelnen. Im hinteren Teil der Höhle befand sich ein unerklärliches blaues Lichtphänomen, und ein Schäfer, der die Höhle entdeckt hatte, war davon wahnsinnig geworden.«
»Dann war das blaue Licht also gefährlich?«, fragte Guardner.
»Das kann man wohl sagen«, bestätigte Patrick. »Ich hatte auch den Kopf kurz hineingesteckt, und das war kein Vergnügen, das kann ich Ihnen sagen. Dagegen war der Stromschock von gestern Abend ein Witz.«
»Wir fanden heraus«, fuhr Peter fort, »dass der hintere Teil der Höhle, der von dem blauen Licht erfüllt war, ein Wissensarchiv darstellte. Darauf wies auch ein zentrales Bodenrelief hin, das wir erst spät entziffern konnten. Wer auch immer das Archiv des Wissens betrat, wurde von den dort gespeicherten Informationen derart überwältigt, dass es einen menschlichen Verstand schlicht überforderte. Ähnlich war es wohl auch anderen unvorsichtigen Entdeckern gegangen; sie hatten die Höhle betreten und kamen geistig verwirrt wieder heraus, einige beschmierten dabei die Wände mit höhnischen oder kläglichen Sinnsprüchen. Zwar irrsinnig aber von überbordendem Wissen, zitierten sie dabei Weltliteratur oder schrieben in längst ausgestorbenen Sprachen. Wie übrigens auch der Schäfer, den Patrick in einem Sanatorium aufsuchte, plötzlich in Latein fantasierte.«
»Das ist außergewöhnlich, Gentlemen!«
»In der Tat«, sagte Peter. »Leider ging die Höhle verloren, aber eine Legende, die sich um sie rankte, ließ uns die Überlegung anstellen, ob es vielleicht noch weitere solche Archive geben könnte.«
»Was war das für eine Legende?«
»Es wurde von einer geheimen Gruppierung gesprochen, die Kreis von Montségur genannt wurde. Angeblich hätten sie dieses und weitere Archive des Wissens vor Urzeiten gebaut, um das verloren gegangene, extrem weit entwickelte Wissen einer untergegangenen Zivilisation zu bewahren und es den Menschen zugänglich zu machen, wenn sie reif dafür seien.«
»Eine faszinierende Idee«, gab der Alte zu. »Aber reichlich fantastisch, finden Sie nicht? Was für eine Zivilisation sollte je so weit entwickelt gewesen sein? Und wer würde solche Archive heute behüten?«
»Im Fall der Höhle in Frankreich gab es tatsächlich eine solche Geheimorganisation, die sich Tempel Salomons nannte und sich dem Schutz der Höhle verschrieben hatte. Die Leute hatten uns auch – wie wir später feststellten – einige Steine in den Weg unserer Untersuchungen gelegt.«
»Nun erklärt das weder«, überlegte Guardner, »von wem das Archiv ursprünglich stammte, noch, ob die Legende stimmt und es tatsächlich weitere solcher Stätten gibt.«
»Ja, richtig«, sagte Patrick. »Wir haben auch bis heute noch keine Ahnung, was da für eine Technologie am Werk war. Aber es war absolut real, es hat funktioniert. Eine wissenschaftliche Sensation. Die Idee, dass es noch mehr von solchen Archiven geben könnte, haben wir erst mal nicht ernst genommen. Aber irgendwie war es dann doch verlockend. Wir hatten schon damals Ägypten ins Auge gefasst, und als Ihre Einladung kam ... «
»Es freut mich, das zu hören«, erwiderte Guardner. »Sonst hätte ich Sie vielleicht nicht so leicht überreden können, hm?« Er lächelte.
»Vermutlich nicht«, stimmte Patrick zu.
»Ich verstehe«, sagte der Alte. »Das Pyramidion hat Ihnen also einen Weg gezeigt, meinen Sie?«
»Ich bin mir absolut sicher«, entgegnete der Franzose. »Ich kann es Ihnen
Weitere Kostenlose Bücher