Projekt Sakkara
überraschende Weise eine Abschrift der Stele des Echnaton gefunden, von der wir dachten, sie sei im Mittelalter verschollen. Diese informierte sie über das Pyramidion, und durch die Unterlagen des Museums – wo sie sich ebenfalls Zutritt verschafften – brachten sie in Erfahrung, dass es im Besitz von Dr. Aziz sein könnte, wo sie es schließlich auch fanden.«
Erneut schwoll die Erregung im Raum an, die Männer riefen durcheinander und wollten wissen, wie das geschehen konnte.
»Ich weiß«, fuhr der Ägypter fort, »dass sich das unwahrscheinlich und unglaublich anhört. So etwas hätte niemals passieren dürfen – aber nur, weil es so unwahrscheinlich war, sind wir uns nicht schneller bewusst geworden, wie nah die beiden dem Ziel waren, und nur deswegen haben wir nicht deutlicher reagiert. Unsere ersten viel zu sanften Versuche, die beiden abzuschrecken, blieben vollkommen erfolglos. Und zugegebenermaßen würden weitere derartige Warnungen sie nur darin bestärken, jetzt nicht mehr aufzugeben.«
Einer der Männer am Tisch beugte sich nach vorn. »Sie sagten, die beiden haben das Pyramidion aktiviert ? Wie meinten Sie das?«
»Wir wissen nicht, was genau geschehen ist. Seit der Stein gefunden wurde und von der Altertümerverwaltung behütet wird, ist es niemandem gelungen, ihm sein Geheimnis zu entlocken. Aber wir haben immer gewusst, dass das Pyramidion mit dem Hüter und der Halle in Verbindung steht. Nun, entgegen aller Wahrscheinlichkeit, ist es den Forschern gelungen, die Kräfte des Pyramidions freizusetzen! Und es hat ihnen einen Weg gewiesen – nach Sakkara. Sie werden innerhalb kürzester Zeit dorthin aufbrechen, und ich habe keine Zweifel, dass sie direkt zur Halle gehen werden!«
»Das ist ungeheuerlich!«, rief jemand im Saal. »Frevel! Sie müssen aufgehalten werden!« Ein Tumult brach los, einzelne Männer standen auf und schimpften heftig gestikulierend, andere schlugen wütend mit der Faust auf den Tisch.
Der Vorsitzende stand nun ebenfalls auf, sah sich in der Runde um und nickte. Er hatte nichts anderes erwartet. Es dauerte, bis sich die Gemüter etwas beruhigt und sich die Lautstärke gesenkt hatte. Dann sprach er weiter.
»Die Lage ist besonders schwierig, meine Freunde, denn ich habe Ihnen noch nicht von der Nachricht erzählt, die ich gestern erhielt.« In gespannter Aufmerksamkeit richteten sich nun die Augen der Männer auf den Vorsitzenden. »Als die beiden Forscher gestern Abend in das Haus von Dr. Aziz eindrangen, erreichte mich eine Botschaft des Hüters.« Er machte eine bedeutungsvolle Pause, und plötzlich war das leise Summen der Klimaanlage das Einzige, was die atemlose Stille durchdrang. Seit Jahrzehnten hatte sich der Hüter nicht gemeldet. Diejenigen, die noch nicht so lange in der Runde waren, kannten ihn nur aus Erzählungen, hatten die mystische Gestalt des Hüters gar im Reich der Fantasie vermutet. Die Männer nahmen schweigend Platz; die jungen ungläubig und die alten voller Ehrfurcht.
»Es wäre ein Leichtes gewesen, die Forscher gestern der Polizei zu melden. Die ausdrückliche Aufforderung des Hüters jedoch war, sie gewähren zu lassen! Wir haben dem Wunsch natürlich entsprochen, aber seitdem wissen die beiden, dass sie in Sakkara suchen müssen, und sie planen bereits ihr Vorgehen!«
Die Männer im Raum sahen sich fragend an, aber niemand begehrte laut auf. Zu ungeheuerlich war das Geschehene.
Der Vorsitzende redete weiter. »Ich habe das gestern mit meinen beiden Stellvertretern besprochen, und wir konnten es uns auch nicht erklären. Ich habe noch am Abend Dr. Aziz aufgesucht und ihm davon erzählt. Er war natürlich außer sich. Meine Herren, dies ist eine ganz und gar außergewöhnliche Situation. Was wir uns geschworen haben zu schützen, steht vor der Entdeckung durch dahergelaufene Fremde, und der, mit dessen Protektion wir handeln, fordert uns auf, nicht einzugreifen! Der Auftrag und die Berechtigung unserer Bruderschaft werden in Frage gestellt, und wir müssen entscheiden, wie wir hierauf reagieren sollen! Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder wir fügen uns dem Hüter, in der Hoffnung, dass dies einen tieferen Sinn hat, den wir nicht verstehen, und mit der Gefahr, dass wir und unsere Arbeit überflüssig werden. Oder aber, wir fühlen uns nicht dem Hüter, sondern der Halle und unserem heiligen Auftrag verantwortlich, misstrauen der zweifelhaften Nachricht und setzen nun alles daran, die ausländischen Forscher endgültig von ihrem
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