Projekt Sakkara
lasterhaften Treiben abzuhalten. Unverzüglich und mit Gewalt! Lasst uns dies jetzt besprechen und beschließen.«
Zufrieden beobachtete er, wie sich wilde Entschlossenheit und Tatendrang in der Stimmung der Anwesenden breitmachte. Die Entscheidung würde leicht werden. Blut würde fließen.
Es war bereits Nachmittag, als sich Peter, Patrick und Oliver Guardner zu einer letzten Besprechung im Salon trafen. Während der Franzose wieder einige Besorgungen gemacht hatte, um sie für die Unternehmung auszurüsten, hatte sich Peter in den Büchern über die umfangreiche Anlage von Sakkara informiert, Baupläne, Lagepläne und Karten studiert, und sich so mit den Details des Begräbniskomplexes vertraut gemacht.
»Die Anlage schließt um fünf Uhr für Touristen«, erklärte Oliver Guardner. »Wenn Sie sich unauffällig und einigermaßen unbehelligt von Wachleuten bewegen möchten, sollten Sie vorher in den Besucherströmen untertauchen. Allerdings werden Sie dann kaum Gelegenheit haben, vollkommen unbeobachtet zu bleiben. Dafür ist der Andrang dort zu groß. Meine Empfehlung wäre es, kurz vor der Schließung auf das Gelände zu kommen und sich dann behutsam abzusetzen, wenn die Reisebusse mit der Rückfahrt beginnen und es sich leert.«
»Das hatte ich mir auch schon so gedacht«, sagte Patrick. »Ab diesem Zeitpunkt sollten wir uns als Grabungsteilnehmer ausgeben. Sicherlich sind einige Teams ständig dort, oder?«
»Ja«, bestätigte Guardner, »meines Wissens sind dort ein polnisches und ein japanisches Team. Aber sicher auch andere.«
»So ist es«, stimmte Peter zu. »Und zwar hier.« Er deutete auf einen Punkt der vor ihnen ausgebreiteten Karte. »Wir müssen in den nördlichen Teil der Nekropole. Und etwa an dieser Stelle hier finden seit zwei Jahren Grabungen statt.«
»Solange wir nicht aussehen wie Urlauber, wird uns ein Außenstehender wohl abnehmen, dass wir dort arbeiten«, sagte Patrick. »Die größere Schwierigkeit bleibt aber, in die unterirdischen Gewölbe hineinzukommen. Immerhin können wir keine Spitzhacken und Schaufeln mitschleppen.«
»Den Zugang in die Gewölbe werden wir wohl finden«, sagte Peter und rieb an seiner Schläfe, »aber ich frage mich inzwischen, wie wir dort etwas aufspüren sollten, das Ägyptologen seit Generationen nicht entdeckt haben: den Eingang zum Grab Imhoteps.«
Patrick lächelte. »Keine Sorge, Herr Professor, das sehen wir, wenn wir dort sind. Vertrauen Sie unserem Glück wie bisher auch! Und bevor uns der Mut vollends verlässt, schlage ich vor, dass wir so schnell wie möglich aufbrechen!«
Eine knappe Stunde später erreichten sie Sakkara. Die Anlage tauchte unvermittelt und wenig aufsehenerregend zwischen sandigen Hügeln auf, aus denen lediglich die Spitzen einiger niedriger Pyramiden herausragten. Sie stellten den Leihwagen ab und machten sich auf den Weg.
Patrick hatte den Rucksack mit einigen unauffälligen Accessoires bestückt, die sie zunächst als Touristen ausweisen sollten: zwei Wasserflaschen, Früchte, ein paar Reiseführer, Ansichtskarten, Prospekte und Sonnenmilch. In der Hand trug er einen Fotoapparat. Beide hatten außerdem einen Pullover mitgenommen und um die Hüften geknotet. Patrick bestand darauf, denn er betonte, dass es unter der Erde kalt werden könnte, egal, wie heiß es an der Oberfläche sein mochte.
Nachdem sie die Eintrittsgebühr gezahlt hatten, prüfte ein mit einer Maschinenpistole bewaffneter Wachposten wie erwartet den Inhalt des Rucksacks mit einem flüchtigen Blick, nickte und ließ sie passieren.
Es war noch sehr warm, und Peter kam als Erster ins Schwitzen, als sie nach einem beträchtlichen Fußmarsch die Stufenpyramide erreichten. Aus der Nähe wirkte sie doch weitaus imposanter als aus der Ferne, denn nun wurde deutlich, dass ihre Höhe von sechzig Metern alles andere als eine Kleinigkeit war.
Patrick sah zur Spitze hinauf. »Keine schlechte Leistung, da hochzuklettern«, sagte er. »Muss ein guter Freeclimber gewesen sein, der alte Echnaton.«
»Vielleicht befand sich das Pyramidion ja schon gar nicht mehr oben auf der Spitze«, sagte Peter, der nun ebenfalls zu zweifeln begann, ob überhaupt jemand die fast senkrechten und zehn Meter hohen Wände der einzelnen Stufen hochklettern mochte. Zwar boten die einzelnen Blöcke ausreichend Lücken, aber dennoch wäre es lebensgefährlich. Dies war sie nun, die außergewöhnliche Stufenpyramide, jenes Bauwerk, das eine solche Zäsur in der Geschichte des
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