Projekt Sakkara
Landes, seiner Kultur und seiner Bestattungsriten darstellte. Es war ein erhebender und eindrucksvoller Anblick.
»Ist es noch weit von hier?«, fragte Patrick.
»Wir müssen genau auf die andere Seite.«
Patrick sah auf die Uhr. »Halb fünf. Beeilen wir uns.«
Sie folgten dem Weg, vorbei an wiederhergestellten kleinen Tempeln und Mauerresten, zwischen Scharen von Touristen hindurch, die ihnen nun zumeist entgegenkamen, da sie sich auf dem Rückweg zum Eingang befanden. Peter sah sich ausführlich um. Hier befanden sie sich in einer der bedeutendsten Stätten der Archäologie, ebenso aufregend und einzigartig wie das Tal der Könige oder das Plateau von Giseh. In früheren Jahren hätte er alles darum gegeben, hier an einem Forschungsprojekt teilzunehmen. Und nun gingen sie fast achtlos an jahrtausendealten Monumenten vorbei, für die er sich gerne tage- und wochenlang Zeit genommen hätte. Aber er tröstete sich damit, dass sie auf dem Weg zu einer Entdeckung waren, die ungleich größer und wichtiger war als die Grabmale dieser Herrscher und Würdenträger, die in Sakkara bestattet waren. Einen Hauch Wehmut konnte er dennoch nicht unterdrücken. Er stockte, als er in einiger Entfernung zwischen den Menschen eine Frau mit langen blonden Haaren entdeckte. Er sah sie nur von der Seite, als sie mit einer Bewegung, die ihm seltsam vertraut vorkam, die Haare hinter ihr Ohr schob. Nun erhaschte er einen flüchtigen Blick auf ihr Profil, und wenn sie nicht so weit entfernt gewesen wäre, hätte er schwören können, tatsächlich Stefanie zu erkennen. Er zögerte, ob er Patrick darauf hinweisen sollte, doch er wollte die traurigen Erinnerungen und verzweifelten Hoffnungen des Franzosen nicht unnötig wecken, und in diesem Augenblick war die Frau auch schon zwischen den Menschen verschwunden.
So gingen sie weiter, und als Patrick das Gefühl hatte, unbeobachtet zu sein, machte er hinter einem kleinen Gebäude Halt, setzte den Rucksack auf dem Boden ab und öffnete ihn. Er schob eine schwarze Platte beiseite, die vollkommen unauffällig als doppelte Rückwand gedient hatte. Dahinter brachte er nun ein Klemmbrett hervor, Stifte, eine kleine Bürste, einen Spachtel, ein Vergrößerungsglas, eine kleine Taschenlampe und ein Taschenmesser. Er verstaute die Ausrüstungsgegenstände in den Seitentaschen seiner Hose, überreichte Peter das Klemmbrett und die Stifte und holte als Letztes zwei Namensschilder heraus. Auf den Schildchen war jeweils das Emblem der Vereinten Nationen zu sehen.
»Hier«, sagte er zu Peter. »Ich dachte mir, warum behaupten wir nicht einfach, für ein UN-Projekt zu arbeiten? Damit haben wir ja Erfahrung.« Er grinste und deutete auf das Zeichen. »Was halten Sie davon? Nicht übel, oder? Habe ich heute in einem Copyshop gebastelt.«
Peter hob eine Augenbraue und nickte dann anerkennend. »Gut gemacht, Patrick!«
»Danke.« Der Franzose nahm die Wasserflaschen und versteckte den Rucksack mit dem restlichen Inhalt zwischen einigen Steinen. »So, nun sind wir von Touristen zu Forschern geworden. Jetzt auf zum Gewölbe!«
Peter orientierte sich an dem Weg, den er sich eingeprägt hatte. Sie ließen den Bereich des Djoser-Begräbniskomplexes mit den aufwendigen Bauten und der Umfriedung hinter sich und kamen nach einer Weile in einen kaum noch bevölkerten und unwegsamen Bereich des Areals. Hier befanden sich überwiegend flache, Mastabas genannte Grabhügel.
»Hier ist es«, sagte Peter und zeigte auf einen vergitterten Eingang in einem niedrigen Gebäuderest, der nur zur Hälfte aus einem felsigen Hügel hervorragte. Sie gingen auf die Öffnung zu und sahen durch die Gitterstäbe. Ein schmaler Gang mit steinerner Treppe führte in die Tiefe. Das Gitter war mit einem faustgroßen, runden Vorhängeschloss gesichert.
»Monsieur Meisterdieb«, sagte Peter, »bitte übernehmen Sie.«
»Halt! Was machen Sie da?«
Sie zuckten zusammen, drehten sich um und fanden sich einem unformierten Wachposten gegenüber, der einen Arm in die Hüfte gestemmt hatte und mit der anderen Hand den Riemen seiner geschulterten Maschinenpistole festhielt.
Patrick trat ohne zu zögern auf den Mann zu. »Mister Wesson und Mister Smith«, stellte er sich und Peter vor, »wir sind von Mr. Johnson aus dem Lager hierhergeschickt worden.« Er deutete unbestimmt in eine Richtung. »Er sagte, er würde das Gewölbe für uns offen lassen, aber offenbar hat er es wieder verschlossen.«
Der Ägypter mustere den Franzosen von oben bis
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