Projekt Sakkara
Sie jede gewünschte Unterstützung und alle finanziellen Freiheiten bei Ihrer Arbeit haben werden. Aber eines muss ich mir von Ihnen zusichern lassen: Ihre Untersuchungen müssen so diskret wie möglich verlaufen.«
Patrick stöhnte auf und schüttelte den Kopf, aber Guardner hob eine Hand. »Es ist in Ihrem eigenen Interesse, meine Herren«, sagte der Alte. »Es geht um weit mehr, als um einen verschwundenen Papyrus. Es geht um eine Suche, die zu den Wurzeln aller uns bekannten Kulturen führt. Ja sogar darüber hinaus! Eine Suche, die alles revolutionieren wird, was wir über unsere Herkunft zu wissen glauben, sie führt in eine Vergangenheit, die jenseits von Ägypten liegt. Bei einem Rätsel dieses Ausmaßes werden Sie sicher unbehelligt arbeiten wollen.«
Peter sah seinen Kollegen an. Patrick gab sich ablehnend.
»Sie machen große Versprechungen, Mister Guardner«, sagte Peter. »Können Sie uns etwas Substanzielleres bieten als Ihr sicher unzweifelhaftes Wort?«
»Aber ja, das kann ich«. Guardner öffnete eine Tasche und holte eine Schachtel heraus, die er vor dem Engländer auf den Tisch stellte. »Öffnen Sie sie.«
Peter hob den Deckel ab. In Seidenpapier eingeschlagen kam ein faustgroßes Objekt zutage.
Es schien ein Teil eines Geräts zu sein, etwas aus poliertem Metall, mit präzisen, fast nahtlosen Verbindungen, kreisrunden Einkerbungen und parallel verlaufenden Längsrillen. Welchem Zweck es diente, war nicht ersichtlich, aber die hintere Hälfte des Objekts war von einem solidem Gesteinsbrocken umschlossen. Peter drehte das Artefakt in den Händen, untersuchte es von allen Seiten und reichte es dann an Patrick weiter.
»Was ist es?«, fragte er.
»Es stammt ebenfalls aus dem Nachlass meines Vaters. Es war einer seiner kostbarsten Funde, und er brachte es in direkte Verbindung mit dem Papyrus und dem, was er am Ende der Suche zu finden hoffte. Eine Hochkultur vor der unseren, ja sogar noch vor jener der Ägypter!«
Patrick wog das Objekt in den Händen. »Könnte Chrom sein«, meinte er. »Und der Stein hier, das ist eine Art Kalkstein. Sehen Sie diese Spuren an der Bruchkante? Es ist ein gewachsenes Stück. Wahrscheinlich künstlich erzeugt. Anders wäre es nicht zu erklären, wie es das Gerät umschlossen hat.«
»Sie halten es für eine Fälschung?«, fragte Peter.
»Das lässt sich herausfinden. Ich wüsste aber nicht, was es sonst sein sollte.«
»Nun«, sagte Guardner, »es ist mir unangenehm, Ihre Zeit zu stehlen und Sie über Gebühr zu bedrängen. Ich mache Ihnen daher einen Vorschlag. Betrachten Sie das Objekt als Leihgabe. Untersuchen Sie es. Und ich lade Sie ein, eine Woche bei mir zu wohnen. Es gibt ausreichend Platz, einen ganzen Flügel der Villa können Sie belegen. Ein Swimmingpool, voll klimatisierte Räume und Personal stehen Ihnen zur Verfügung. Flug, Mietwagen und eine großzügige Aufwandsentschädigung für jeden von Ihnen gehen auf meine Kosten. Sie können sich ein ausreichendes Bild der Aufgabe machen, und dann entscheiden Sie frei, ob Sie den Auftrag annehmen, oder nicht. Eine Woche. Was halten Sie davon?«
»Fünftausend Euro«, antwortete Patrick.
»Ich gebe jedem von Ihnen zehntausend, wenn Sie aufhören, mit mir um Kleingeld zu feilschen«, gab Guardner zurück, und Patrick hob unwillkürlich die Augenbrauen.
»Diese Summe für nur eine Woche?«, fragte Peter. »Es muss Ihnen sehr wichtig sein.«
»Professor Lavell, es geht um das Rätsel meines Lebens und das meines Vaters. Mehr noch, es geht um die Vergangenheit der Welt. Es kann nichts Wichtigeres geben.«
»Und ab wann dürfen wir Sie besuchen?«, fragte Patrick.
»Wie wäre es gleich Montag?«
Kapitel 3
6. April 1939, Almaza Flughafen, Kairo
Die »Max von Müller« landete um 11.20 Uhr. Es war eine viermotorige Focke-Wulf vom Typ Condor. Sie rollte die Landebahn entlang auf die Wartenden zu. Als sie schließlich ihre schwarze Nase zur Seite drehte und die Propeller zum Stillstand kamen, wurde nicht nur das Balkenkreuz der Wehrmacht auf dem Rumpf sichtbar, sondern auch das Hakenkreuz, das statt einer Länderkennung von der Seitenflosse des Leitwerks prangte.
Auf dem Rollfeld standen Mitglieder und Angehörige der Österreichisch-Deutschen Kolonie, unter ihnen der Vorstand der deutschen Handelskammer in Kairo und Direktor der Dresdner Bank, Baron von Richter, der Direktor von Siemens, Wilhelm van Meeteren, einige Minister der Deutschen Gesandtschaft, der Presseattache von Röntgen, der
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