Projekt Sakkara
doch.«
»Ja, aber du kannst diese Maschine nicht bedienen – das muss ich schließlich auskosten.«
Zwei Stunden lang saßen sie neben dem unförmig anmutenden Massenspektrometer, der eine ganze Ecke des Raumes beanspruchte, und unterhielten sich über ihre gemeinsamen Untersuchungen und die Projekte, die Vitor seitdem betreut hatte. Bis schließlich eine Anzeige auf einem Computermonitor aufflammte. In einem Koordinatensystem erschienen die Ergebnisse der Untersuchung in Form von einzelnen Zacken auf einer horizontalen Skala.
»Es geht los!«, sagte Vitor. »Das sind die Anteile der verschiedenen Isotope. Uran 238, 235, 234 ... hier, Thorium 230. Und das Programm berechnet das Verhältnis und das Alter. Hier unten.«
Vitor deutete auf eine Zeile, in der das Alter der Probe ausgewiesen wurde. Der Probe, die Rückschluss darauf gab, wie lange das Metall bereits vom Tropfstein umschlossen war.
Patrick holte tief Luft, als er die Zahl las.
48200 Jahre.
30. September 2006, Altertümerverwaltung, Zamalek, Kairo
Stephen Brooks und seine wissenschaftliche Assistentin warteten auf einer hölzernen Bank im Flur. Nach langem Ringen hatten sie einen Termin mit Dr. Hisham Abdel Aziz vereinbaren können. Dr. Aziz war der Leiter der ägyptischen Altertümerverwaltung, des Supreme Council of Antiquities (SCA), jener Zentralbehörde, die für sämtliches altägyptisches Kulturgut verantwortlich war. Sie finanzierte und überwachte alle inländischen Forschungsprojekte, Ausgrabungen, Restaurationen, den Aus- und Neubau aller Museen in Ägypten, den Verleih von Exponaten für internationale Wanderausstellungen, die Rückführung ehemals gestohlener Artefakte – und sie allein genehmigte ausländische archäologische Projekte. Oder lehnte sie ab. Wie im Fall von Brooks. Deswegen war er hier.
Seit einigen Jahren gab es neue Vorschriften, ein neues Genehmigungsverfahren und neue Bedingungen. Verantwortlich dafür war Dr. Aziz persönlich. Der Ägypter war selbst studierter Archäologe und seit über dreißig Jahren aktiv. Bereits bevor er Chef des SCA wurde, war er für das Plateau von Giseh und die großen Pyramiden verantwortlich gewesen. Schon in dieser Funktion hatte er sich bei den ausländischen Forschern immer wieder unbeliebt gemacht, und nun erstreckte sich seine Verantwortung auch noch über das ganz Land vom Nasser-See bis zum Delta. Der Mann hatte kurzerhand sämtliche Grabungen von Giseh bis nach Oberägypten vollständig verboten. Angeblich, um die Funde unter dem Sand zu bewahren. Immer wieder spielte er sich in den Vordergrund, es gab inzwischen keine Dokumentation über die Pharaonen mehr, in der nicht Dr. Aziz seinen weißhaarigen Kopf mit dem obligatorischen Hut in die Kamera streckte und mit stolzgeschwellter Brust seine offizielle Stellung zu Markte trug. Dabei waren es die Ausländer, deren Wissen, Technologie und Finanzkraft die meisten Entdeckungen überhaupt erst ermöglichten. Und nun spielte sich Dr. Aziz auf wie ein Fürst von Gottes Gnaden und lehnte Brooks' Forschungsantrag einfach ab. Brooks konnte den Mann nicht ausstehen. Umso mehr, als man an ihm nicht vorbeikam.
Eine Tür öffnete sich, und Dr. Aziz trat auf den Flur. Brooks, der ihn bisher noch nicht persönlich kennengelernt hatte, erkannte ihn sofort. Der Ägypter kam auf sie zu und reichte der Assistentin die Hand.
»Ich bin erfreut, Sie kennenzulernen, Madam.« Dann begrüßte er auch Brooks mit Handschlag. »Kommen Sie doch in mein Büro.«
Sie folgten Dr. Aziz und nahmen kurz darauf auf zwei Stühlen Platz, während er sich hinter seinen Schreibtisch setzte. Vor ihm lag eine Mappe mit Unterlagen. Brooks vermutete, dass es die Papiere über seinen Forschungsantrag waren.
»Möchten Sie einen Tee?«
Sie lehnten ab. »Wie kann ich Ihnen helfen?«, fragte Dr. Aziz schließlich.
»Es geht um unseren Antrag«, erklärte Brooks, der sich bemühen musste, freundlich zu bleiben. Schließlich wusste der Mann ganz genau, warum sie um diesen Termin gebeten hatten. »Wir können nicht verstehen, weshalb unser Projekt abgelehnt worden ist.« Er vermied es, die Schuld Dr. Aziz direkt zuzuweisen.
»Aber das wurde aus dem Schreiben des SCA doch deutlich, oder nicht?«
»Können Sie es uns noch einmal erklären?«
»In Ihrem Fall scheiterte der Projektantrag an der Qualifikation. Die Vorschriften legen eindeutig fest, dass die Antragsteller eine umfassende Ausbildung haben und über ausreichende Referenzen verfügen müssen. Wir
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