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Projekt Sakkara

Titel: Projekt Sakkara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Wilhelm
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denn?«
    »Das ist gut. Es war ein Stück von einem Tropfstein. Du sollst mir das Alter bestimmen. Uran- und Thorium-Konzentration. Mit dem Massenspektrometer.«
    »Das habe ich mir schon gedacht. Aber das dauert eine Weile. Wolltest du das etwa jetzt sofort?«
    »Ehrlich gesagt, ja ... Deswegen hatte ich ja gefragt, ob du einen freien Abend hast.«
    »Du bist lustig. Nicht nur ich, auch die Geräte müssen ja frei sein!«
    »Es ist wichtig, ich brauche die Ergebnisse im Prinzip schon gestern.«
    Vitor seufzte und setzte sich. »Also wirklich, du hast Vorstellungen. Seit gestern sind wir gerade mit anderen Untersuchungsreihen beschäftigt. Das Gerät wird erst nächste Woche wieder frei sein.«
    »Ja, klar, und dann kommt die nächste Reihe. Du musst das irgendwie dazwischenschieben.«
    »Heute noch?«
    »Heute noch.«
    »Meine Güte! Ich weiß wirklich nicht ... Nun, wir messen gerade dieselben Isotope, aber auch so ... Einrichtung, Kalibrierung, das dauert schon mal eine halbe Stunde, dann die Probe noch mal zwei bis drei Stunden, dann wieder alles umrüsten ... Ich wollte eigentlich nicht die ganze Nacht hier verbringen.«
    »Es ist wichtig!«
    »Nun sag schon, worum es geht? Bist du wieder auf Schatzsuche?«
    »Sehe ich aus wie einer, der Tonscherben zusammenklebt?«
    »Heraus mit der Sprache!«
    »Es geht um Höhlenmalereien. Ich will wissen, wie alt sie sind. Und da gibt es Tropfsteine, die sich ganz offensichtlich später gebildet haben.« Patrick hatte natürlich nicht vor, Vitor von dem Artefakt zu erzählen. Stattdessen hatte er ihm nur einen feinen Bohrkern des Steins geschickt.
    »Das ist ja nicht so furchtbar ungewöhnlich, bei einem Wachstum von einem Meter pro zehntausend Jahren kann das schon mal vorkommen. Oder wie groß sind die Tropfsteine?«
    »Unterschiedlich. Aber der Punkt ist: In dieser Höhle dürfte es eigentlich keine Höhlenmalereien geben! Ich will also sicher sein, dass die Tropfsteine tatsächlich so alt sind, wie ich denke, bevor ich von dem Fund erzähle. Sonst stehe ich ziemlich blöd da.«
    »Oh! Also eine kleine Sensation?«
    »Eine große sicherlich nicht, aber du weißt ja um mein etwas angeschlagenes Image.« Damit hatte er untertrieben. Tatsächlich eilte ihm inzwischen der Ruf eines zweifelhaften Schatzsuchers voraus, mit sorgfältiger wissenschaftlicher Analyse hatte man ihn ohnehin noch nie in Verbindung gebracht. Natürlich störte ihn das keineswegs, aber er wusste, dass er bei Vitor damit auf offene Ohren stieß.
    »Und das ist so eilig, dass es nicht eine Woche warten kann, ja?«
    »Vitor, bitte, wenn ich es dir doch sage! Du musst mir helfen!«
    Der Forscher zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht, Patrick ... «
    »Ich lade dich nachher zum Essen ein, einverstanden? Und während die Maschine läuft, unterhalten wir uns über alte Zeiten, hm? Klingt doch nicht so schlecht, oder?«
    »Also gut. Ausnahmsweise. Für die alten Zeiten.«
    »Ich wusste, dass ich mich auf dich verlassen kann, mein Freund!«
    Vitor ging an einen Schrank, holte ein Reagenzglas hervor und stellte es in einen Ständer. »Gut, ich richte erst mal die Maschine ein. Wird eine Weile dauern. Warum holst du uns nicht zwei Kaffee? Die Maschine findest du draußen auf dem Gang.«
    Patrick nickte. Er ging los und ließ sich Zeit. Nun war Vitor beschäftigt, und es hieß, die nächsten Stunden zu überbrücken. Er hatte das Artefakt in seiner Wohnung untersucht. Er wusste, dass es keine Möglichkeit gab, das Alter des Metalls zu bestimmten. Bei manchen Funden konnte man aufgrund der für die Legierung verwendeten Erze oder eines Sedimentkerns, wie man ihn in kruden Arbeiten aus der Eisenzeit manchmal fand, eine Altersbestimmung vornehmen. Aber das Artefakt war eine moderne Arbeit, aus hochwertigem, makellosem Stahl oder einem anderen Metall, es zeigte keine Korrosionsspuren und war gewiss nicht in einem simplen Schmelzofen vor ein- oder zweitausend Jahren gefertigt worden. Solche Objekte waren im analytischen Sinne nahezu zeitlos.
     
    »Wenn Tropfsteine entstehen, enthalten sie Uran 238«, erklärte Vitor später. »Im Laufe der Jahrtausende bilden sich immer neue Schichten, die älteste Schicht ist die innere. Während dieser Zeit zerfällt das Uran zu Uran 234 und dann zu Thorium 230. Die Halbwertzeit von Uran ist bekannt, so dass man also am Verhältnis von Thorium und Uran ermitteln kann, wie lange dieser Prozess schon vorangeschritten ist.«
    »Warum erzählst du mir das alles? Das weiß ich

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