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Projekt Sakkara

Titel: Projekt Sakkara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Wilhelm
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Wissenschaftliche Attache Morgen und der Deutsche Gesandte, Dr. Czibulinski.
    Der Gesandte schritt voran, gefolgt von van Meeteren sowie von Richter, und führte die kleine Gruppe näher an das Flugzeug. Eine fahrbare Gangway wurde bereits herbeigerollt, während sich die Tür der Maschine öffnete. Ein Besatzungsmitglied befestigte die Gangway und verschwand wieder im Inneren, um den Passagieren Platz zu machen. Ein dürrer Mann Anfang vierzig erschien nun, die schwarzen Haare aus der hohen Stirn nach hinten gekämmt. Er hielt sich sorgsam fest, als er leicht humpelnd die Stufen herunterkam. Schließlich stand er am Fuß der Treppe, lächelte und richtete seine stechenden Augen auf das Begrüßungskomitee. Dann streckte er seinen Arm aus.
    »Heil Hitler!«
    »Heil Hitler!«, erwiderten von Richter und van Meeteren.
    Czibulinski reichte dem Mann die Hand. »Willkommen in Kairo, Herr Doktor Goebbels.«
    Es waren keine ägyptischen Delegierten anwesend, da der Besuch inoffiziell und als privat deklariert worden war. Und er war von Seiten Ägyptens und der britischen Verwaltung unerwünscht. Man hatte Goebbels Interviews und öffentliche Auftritte vor Ort untersagt, was die handverlesenen anwesenden Jugendlichen der Deutschen Schule nicht davon abhielt, in überschwängliche Heil-Hitler-Rufe auszubrechen und dem Reichsminister Blumen zu überreichen.
    »Hatten Sie eine angenehme Reise?«, erkundigte sich Czibulinski.
    »Danke.«
    »Sicher brennen Sie darauf, sich die Pyramiden anzusehen. Wir haben die Ausfahrt nach Giseh und Sakkara auf den späten Nachmittag verlegt, wenn es kühler wird. Bis dahin möchten wir Sie zu einem Mittagessen einladen und brennen unsererseits darauf, Neuigkeiten aus Deutschland zu hören.«
    »Ausgezeichnet. Dann sollten wir gleich losfahren.« Goebbels' Blick wanderte über die Gesichter der Anwesenden. »Ist Ihr Attache Morgen hier?«
    Wolfgang Morgen trat vor und reichte dem Mann die Hand. »Das bin ich. Sehr erfreut, Sie kennenzulernen, Herr Reichsminister.«
    Goebbels sah ihn eindringlich an. »Mit Ihnen, Herr Morgen, möchte ich später ein privates Gespräch führen. Bitte richten Sie es ein.«
    »Sehr wohl.«
    »Also dann«, sagte er und schaute wieder in die Runde, »lassen Sie uns keine Zeit verlieren.«
     
    28. September 2006, LSCE, Gif-sur-Yvette
     
    Patrick betrat das Gebäude des Laboratoire de Science du Climate et de l'Environnement, das Labor für Klima- und Umweltwissenschaften, mit eiligen Schritten. Je weniger er zögerte, umso weniger machte er den Eindruck eines Besuchers. In einem so großen Gebäudekomplex mit so vielen Mitarbeitern, die sich nicht alle kannten, war es einfach, sich unauffällig zu bewegen. Er hatte sich mit Vitor verabredet, den er noch aus seinen Tagen in Palenque kannte. Damals waren sie mit Moskitobissen übersät durch den Regenwald gezogen, und er erinnerte sich noch gut an Vitors akademische Begeisterung für die alten Bauten und Steine sowie seine Ausführungen über die Indikatoren für die klimatischen Veränderungen, die die Region angeblich vor mehreren zehntausend Jahren heimgesucht hatten. Nun benötigte er Vitors Hilfe bei der Altersbestimmung des Artefakts, und er hoffte, dass er den jungen Mann dazu bringen konnte, eine Untersuchung vorzunehmen, wie sie sich nur mit der technischen Ausrüstung in diesem Labor vornehmen ließ.
    Problematisch war natürlich, dass Vitor nichts darüber verlauten lassen durfte, was bei dessen Eifer alles andere als selbstverständlich war. Er sah auf die Uhr. Sie waren um sechs im Labor verabredet.
    Patrick fand den Weg schnell, und die Leute, an denen er vorbeikam, beachteten ihn nur flüchtig. Viele waren vermutlich schon nach Hause gegangen.
    »Patrick! Schön, dich zu sehen!«, grüßte ihn der Forscher, als er das Labor betrat. »Da hört man jahrelang nichts von dir, und dann hast du es plötzlich so eilig.«
    »Tut mir leid, Vitor. Ich war viel unterwegs.«
    »Und jetzt soll ich etwas für dich untersuchen, hm? Um was geht es denn? Du warst ja nicht sehr redselig am Telefon.«
    Patrick grinste verschmitzt. »Du kennst mich doch.« Er holte eine Zigarettenpackung heraus. »Darf ich?«
    »Nicht hier drin, tut mir leid.«
    Patrick verstaute die Packung mit einem wehmütigen Achselzucken. »Na gut. Hast du die Probe schon aufbereitet, die ich dir geschickt habe? Du solltest sie heute Morgen per UPS erhalten haben.«
    »Ja. Das heißt, ich habe einen Assistenten darum gebeten. Worum geht es

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