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Projekt Sakkara

Titel: Projekt Sakkara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Wilhelm
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deutete auf die Miniatur.
     

     
    »Sehen Sie die kleinen Hände am Ende der Strahlen und die kleinen Henkelkreuze, die sie halten? Interessanterweise ist die Sonnenscheibe von einem Dreieck mit dem Horusauge überlagert, das ist äußerst ungewöhnlich ... Nun, jedenfalls berichtet der Papyrus davon, dass Echnaton einen Text auf einer Stele hinterlassen hat. Was es ist, müssen wir herausfinden.«
    »Können Sie das alles lesen?«, meinte Patrick mit Blick auf die unzähligen Hieroglyphen.
    »Nun, mein Ägyptisch ist ein bisschen eingerostet. Aber Sir Guardner hat ja schon gute Vorarbeit geleistet.« Peter setzte sich auf einen Stuhl vor dem Schreibtisch und studierte die Bogen. »Sagen Sie, Patrick, könnten Sie mir einen Gefallen tun? Suchen Sie nach einem Wörterbuch, nach Büchern über die Hieroglyphen, vielleicht finden Sie auch die Grammatik von Gardiner.«
    »Guardner hat eine Grammatik geschrieben?«
    »Sir Alan Gardiner. Egyptian Grammar. Steht hier sicherlich irgendwo.«
    »Schön, ich werde mal sehen.«
    Während sich Peter mit der Abschrift des Papyrus beschäftigte, untersuchte Patrick die Regale und zog ab und zu eines der Bücher heraus, um es aufzuschlagen. Es waren allesamt Sachbücher, zu einem großen Teil schwere Bildbände mit schwarz-weißen Fotografien, aber es waren auch wissenschaftliche Abhandlungen dabei, deren Buchstabenberge und Fußnotengeröll vor seinen Augen flimmerten. Er entdeckte eine knorrige Ausgabe der Encyclopaedia Britannica, mehrere fremdsprachige Wörterbücher und endlich die »Egyptian Grammar« von 1927, die er sogleich an Peter weitergab.
    Neben Büchern aus dem Anfang des letzten Jahrhunderts fand er auch ältere Exemplare, deren Wert er nur schätzen konnte. Er entdeckte Bücher mit griechischen, deutschen und französischen Titeln und andere, noch ältere Werke, mit so absonderlichen lateinischen Titeln wie »Delarvatio Tincturae Philosophorum« oder »Achidoxa Medicinae«.
    Patricks Lateinkenntnisse waren nicht ausgeprägt, aber dass die Ausdrücke »Lapis Philosophorum« oder »Tinctura Philosophorum« mit der alchimistischen Suche nach dem sagenhaften Stein der Weisen zu tun hatten, wusste er. Dergleichen Legenden hatten nicht nur Esoteriker, sondern auch Schatzsucher wie ihn schon immer beschäftigt. War der alte Guardner etwa auf der Suche nach dem Stein der Weisen gewesen? Jenem Gegenstand, jenem Element oder Wissen, das angeblich in der Lage war, ewiges Leben zu verschaffen und Blei in Gold zu verwandeln? Besonders für Letzteres konnte er sich durchaus erwärmen.
    »Hier steht«, ertönte bald darauf Peters Stimme vom Schreibtisch her, »dass der Papyrus von Amun-Priestern verfasst wurde, nachdem ihnen ein Mann namens Hatia, der offenbar Schreiber von Echnaton gewesen war, ihnen dies erzählt hatte.«
    »Aha.« Patrick betrachtete gerade ein gerahmtes Dokument an der Wand. Es stellte eine Tafel dar, ähnlich wie man sich eine Gesetzestafel von Moses vorgestellt hätte, und darauf befand sich ein Text in archaischen Zeichen. Im Kopf der Tafel war in lateinischer Schrift die Zeile zu lesen: Contextus Tabulae Hermetice Phoenic. In einem anderen Rahmen, der gleich daneben hing, war ein vergilbtes Dokument zu sehen, das offenbar einem Buch entstammte. Der Text war auf Latein, doch er lief um ein zentrales Motiv: Es war eine Pyramide, in deren Mitte ein Auge leuchtete. Strahlen gingen nach allen Seiten von dem Auge aus. Darunter stand Sic Mundus Creatus Est.
    »Ich verstehe ja nichts davon«, rief er Peter zu, »aber hier ist auch eine Pyramide mit Strahlen zu sehen. Hat das was damit zu tun?«
    »Hm?« Peter sah auf, senkte den Kopf und sah über den Rand seiner Brille in Patricks Richtung. Dann stand er auf und kam zu ihm herüber. Nachdem er das gerahmte Dokument einige Augenblicke studiert hatte, weiteten sich seine Augen.
    »Patrick! Wissen Sie, was das ist?«
    »Papier?«
    »Es ist von Paracelsus! Eines der größten Genies des 16. Jahrhunderts, als es keine Trennung zwischen Wissenschaft, Esoterik, Alchimie und Okkultismus gab. Immer mit einem Bein auf dem Scheiterhaufen, aber einer der Begründer der modernen Medizin ... «
    »Ich weiß, wer Paracelsus war.«
    »Ach so. Nun, was Sie vielleicht nicht wissen, ist, dass er unter anderem ein mehrbändiges Werk verfasste, das er die Achidoxa Medicinae, die Erzdoktrinen der Medizin nannte, in dem er alle seine Heilmethoden beschrieb. Er erklärte aber, dass der Schlüssel zum wahren Verständnis ein zehntes

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