Projekt Sakkara
Eintopf mit Paprika und Reis. Dazu gab es Salat und geschnittenes Fladenbrot.
»Ich hoffe, es schmeckt Ihnen, Gentlemen«, sagte Guardner, der sich lediglich etwas Salat genommen hatte. »Ich hoffe auch, Sie entschuldigen die Einfachheit des Essens. Ich habe in den Jahren in Ägypten eine gewisse Sympathie für die hiesigen Gebräuche entwickelt. Ich habe das Gefühl, dass man während des Ramadans weder Samira nötigen sollte, aufwendig zu kochen, noch dass es angebracht wäre, die ganze Straße in Bratengeruch zu hüllen. Häufig faste ich während dieser Zeit selbst.«
»Es ist wunderbar, vielen Dank«, sagte Patrick, der gerade zum zweiten Mal zugegriffen hatte.
»Haben Sie sich schon einen Eindruck verschaffen können?«, fragte Guardner.
»Ja, in der Tat«, antwortete Peter. »Ihr Vater hat gründliche Vorarbeiten geleistet, und seine Notizen waren sehr hilfreich.«
»Das hatte ich gehofft. Wissen Sie schon, worum es geht?«
»Im Großen und Ganzen, ja.« Peter faltete seine Serviette zusammen und legte sie neben den Teller. »Der Papyrus versetzt uns möglicherweise in die Lage, das Geheimnis Echnatons zu lösen, oder zumindest wirft es ein neues Licht auf ihn.«
»Das klingt ja fantastisch!«
»Darin steht, dass Echnaton durch ein außergewöhnliches Treffen oder Ereignis dazu inspiriert wurde, die Religion seines Volkes zu überdenken und die Kultur neu zu gestalten. Über Details schweigt sich das Dokument aus, doch es berichtet davon, dass Echnaton einen Bericht davon auf einer Stele festhielt.«
»Dann enthielte diese Stele Echnatons also die Erklärung, nach der die Ägyptologen immer suchen?«
»So scheint es zu sein. Aber was noch viel interessanter ist, ist die Zeichnung dieser Stele in dem Papyrus. Der detaillierte Text des Steins ist dort nicht wiedergegeben, wohl aber ein zentrales Symbol: eine Pyramide mit einem Auge, und Arme wie die des Aton, die aus der Pyramide nach allen Seiten hin strahlen. Das Symbol ist beschriftet mit Allsehendes Auge Thots, Quelle aller Weisheit. Hierin sah Ihr Vater eine Verbindung zum noch heute bekannten Symbol des Allsehenden Auges, das eines der zentralen Motive im Bereich Religion, Alchimie, Okkultismus und Esoterik ist.«
»Das Allsehende Auge?«
»Sie kennen es vielleicht aus dem christlichen Kontext. Es wird als das Auge des allsehenden und allgegenwärtigen Gottes bezeichnet. Es ist von einem Dreieck umschlossen, das die göttliche Trinität von Vater, Sohn und Heiligem Geist darstellen soll. Tatsächlich ist es weit älter als das Christentum und hat, wie andere Symbole auch – nehmen Sie nur das Pentagramm oder das Swastika – eine Bedeutungswandlung erfahren. Der tatsächliche Ursprung liegt im Dunklen, stand aber immer in Verbindung mit großer Macht, Allwissenheit und Weisheit. Dieser Zusammenhang wurde Ihrem Vater offenbar bewusst, als er Spuren dieses Symbols aus so früher Vergangenheit fand.«
Guardner nickte. »Ja, das klingt einleuchtend. Aber wenn Sie sagen, in dem Papyrus sei nicht der Wortlaut der Stele des Echnaton wiedergegeben, wie kommen Sie jetzt weiter?«
»Diese Frage hat sich Ihr Vater sicherlich auch gestellt, denn aus diesem Grund hat er den Papyrus eingehend untersucht und nach versteckten Hinweisen gesucht.«
»Wäre es nicht wahrscheinlich, dass die Stele in Echnatons Grab liegt?«, fragte Guardner.
»Aber man hat sein Grab noch nicht gefunden, richtig?«, fragte Patrick.
»Nun, Echnaton hatte in seiner Stadt, Tell el-Amarna, mehrere Grabstätten für sich vorgesehen. In den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts sind umfangreiche Ausgrabungen dort vorgenommen worden, besonders von Sir Flinders Petrie, einem der Urväter der Archäologie. Damals schon stellte man fest, dass diese Gräber bereits in der Antike von Gegnern der Aton-Religion verwüstet worden waren. Hätte man dort eine Stele mit einem so bedeutenden Text gefunden, hätte Sir Guardner mit Sicherheit davon erfahren.«
»Wenn die Stele tatsächlich so viel über Echnaton verrät, ist es doch sehr wahrscheinlich, dass sie bisher überhaupt noch nicht gefunden wurde«, sagte Patrick. »Entweder sie ist also noch irgendwo in der Wüste vergraben, oder sie wurde schon vor mehreren tausend Jahren zerstört.«
»Es gibt noch die Möglichkeit«, wandte Peter ein, »dass sie zwar entdeckt wurde, aber schon zu einer Zeit verschollen ist, als noch niemand die Hieroglyphen entziffern konnte.«
»Das hilft uns natürlich auch nicht weiter«, sagte
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