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Projekt Sakkara

Titel: Projekt Sakkara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Wilhelm
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der Oberfläche des Steins waren kopiert worden. Peter staunte über die Meisterschaft, mit der hier gearbeitet worden war. Auch im Book of Kells fanden sich winzige Ornamente, die dem Evangelium im Mittelalter den Ruf eingetragen hatten, das Werk von Engeln zu sein, denn man glaubte, niemand anders sei zu solcher Kunst fähig. Aber die Abbildung der Stele, die Peter vor sich sah, übertraf jene Zeichnungen bei weitem.
    Patrick, dem die Alte in der Zwischenzeit Stifte und Papier besorgt hatte, reichte das Material seinem Kollegen, der es erst eine ganze Weile später bemerkte, da er so ergriffen von der Betrachtung der Abbildung war. Dann nahm er die Utensilien und begann mit der akribischen Abschrift der Stele.
    Erst drei Stunden später verließen sie die Bibliothek.
     
    Am nächsten Morgen trafen sie sich am Empfang des kleinen Hotels. Peter saß auf einem lederbezogenen Stuhl, die Reisetasche neben sich auf dem Boden, und studierte seine Notizen. Als er Patrick sah, stand er auf.
    »Guten Morgen, Peter«, grüßte ihn der Franzose. »Haben Sie schon ausgecheckt?«
    »Noch nicht.«
    Patrick ging zum Empfangsschalter, woraufhin eine junge Frau aus einem Nebenraum kam und seinen Schlüssel entgegennahm. Sie hantierte hinter dem Tresen und holte dann eine hölzerne Schachtel hervor, etwa so groß wie ein Schuhkarton.
    »Dies ist heute Morgen für Sie abgegeben worden.«
    »Für mich? Von wem ist es?«
    »Der Mann ist sofort wieder gegangen. Er hat nicht gesagt, wie er heißt.«
    Patrick nahm die Box entgegen, als Peter neben ihn trat. Sie war überraschend leicht und mit einigen Strängen aus Kordel oder Bast umwickelt. Auf der Oberseite prangten in das Holz eingebrannte Hieroglyphen.
    »Sehen Sie sich das an, Peter!«
    Peter zog seine Brille hervor und betrachtete die Zeichen, während Patrick die Schnüre löste. Schließlich hatte der Franzose den letzten Knoten geöffnet und hob den Deckel der Schachtel an. In der Box sahen sie einen Beutel aus schwarzem Leinen, der auf einem Bett aus feinem Sand lag. Der Beutel war ebenfalls mit einer Kordel zugebunden, die mit einem dunkelroten Siegel zusammengehalten wurde. In der erstarrten Masse waren altägyptische Zeichen zu sehen.
    Ohne den Beutel anzuheben, untersuchte Peter das Siegel.
     

     
    »Das ist kein gutes Zeichen«, sagte er dann.
    »Kennen Sie es?«
    »Sehen Sie den liegenden Hund im oberen Teil? Das ist Anubis, der Hüter des Totenreichs ... «
    »Das ist mir inzwischen bekannt.«
    »Ach, tatsächlich? Nun, darunter erkennt man neun kniende Gefangene. Sie repräsentieren die Feinde Ägyptens. Dies ist das Siegel einer Nekropole, wie man es in Theben verwendet hat. Mit diesem Zeichen hat man Gräber und Sarkophage versiegelt.«
    »Wollen Sie damit sagen, dass uns jemand ein paar alte Knochen geschickt hat?«
    »Ich weiß es nicht, aber ich würde vorsichtig sein ... «
    »Ach was«, meinte Patrick, der sich nun am Siegel zu schaffen machte. »Vielleicht ist es ja auch ein Grabschatz?« Mit diesen Worten brach er das Siegel und löste die Schnüre. Dann öffnete er den Beutel und sah hinein.
    Mit einem aggressiven Fauchen stieß der Kopf einer Schlange hervor. Patrick konnte gerade noch rechtzeitig seine Hand wegreißen. Die Dame hinter dem Tresen stieß einen entsetzten Schrei aus. Peter, der direkt neben der Schachtel stand, war wie erstarrt und sah mit großen Augen das Reptil an, das sich langsam aus dem Beutel schlängelte und sich bedrohlich zischend aufrichtete.
    »Merde!«, rief Patrick atemlos. »So eine Scheiße! Peter, gehen Sie zur Seite!«
    Peter konnte seinen Blick nicht von der Schlange nehmen. Sie fixierte ihn, fauchte, züngelte und schien ihn mit den schwarzen Punkten ihrer Augen zu durchdringen.
    »Peter! Gehen Sie beiseite!«
    Mit größter Mühe gelang es dem Professor, einen klaren Gedanken zu fassen. Dennoch schien es ihm, als könne er sich lediglich in Zeitlupe bewegen. Er setzte ein Bein nach hinten, beugte sich dann zurück und rückte so einen halben Meter von dem Tier fort.
    Nun standen sie beide außerhalb der Reichweite des Reptils, das weiterhin in seiner Drohgebärde aufgerichtet war.
    »Was ist das für eine Schlange?«, fragte Peter. »Ist sie giftig?«
    »Nur weil ich schon mal im Urwald war, bin ich noch lange kein Fachmann für dieses Viehzeug! Ich habe jedenfalls keine Lust, es auszuprobieren.«
    »Sollen wir die Polizei holen?«
    »Na klar, dann greifen Sie doch mal zum Telefon. Ist direkt hinter dem

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