Projekt Sakkara
spitzfindig«, erwiderte Frater Apophis nun, und aus einer Stimme klang Verärgerung. »Wir werden darüber beraten müssen. Und während dieser Zeit sollst du eine Aufgabe für uns übernehmen.
»Nur, wenn sie meinem Willen entspricht«, entgegnete sie.
»Das wird sie«, sagte der Mann mit einem drohenden Unterton, »denn es ist dein Wille, dir keine Feinde zu machen. Noch schützt dich deine scharfe Zunge und unser Schwur allen Brüdern und Schwestern gegenüber. Aber deine Mitgliedschaft kann schneller vorbei sein, als du vielleicht ahnst. Also wirst du tun, was wir dir auftragen.«
Innerlich zuckte sie zusammen. Hier war also die Grenze. Sie gab im Grunde nicht viel auf die Drohungen dieser Leute, aber sie wollte selbst entscheiden, wann und wie sie sich von diesem Mummenschanz zurückzog. Eine Schar religiöser Eiferer wollte sie ungern an ihren Fersen haben. Daher hörte sie sich an, was der Vorsitzende des Ordens ihr zu sagen hatte.
7. Oktober 2006, Guardner Residence, Kairo
Am frühen Nachmittag trafen sie sich im Salon. Oliver Guardner saß am Kopfende des Tisches, während ihn Peter und Patrick flankierten. Peter hatte eine Sammlung von Papieren dabei und breitete sie vor sich aus.
»Wir haben eine große Menge Informationen gesammelt«, sagte er an den Alten gewandt, »und möchten Ihnen den Stand mitteilen. Außerdem haben wir Fragen, bei denen Sie uns vielleicht behilflich sein können.«
»Ich werde mein Bestes tun«, erwiderte Guardner.
»Unsere Reise nach Rhodos war sehr erfolgreich. Ich habe die Zeit gestern und heute genutzt, um das Material zu studieren, und nun können wir Ihnen mehr über die Suche Ihres Vaters sagen.«
Peter schob das Blatt nach vorn, auf dem er die Abschrift der Stele angefertigt hatte. »Wie wir vermutet hatten, gab es die Stele tatsächlich, die in dem Guillaume des Baux Codex, dem Verhörprotokoll des Templers, als Tabula Smaragdina bezeichnet wurde. So sah sie einmal aus, aus grünem Marmor und umfangreich beschriftet. Sie wurde von den Johannitern im Großmeisterpalast aufbewahrt. Dort ist sie auch verblieben, nachdem die Ritter von den Türken im 16. Jahrhundert vertrieben wurden. Wir haben die Stele in einem Keller des Palasts gefunden. Leider war sie vollkommen zertrümmert, so dass auch die Inschrift nicht mehr zu identifizieren war.«
»Dann hat man sie mutwillig zerstört?«
»Das lässt sich annehmen. Als Patrick und ich die Teile zusammengesetzt hatten, war zu erkennen, dass man nicht nur die Hieroglyphen herausgeschlagen hatte – tief in die Oberfläche war ein großes Hakenkreuz eingemeißelt.«
»Ein Hakenkreuz, sagen Sie?« Guardner horchte auf.
»Ja. Fragen Sie mich nicht, wie es dort hinkam. Vielleicht waren es die Deutschen, die Rhodos gegen Ende des Krieges eine Zeit lang besetzt hatten. Aber darüber lässt sich nur spekulieren. Irgendjemand scheint die Stele jedenfalls vor nicht allzu langer Zeit gefunden zu haben. Aber darauf komme ich noch. Viel interessanter ist, dass wir in der Türkischen Bibliothek von Rhodos glücklicherweise einen Bericht aus dem 16. Jahrhundert fanden, der eine exakte Abbildung der Stele enthielt.« Er deutete auf das Blatt. »Dies ist eine Abschrift davon.«
Guardner lächelte, während er der Erklärung lauschte und die Zeichnung betrachtete. Fast schien es, als erkenne er darin etwas lange Verlorengegangenes. Vielleicht war es eine Erinnerung an seinen Vater und das Bewusstsein, dass dieses Bild ihn seinem Vater und dessen Suche nahebrachte.
»Wie Sie sehen«, fuhr Peter fort, »enthält die Stele als zentrales Motiv tatsächlich jene Pyramide, das Auge und die Strahlen, die von der Sonnenscheibe Aton ausgehen. So ähnlich war das auch in dem Papyrus abgebildet, den Ihr Vater aus dem Grab Tutanchamuns erhalten hatte. Ich habe den Text übersetzt, und was sich daraus ergibt, ist erstaunlich.« Peter zog ein weiteres Papier hervor und setzte seine Brille auf. »Es beginnt mit den Worten
Der Bericht von seiner Majestät, dem König von Ober- und Unterägypten, Starker Stier, groß an Königtum in Achetaton, geliebt von Aton, Echnaton, möge er leben in alle Ewigkeit.
Das geht noch eine Weile so weiter, der Text führt alle möglichen Titel und Ehrenbekundungen über Echnaton auf, wie es damals üblich war. Und dann geht es über in eine Erzählung. Hier:
Der unsterbliche und von Aton geliebte Herrscher, Echnaton, er spricht:
In jungen Jahren wandelnd in der Stadt der Toten,
nahe dem ewig
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