Projekt Sakkara
friedvollen Buddhismus zu Hause ist. Die Nazis waren kriminell, ohne Frage, und zugleich endlos verwirrt und auf der Suche nach einer beliebig weit hergeholten Berechtigung für ihren Wahn. Natürlich beschäftigten sie sich mit Legenden und Objekten der Macht. Und die Tabula Smaragdina zählt zu den bekanntesten. Sie waren auf der selben Spur wie wir!«
»Und das finden Sie faszinierend? Das ist doch eher ein Grund mehr, dass wir keine Chance haben, sie jemals zu finden.«
»Sehen Sie nicht so schwarz. Sie haben den Stein gesehen: von Smaragd keine Spur. Als tonnenschwerer Brocken Marmor so gut wie wertlos – aber die Inschrift ist mit Sicherheit gerettet worden, bevor man den Stein zerstörte, damit er niemandem mehr in die Hände fällt.«
»Sie glauben, dass es eine Abschrift gibt?«
»Ich bin mir sehr sicher. Und ich denke auch an die Zeichnung, die wir in der Wand gefunden haben. Außer den Deutschen haben möglicherweise noch andere Leute die Stele gesehen. Kundige Personen, die in der Lage waren, Teile der Inschrift zu kopieren. Oder vielleicht einen wichtigen Hinweis. Vielleicht sogar das wichtigste Detail.« Er holte das Papier hervor, auf das er die Hieroglyphen abgeschrieben hatte. »Sehen Sie?«
Patrick beäugte die Zeichnung. »Was sagt es Ihnen?«
Peter deutete auf die einzelnen Zeichen. »Also wie gesagt: Links steht der Name eines Pharaos, rechts daneben eine Pyramide. Vermutlich stellt sie sein Grabmal dar. Die Pyramide ist stufig, ein deutliches Unterscheidungsmerkmal. Darunter steht noch ein Text, vielleicht auch nur ein Name, etwas Zentrales. Zurück in Kairo werde ich das übersetzen können. Nur zu schade, dass wir nicht den ganzen Text haben.«
Patrick blickte zur Seite. Aus dem Augenwinkel hatte er ein Gesicht gesehen. Einige Tische weiter saß eine blonde Frau, die sich gerade erhob. Patrick stand auf und schob sich zwischen den Stühlen hindurch, versuchte, sie zu erreichen, doch es gelang ihm nicht, sie einzuholen. Als er an den Tisch kam, an dem sie gesessen hatte, war sie bereits verschwunden, in der Menschenmenge untergetaucht. Schon drängten neue Gäste an den freien Tisch, und Patrick nahm nur noch einen Prospekt an sich, den die Frau hier hatte liegen lassen. Einen Moment lang blieb er unschlüssig stehen, versuchte, sie in der Menge ausfindig zu machen. Aber es war aussichtslos, und so kehrte er zu Peter zurück.
»Was war denn los?«, fragte der Engländer.
»Dieses Mal hätte ich schwören können, dass sie es war.«
»Wieder Stefanie?«
»Ja ... Ach, zum Henker!« Patrick holte eine Zigarette aus seiner Tasche und rollte sie auf dem Tisch gerade. »Am Ende werde ich noch zum Romantiker.«
»Was haben Sie denn da mitgebracht?«
Patrick drehte den Prospekt mit einem Schulterzucken in den Händen. »Lag auf dem Tisch.«
»Aber auf Deutsch!«, stellte Peter fest.
»Und wenn schon. Die halbe Stadt ist ja in der Hand deutscher Touristen.«
»Und sehen Sie mal!« Peter deutete auf einen Textabsatz. »Natürlich! Was für eine tolle Idee!«
»Jetzt bin ich aber gespannt.«
»Ich hätte selbst daran denken sollen! Erinnern Sie sich, dass ich Ihnen erzählte, dass die Türken die Insel eroberten und den Orden der Hospitaler vertrieben? Die Sarazenen waren bekannt für ihre Wissenschaft. Sie waren auch hervorragende Geschichtschreiber. Es gibt ausführliche zeitgenössische Berichte über die Belagerung von Rhodos und die Schlacht. Es soll hier in Rhodos eine Türkische Bibliothek geben, wo noch viele dieser alten Handschriften aufbewahrt werden, die nie ins Griechische oder irgendeine andere Sprache übersetzt worden sind. Es ist doch sehr gut vorstellbar, dass man dort einen Bericht über den Palast, die Funde und sogar die Stele findet.«
»Nicht schlecht. Aber dann haben wir ein anderes Problem.«
»Wie das?«
»Die Frau, wegen der ich einen Sommer hier verbrachte, Alina: Sie war türkischer Abstammung, und ihr Vater arbeitete für die besagte Türkische Bibliothek. Sie hat mir das Gebäude gezeigt, es ist nicht weit von hier, die Straße hinauf.«
»Na, das klingt doch hervorragend!«
»Aber der Zutritt ist strengstens untersagt. Man müsste außerordentlich gut mit der türkischen Gemeinschaft hier verbunden sein, um da reinzukommen.«
Peter hob eine Augenbraue.
»Was?«, fragte Patrick. »Was sehen Sie mich so an?«
Wenig später waren sie auf dem Weg durch die Gassen.
»Ich halte das für keine gute Idee ... «, sagte Patrick.
»Aber sicher doch. Sie
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