Projekt Sakkara
Tresen.«
»Machen Sie doch einen besseren Vorschlag.«
»Bleiben Sie einfach ruhig stehen«, sagte Patrick und entfernte sich rückwärts. Dann ging er in einem großen Bogen um den Tresen herum. »Und jetzt zappeln Sie ein bisschen herum.«
»Herumzappeln ?«
»Ja, lenken Sie das Biest ab. Nun machen Sie schon!«
Peter machte unbeholfene Handbewegungen in Richtung der Schlange, und tatsächlich drehte sie ihren Kopf zu ihm herum und fauchte erneut.
»Ist wohl ein richtig aggressives Vieh«, meinte Patrick, der sich nun hinter dem Tresen an die Schachtel herangeschlichen hatte. Dann griff er plötzlich nach vorn und versetzte dem Deckel einen Schlag, so dass er zuklappte. Die Schlange war wieder in der Box gefangen.
»Ein Geschenk von Herzen, würde ich sagen«, bemerkte Patrick.
Kapitel 8
7. Oktober 2006, Ordensbaus des O.T.M.A, Kairo
Schwester Lilith betrat den Meistersaal des Ordens und ging auf die drei Männer zu, die an der Stirnseite des großen Raums an einem Tisch saßen und ihr entgegenblickten. Sie waren in schwarze Roben gekleidet, jede mit einer Kapuze, so dass das Gesicht im Schatten lag. Lilith lächelte in sich hinein: Ironischerweise eiferten die Brüder damit den Traditionen christlicher Mönche nach – alles, um einen Anschein von Weisheit und Bedeutsamkeit zu schaffen.
Ein einzelner Stuhl stand vor den Anwesenden wie eine stille Aufforderung. Sie setzte sich.
Der Mann in der Mitte war Frater Apophis. Er bedachte Lilith mit einem langen Blick, den sie ruhig erwiderte. »Wir haben dich gerufen«, sagte er schließlich, »um über deine Geisteshaltung zu sprechen.«
Sie nickte. Sie hatte nichts anderes erwartet.
»Seit du bei uns bist, hast du alle Belehrungen sehr aufmerksam verfolgt, du hast deinen Grad schneller erreicht als jeder andere Bruder und jede andere Schwester vor dir. Du hast eine Gabe, Schwester Lilith.«
Wieder nickte sie.
»Wir haben uns beraten«, fuhr der Mann fort. »Schon seit einiger Zeit reden wir darüber. Wir möchten dich in den nächsten Grad einweihen. Mehr als jeder andere strebt dein Geist nach Weisheit.«
Lilith wartete, dass er endlich zum Punkt kommen würde.
»Du kennst die Bedingungen und Rituale, Schwester, und es sind nicht nur Traditionen. Sie leiten sich direkt von unserem Meister her, und es gibt keinen Weg, wie wir von ihnen abweichen können.«
Dieses Mal nickte sie nicht.
Frater Apophis beugte sich nun ein wenig vor und legte den Kopf schief. Er versuchte, ein gütiges Lächeln auf sein Gesicht zu legen. »Schwester Lilith, du hast dich an den gemeinsamen Riten und Einweihungen bisher nicht beteiligt. Die Gemeinde vermisst dich und deine Liebe. Ohne diese Einweihungen können wir unseren gemeinsamen Geist nicht teilen. Etwas in dir ist nicht gelöst, nicht bereit zu empfangen. Und das bereitet uns Sorge. Es ist doch dein Wille, dich weiterzuentwickeln, nicht wahr?«
Lilith sah von einem der Männer zum anderen. Sie kannte sie alle drei. Jeder doppelt so alt wie sie selbst, maßten sie sich ein mystisches Hoheitswissen an, dessen Grundlagen sie bereits nach wenigen Wochen erfasst und schnell durchleuchtet hatte. Der Gründer der Ordens hatte Belehrungen zusammengetragen, die in ihrer Fülle erstaunlich waren, aber deren Tiefe und Weisheit vieles vermissen ließen. Es war ein absonderliches Potpourri aus verschiedensten religiösen Ansätzen, philosophischen Ideen aus allen Jahrtausenden und hausgemachter Küchenmystik. Diese alten Herren hatten nichts, was sie ihr geben konnten, und sie hatte nicht vor, sich ihnen durch die erwähnten Riten zu übergeben. Sie hatte geahnt, dass sie das Spiel nicht ewig würde treiben können.
»Es ist mein Wille, mich weiterzuentwickeln«, antwortete sie, »ich teile meine Liebe mit der Welt, und ich würde sie verraten, wenn ich meine Brüder und Schwestern bevorzugte. Ich kann, ja darf sie nur alle gleich behandeln, ohne mir durch meine Ungerechtigkeit große Schuld aufzuladen.«
Frater Apophis nickte lächelnd.
»Aber weil ich meine Liebe nicht mit der ganzen Welt teilen kann«, fuhr sie fort, »darf ich sie, um der Gerechtigkeit willen, niemandem auf eine andere Art zukommen lassen. Ich muss alle gleich lieben, und dies kann nur eine geistige Liebe sein.«
Der Vorsitzende bedachte die anderen beiden Männer mit einem Seitenblick und hochgezogenen Augenbrauen. Sie schwiegen weiterhin, einer zuckte mit den Schultern, dann nickte er leicht. Der andere tat es ihm gleich.
»Du bist reichlich
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