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Projekt Sakkara

Titel: Projekt Sakkara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Wilhelm
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übersehen haben. Wurden nicht in den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts, also zu Zeiten Ihres Vaters, umfangreiche Arbeiten dort vorgenommen?«
    »Ja«, pflichtete Guardner eifrig bei. »Mein Vater erzählte oft davon. Jetzt ahne ich natürlich, woher sein besonderes Interesse an Sakkara kam. Er war gut mit Monsieur Lauer bekannt, der damals die Restaurationsarbeiten am Djoser-Komplex leitete. Lauer hat seine Arbeiten natürlich auch veröffentlicht. Aber die Nekropole ist groß, und selbst heute wird dort noch gegraben. Sicherlich gibt es inzwischen viel neues Material. Ich werde Ihnen alle aktuellen Publikationen besorgen. Benötigen Sie einen Internetanschluss? Ich werde Ihnen alles einrichten lassen. Einen Computer und was man so dafür benötigt. Ich verstehe nichts davon, aber der Sohn eines alten Freundes kann das erledigen.«
    »Das ist überaus großzügig von Ihnen, Mister Guardner.«
    »Ach was.« Er machte eine wegwerfende Handbewegung. »Es soll Ihnen an nichts fehlen!«
    »Ich überlege, ob ich mich noch einmal mit Melissa treffen sollte«, meinte Patrick.
    Peter sah ihn vielsagend an.
    »Was?« Patrick zuckte mit den Schultern. »Zu Recherchezwecken natürlich! Und dann ist da noch dieser Amerikaner, Jason. Vielleicht ist der auch noch zu greifen.«
    »Jason? Der Mann aus der Cafeteria? Sagten Sie nicht, dass er ein eher unangenehmer Mensch war?«
    »Ja, schon. Aber er schien recht mitteilungsbedürftig, und vielleicht kann er uns ein paar interessante Stichwörter liefern. Theorien, von denen wir noch nie etwas gehört haben.«
    »Sie werden sich denken können, was davon zu halten ist.«
    »Sicher, aber ein unverfängliches Gespräch ist es doch wert, oder? Abgesehen davon treffe ich ihn vielleicht ohnehin, wenn ich noch einmal ins Museum gehe.«
    »Wenn Sie meinen ... Und dass ich von Miss Joyce und ihrer Sekte nichts halte, wird Sie sicherlich auch nicht von Ihren Plänen abhalten, hm? Von wegen esoterische Zirkel und so weiter ... «
    »Als Forscher muss man manchmal bereit sein, kalkulierte Risiken einzugehen«, erwiderte Patrick und grinste.
     
    31. Juli 1940, Ägyptisches Museum, Kairo
     
    Die Hitze auf dem Vorplatz des Museums war nahezu unerträglich. James beschleunigte seine Schritte. Kurz darauf betrat er an zwei britischen Soldaten vorbei, die den Eingang flankierten, das Gebäude. Die schattigen Hallen nahmen der Sonne einen Teil ihrer brennenden Kraft, aber die Luft im Inneren war dennoch stickig und warm.
    James kannte sich im Museum aus, aber noch nie war er mit einer so genauen Vorstellung davon, was er suchte, hierhergekommen. Die Ausstellungsstücke im Erdgeschoss waren chronologisch geordnet. Daher wandte er sich nach links zu den Ausstellungsstücken des Alten Reiches. Hier standen Exponate, die bei den Ausgrabungen in Sakkara und in den Grabanlagen des Pharaos Djoser in den letzten zwanzig Jahren zutage gekommen waren.
    James konnte sich nicht erinnern, jemals etwas im Museum gesehen zu haben, das in etwa dem entsprach, was er suchte. Daher betrachtete er jedes einzelne Stück, jede Statue, jede Stele, jedes Säulenfragment. Alles konnte vielleicht einen entscheidenden Hinweis enthalten.
    Seit Beginn des Krieges standen die meisten Grabungen im Land still, und so gab es nichts zu sehen, was er nicht bereits kannte. Er verbrachte keine Viertelstunde in den Räumen des Alten Reiches, bis er erkannte, dass es zwecklos war.
    Er erweiterte seine Suche über die restlichen Räume des Erdgeschosses und die große Halle, aber überall bot sich ihm der vertraute Anblick der bereits identifizierten Statuetten, Reliquien, Steine und Preziosen. Es war nichts dabei. Aber es hätte ihn auch gewundert.
    Natürlich bestand die Möglichkeit, dass man das fragliche Stück bisher einfach noch nicht gefunden hatte. Aber die Grabungen und Restaurationen in Sakkara waren so umfangreich, dass er es sich nicht vorstellen konnte.
    Es gab noch einen Ort, eine wahre Schatzkammer, viel größer als die Ausstellung im Museum: den Fundus im Untergeschoss des Museums. Alles, was bisher nicht restauriert oder nicht endgültig katalogisiert war oder einfach nicht in die Ausstellung passte, fand sich in den weiträumigen Kellergewölben des Gebäudes. Hunderte von Gefäßen, Töpferwaren, mumifizierte Tiere, hölzerne Sarkophage, kleine Steintafeln und Mauerreste wurden dort gelagert.
    Und dort würde James seine Suche jetzt fortsetzen – nach dem Pyramidion des Djoser.
     
    7. Oktober 2006,

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