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Projekt Sakkara

Titel: Projekt Sakkara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Wilhelm
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Ägyptisches Museum, Kairo
     
    »Hallo Patrick!«
    Melissa winkte erfreut, als sie den Franzosen im Eingangsbereich des Museums entdeckte.
    »Ich bin gerade fertig mit meiner letzten Führung. Was machst du hier? Wollen wir etwas unternehmen?«
    »Deswegen bin ich hier.«
    »Prima! Ihr habt wohl einen freien Abend heute?«
    »Wir haben uns den Job aufgeteilt. Der Professor die Arbeit, ich das Vergnügen.«
    Melissa lachte auf. »Wunderbar. Ich muss aber vorher noch einmal nach Hause. Soll ich dich mitnehmen? Dauert nicht lange.«
    »Nun ... ja, warum nicht? Wo möchtest du denn nachher hin?«
    Melissa hakte sich bei Patrick ein und führte ihn nach draußen. »Ich weiß nicht. Bestimmt fällt mir noch etwas ein.«
    Ihr Wagen stand in einer nahe gelegenen Seitenstraße. Melissa lenkte ihn souverän durch den dichten Feierabendverkehr. Die Fahrt dauerte länger als bei ihrem letzten Treffen, und sie unterhielten sich über die Eigenheiten der Stadt, ihrer Bewohner und die Besonderheiten des kulturellen Flickenteppichs, der Kairo so vielschichtig machte. In einer etwas ruhigeren Wohngegend parkten sie. Während sie zuvor mitunter durch ganze Viertel hoher blassgelber und grauer Wohnblocks gefahren waren, bestand die Nachbarschaft hier aus einer Vielzahl niedriger Häuser. Einzelne Bäume standen tapfer am Straßenrand, über die Mauern der einzelnen Gründstücke ragten allerlei frische Stauden und Büsche hervor. Auch wenn es nicht die teuerste Wohngegend war und keinem Vergleich mit den Villen und dem üppigen Grün Zamaleks standhielt, schien es sich hier ganz offenbar angenehm leben zu lassen.
    Als Patrick Melissas Haus betrat, bemerkte er als Erstes den süßen und etwas harzigen Geruch, den er bisher für ihr Parfüm gehalten hatte. Nun war er um einiges intensiver. Zudem war die Luft im Inneren genauso warm wie draußen.
    »Puh«, sagte er. »Hast du keine Aircondition?«
    »Doch, doch«, erklärte sie, während sie ihre Schuhe im Flur auszog, »aber die mache ich nur vor dem Zubettgehen ein bisschen an. Sonst erkältet man sich zu schnell. Ziehst du dir auch die Schuhe aus, ja?«
    Patrick kam ihrer Bitte nach und folgte ihr dann ins Wohnzimmer. Dabei musste er einen dünnen schwarzen Vorhang beiseiteschieben, der den Flur abtrennte. Das Wohnzimmer war nur spärlich möbliert. In der Mitte lagen unzählige Kissen auf einem großen Teppich. Die mit Leder und besticktem Stoff bezogenen Sitzkissen waren um einen kaum dreißig Zentimeter hohen, quadratischen Holztisch verteilt. In den Ecken des Raums standen niedrige Kommoden und Beistelltischchen, auf die allerlei Dinge drapiert waren: Laternen aus Messingblech mit ausgestanzten Sternen, Blumentöpfe aus Terrakotta mit winzigen Kakteen, geschnitzte Tierfiguren, Duftlampen und schmale Schalen, in denen Räucherstäbchen steckten.
    »Gemütlich.«
    »Ja, nicht? Setzt dich irgendwo hin. Ich werde mich nur schnell umziehen.«
    Patrick ließ sich leicht amüsiert auf den Kissen nieder. Er hatte sich vorgenommen, sich an diesem Abend nicht mehr so einfach von Melissa überraschen zu lassen. Außerdem wollte er sich mit ihr über das Museum unterhalten. Vielleicht konnte sie ihm auch etwas über Sakkara und die dortigen Ausgrabungen erzählen. Sein Blick wanderte durch den Raum. An einer Wand entdeckte er ein Schwarzweißfoto, das einen starr dreinblickenden Mann zeigte. Er stützte sich mit den Ellenbogen auf einen Tisch und presste seine Fäuste an die Schläfen, so dass die Daumen wie Hörner zu den Seiten zeigten. Er trug einen dreieckigen Hut, auf dessen Stirnseite ein nach allen Seiten hin strahlendes Dreieck abgebildet war. Patrick stand auf und sah sich das Bild genauer an. In der Mitte des Dreiecks war ein Auge zu sehen. Es war das Symbol des Allsehenden Auges, das sie verfolgte, seit sie nach Kairo gekommen waren. Auf dem Tisch neben dem Mann befand sich ein Buch, auf dessen Vorderseite ein fünfzackiger Stern geprägt war. Offensichtlich hatte das Foto irgendeine esoterische Bedeutung. Patrick musste an Peters Erläuterungen zu dem Orden denken, dem Melissa angehörte. Vielleicht war der Mann auf dem Bild Aleister Crowley?
    Patrick ging durch den Raum und untersuchte die Räucherstäbchen. Sie waren es, die jenen intensiven Geruch verströmten. Altertümlich, rauchig, aber auf eine besondere Weise betörend. »Patchouli«, las er auf einer danebenliegenden Packung. Er war nur dankbar, dass sie nicht brannten.
    Auf einem schmalen Bord an der Wand standen

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