Projekt Sakkara
Ägypter es überhaupt geschafft haben sollen, die Pyramiden zu bauen. Wenn Sie schon in Giseh gewesen sind, dann haben Sie mit eigenen Augen gesehen, wie groß so ein einzelner Block ist. Die Steine wiegen im Schnitt zweieinhalb, einige sogar bis zu fünfzehn Tonnen. Es hat noch niemand eine vollkommen plausible Erklärung dafür gefunden, wie diese Klötze transportiert und bis zur Spitze der Pyramide bewegt wurden. Und zwar nicht nur ein paar hundert oder tausend, sondern schätzungsweise über zwei Millionen Stück. Es müsste ein phänomenaler Aufwand betrieben worden sein – und zugleich gibt es keine einzige Urkunde der Ägypter, die wir kennen, in der der Bau der Pyramiden beschrieben wird. Das alleine sollte reichen, um einen stutzig werden zu lassen, finden Sie nicht? Aber es geht noch weiter. Die zentimetergenaue Präzision, mit der das gesamte Bauwerk errichtet wurde! Und man hat Bohrungen gefunden, wie sie nur mit modernen Diamantkernbohrern erzeugt werden können. Niemand kann erklären, wie man das zweitausend Jahre vor Christus fertiggebracht hat. In Abydos finden sich Hieroglyphen, die moderne Geräte zeigen, sogar ein Hubschrauber ist zu erkennen.« Jason sah die beiden an. »Ja, ich weiß, das alles sind für die moderne Wissenschaft keine Beweise. Aber Indizien sind es allemal. Hinweise darauf, dass die Ägypter über weit mehr Wissen verfügten, als wir heute ahnen. Oder aber – was viel wahrscheinlicher ist – über Technologie, die sie selbst nur geerbt hatten und nicht selbst erklären und fortführen konnten.«
»Sie meinen, es hat ein fortschrittliches Volk gegeben, aus dem die Ägypter hervorgegangen sind?«
»Nun, vielleicht nicht direkt hervorgegangen. Aber ich bin sicher, dass es so etwas wie eine intellektuelle Hinterlassenschaft gab. Bedenken Sie: Als die komplexe Hieroglyphenschrift irgendwann 3000 vor Christus aus dem Nichts auftauchte, war sie bereits mehr oder weniger voll entwickelt. Aber wo kam sie her, wer hat sie erfunden? In den sehr ausführlichen Legenden wird von der Gottheit Thot berichtet, dem Kulturbringer, der den Ägyptern die Sprache, das Wissen und die Schrift brachte. Klingt das nicht nach einer Art ›Übergabe‹ von Wissen? Und genauso war es wohl mit den Pyramiden. Sie standen bereits, als die Ägypter kamen. Oder aber, das Wissen der Götter – in welcher Form auch immer – half ihnen, sie zu bauen. Die allgemeine Vermutung ist, dass es der sagenumwobene Imhotep war, der im direkten Kontakt mit der Gottheit Thot die Idee und die Kenntnis zum Bau der Pyramiden erhielt. Manche Leute setzen Imhotep sogar mit Thot gleich.«
»Anders als Thot hat es Imhotep allerdings tatsächlich gegeben«, warf Peter ein.
»Soweit wir heute wissen, ja. Es gibt viele zeitgenössische Dokumente, die ihn ausdrücklich erwähnen und seine Existenz zu belegen scheinen. Aber man hat das Grab dieses berühmten ersten Gelehrten, des Priesters Imhotep, bis heute nicht gefunden. Dieser Mann, der unter Djoser den Bau der ersten Pyramide initiierte, dieser Mann, der so viele Ämter innehatte und über den so viel berichtet wird, dem so viel Weisheit, so viele Taten zugesprochen wurden, dass man ihn später selbst wie eine Gottheit verehrte, den die Griechen mit Hermes gleichsetzten – dieser Mann soll kein Grab gehabt haben? Meine Vermutung ist, dass es existiert, und wenn wir es eines Tages finden, werden das umwälzende Neuigkeiten sein. Wir werden Dinge erfahren und sehen, die wir uns nicht vorstellen können. Die Geschichte der Welt wird neu geschrieben werden müssen!«
»Sie scheinen sich da sehr sicher zu sein.«
»Absolut. Und nun denken Sie darüber nach: Warum halten wir Thot für weniger real? Weil er mythischer Urvater der Kultur ist? Nur, weil wir von ihm ebenfalls noch kein Grab gefunden haben? Vielleicht liegt es noch verborgen im Sand der Wüste. Aber vielleicht war Thot ja auch gar kein Ägypter. Vielleicht kam er aus dem fernen Osten. Oder aber – was ebenso wahrscheinlich ist – aus Amerika.«
Jetzt lachte Patrick auf. »Wie bitte? Das wird ja immer besser! Nur, weil Sie selbst Amerikaner sind und die Geschichte Ihres Landes kaum dreihundert Jahre alt ist und sich hauptsächlich um die wenig ruhmhafte Ausrottung sämtlicher einheimischer Indianerstämme verdient gemacht hat, suchen Sie irgendeinen prähistorischen Ausgleich?«
Jason hielt einen Augenblick die Luft an. Dann antwortete er, bemüht darum, ruhig zu bleiben: »Ich habe nichts mit der
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