Projekt Sakkara
blätterte es an einer Stelle auf, aus der ein Lesezeichen ragte. Eine Textpassage war markiert. Er setzte seine Brille auf.
»Pläne, weitere Museen in Kairo und an den touristischen Zentren wie in Giseh und Memphis zu bauen, gibt es seit mehreren Jahren«, las Peter vor, »denn zehntausende Fundstücke sind im Archiv des Ägyptischen Museums in Kairo untergebracht und konnten aus reinem Platzmangel bisher nicht ausgestellt werden.«
Peter sah auf.
»Ein Hinweis!«, rief Patrick.
»Ein mit Fundstücken gefülltes Archiv, das wäre eine Suche wert«, stimmte Peter zu.
»Geben Sie zu, dass es kein Zufall sein kann!«
»So verführerisch dieser Gedanke für Sie sein mag, mein Freund, sollten Sie doch wirklich von Stefanie Abschied nehmen. Sie sind Realist genug, um zu wissen, dass sie auf keinen Fall überleben konnte.«
Patrick winkte ab. »Lassen wir das meine Sorge sein. Jedenfalls werde ich Melissa in einer ruhigen Minute fragen, ob sie uns in die Archive bringen kann.«
»Wenn man von Teufel spricht, da kommt sie gerade.« Peter deutete mit einem Kopfnicken zum Eingang der Cafeteria, wo Melissa in Begleitung des Amerikaners stand. Sie sah sich um, und als sie Peter und Patrick entdeckte, winkte sie und kam auf die beiden zu.
»Guten Morgen, Professor Lavell, Patrick. Ich habe Mister Miles eben gefunden und ihm gesagt, dass Sie sich gerne mit ihm unterhalten möchten. Ich hoffe, das war Ihnen recht?«
»Aber sicher, ja«, sagte Peter. »Guten Morgen, Mister Miles. Setzen Sie sich doch.«
Jason Miles nahm die Einladung dankend entgegen, während Melissa sich bereits wieder verabschiedete, um zu ihrer Reisegruppe zurückzukehren. Patrick sah ihr hinterher, hätte sie am liebten direkt auf das Archiv angesprochen, entschied sich dann aber, es später zu versuchen, wenn er mehr Zeit haben würde, sie zu überreden.
»Guten Morgen, meine Herren. Miss Joyce hat mir gesagt, dass Sie Fragen haben, ist das richtig?« Skeptisch schaute er Patrick an. »Sie habe ich doch neulich schon einmal gesehen.«
»Ja, das stimmt. Mein Name ist Patrick Nevreux. Mein Kollege, Professor Lavell, und ich interessieren uns für einige Mythen der ägyptischen Geschichte. Sie schienen ein paar Ansichten zu haben, die wir uns gerne noch einmal anhören wollten.«
»Das klang das letzte Mal aber deutlich anders!« Er wandte sich an Peter. »Sie sind ein echter Professor? Darf man fragen, was Ihr Fachgebiet ist?«
»Geschichte und Anthropologie. Ich arbeite am Museum für Völkerkunde in Hamburg, in Deutschland.«
»Oh, wie interessant! Aber Ihr Akzent ... Sie sind kein Deutscher, nicht wahr?«
»Ich bin Engländer.«
»Sehr schön! Wirklich! Erfreut, Ihre Bekanntschaft zu machen. Was kann ich für Sie tun? Sicher wissen Sie doch schon alles über Ägypten. Besonders als Professor für Geschichte.«
»Es geht uns weniger um die historischen Daten«, erklärte Patrick. »Vielmehr hatten wir gehofft, dass Sie uns ein wenig über die Rätsel der Pyramiden und die neuen Spekulationen erzählen können. Sie schienen sich auf dem Gebiet gut auszukennen.«
Jason lächelte. Es tat ihm sichtlich gut, Anerkennung zu bekommen. Aber er zögerte. »Vor ein paar Tagen wollten Sie davon nichts hören. Sind Sie wirklich ernsthaft interessiert? Oder wollen Sie sich über mich lustig machen?«
Peter hob abwehrend eine Hand. »Auf keinen Fall, Mister Miles. Vielleicht wirkte mein Kollege zunächst nur etwas ablehnend. Tatsächlich möchte ich gerne einige der Theorien und Legenden hören, die außerhalb der allgemeinen Beachtung durch die Wissenschaft liegen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass allzu viel einfach ignoriert wird, weil es sich nicht in die gängige Lehrmeinung fügt. Auf diese Weise gehen aber viele wertvolle Entdeckungen und Ideen verloren und werden mitunter erst viele Jahre später mühsam wiederentdeckt.«
»Da haben Sie vollkommen recht, Professor Lavell! Ich freue mich zu hören, dass Sie sich darüber Gedanken machen. Nun, was kann ich Ihnen erzählen?«
»Sie erwähnten, dass die Pyramiden viel älter seien, als gemeinhin angenommen«, schlug Patrick vor. »Vielleicht fangen Sie damit an?«
»Tja, es wird vermutet, dass die Pyramiden gar nicht von den Ägyptern gebaut worden sind. Sondern dass sie mehrere tausend Jahre älter sind, und dass sie schon standen, als die ersten Pharaonen auftauchten.«
»Was spricht denn Ihrer Auffassung nach für diese Theorie?«, fragte Peter.
»Im Zentrum steht die Frage, wie die
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