Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Projekt Sakkara

Titel: Projekt Sakkara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Wilhelm
Vom Netzwerk:
Sollten sie ein Stück gemeinsam gehen, oder war es bloß ein reiner Zufall? Ihre Erfahrung sagte ihr, dass es für den, der offenen Auges durch die Welt ging und jede Begebenheit als Chance sah und sie ergriff, keine Zufälle gab. Schicksal war in der Regel das, was man daraus machte. Allein, sie wusste nicht, was sie hieraus machen sollte. Sie sah Patrick von der Seite an. Er lag auf dem Bauch, das Gesicht in ihre Richtung gedreht und mit einer Hand auf ihrer Schulter. Unter der rauen Schale steckte ein herzlicher Mensch und einfühlsamer Liebhaber. Es fiel ihr allzu leicht, ihm zu verfallen, und das war es, was sie unsicher machte. Sie durfte sich nicht zu früh ihren Gefühlen hingeben, bevor sie sich nicht sicher war, was daraus erwachsen würde. Er schien ein Quell von Weisheit zu sein, vielleicht noch mehr, als er es selbst ahnte. Aber auf die Tiefe dieser Verbindung durfte sie sich noch nicht verlassen. Sie musste in kleinen Schritten vorgehen.
    Schließlich fasste sie einen Entschluss. Behutsam glitt sie aus dem Bett, schlüpfte in ein weites T-Shirt und ging auf leisen Sohlen in ihr Arbeitszimmer. Dort setzte sie sich an ihren Laptop und begann, eine E-Mail zu schreiben. Sie war an Bruder Morgenstern adressiert, ihren Meister und einen der Oberen des O.T.M.A. Sie berichtete darin vom heutigen Abend, ihren Gesprächen und den Entdeckungen des Franzosen. Und sie unterschrieb mit ihrem Ordensnamen, Schwester Lilith.

Kapitel 9
     
    12. Februar 1941, im Anflug auf Tripolis, Libyen
     
    Wolfgang Morgen beugte sich nach vorn und sah aus dem Fenster der Maschine hinaus auf die Küste von Tripolitanien. Er hatte keine genaue Vorstellung davon, was ihn erwartete, nur, dass es nicht einfach werden würde.
    Erst vor wenigen Tagen war er in Berlin gewesen und hatte dort eine Unterredung mit Goebbels gehabt.
    »Morgen, sehen Sie sich das an«, hatte ihn der Mann mit stakkatoartigem Tonfall angewiesen. Auf Goebbels' Schreibtisch lag eine großformatige Karte des Mittelmeerraums. Er deutete auf Ägypten. »Dort wollen Sie hin?«
    »So ist es. Die Hinweise auf der Stele d ... «
    Goebbels unterbrach ihn. »Ihnen ist bewusst, dass wir im Krieg sind, Morgen.«
    »Ja, natürlich, Herr Reichsminister.«
    »Ganz Ägypten ist unter englischer Knechtschaft. Unter jedem Stein und hinter jeder Düne werden Sie einen Engländer finden. Und Sie möchten dort hin.«
    »Nun, es ist so ... Im Moment haben wir den Vorteil, dass wir wissen, wo wir suchen können. Wir sollten das so schnell wie möglich ausnutzen, bevor man uns zuvorkommt.«
    »Ich bewundere Ihre Hartnäckigkeit, Morgen. Aber es ist selbstmörderisch, jetzt eine Expedition nach Ägypten zu schicken. Das sollte Ihnen klar sein.«
    Morgen schwieg.
    »Aber ich kann Ihr Interesse für das Artefakt nachvollziehen«, fuhr Goebbels fort. »Wenn es stimmt, was Sie herausgefunden haben, und Ihre Kompetenz auf diesem Gebiet steht nicht zur Debatte, besteht die Möglichkeit einer hochinteressanten Entdeckung. Ich habe mir also Gedanken darüber gemacht, wie Sie Ihr Unternehmen durchführen können. Ich warne Sie allerdings. Ich lege das Leben von tapferen Soldaten in Ihre Hände. Es ist eine große Herausforderung, und Sie haben die einmalige Chance zu beweisen, zu welchen Leistungen Sie im Dienste Ihres Vaterlandes fähig sind. Aber es bleibt eine einmalige Chance, Morgen. Und warum einmalig? Weil Sie, sollten Sie versagen, nicht lebendig nach Deutschland zurückkehren werden. Haben Sie das verstanden?«
    »Ja, Herr Reichsminister!«
    »Schön. Dann hören Sie jetzt zu ... «
    Das Flugzeug hatte das Mittelmeer nun hinter sich gelassen. Morgen sah, wie unter ihm die graugelbe Wüstenlandschaft der Küste dahinglitt, während der Pilot eine Schleife flog.
    Goebbels hatte die Situation in Libyen erläutert. Im Herbst letzten Jahres hatte Mussolini begonnen, von der italienischen Kolonie Libyen aus in Richtung Ägypten vorzustoßen. Das war eine Weile gutgegangen, aber seit Dezember befanden sich die italienischen Truppen wieder auf dem Rückzug, denn die Engländer trieben sie immer weiter zurück. Inzwischen war die Front der Engländer weit nach Libyen eingedrungen und stand bereits an der Ostgrenze der Provinz Tripolitanien. Der englische Generalleutnant Richard O'Connor hatte bereits über hundertdreißigtausend Italiener gefangen genommen, und es stand zu befürchten, dass er Mussolinis Truppen sogar noch bis nach Tripolis zurücktreiben würde. Daher hatte der Führer einen

Weitere Kostenlose Bücher