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Prokopus

Prokopus

Titel: Prokopus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
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Prokopus führte seine Gattin die Stufen hinauf, indem er die andern mit freundlicher Gebärde zur Nachfolge einlud. Man gelangte in den großen Eintrittssaal, in welchem schöne Kalkgemälde auf den Wänden prangten. Der Schloßmeister wies, sich sehr tief verbeugend, von hier aus der jungen Gräfin Gertraud und ihren Frauen die Gemächer an, die eigens nur zu dem Zwecke hergerichtet waren, daß sie sich in denselben umkleideten und ein Weilchen ruhten. Desgleichen tat er auch mit dem Grafen und mit den andern.
    Es war nämlich im Plane, ehe man irgend etwas Weiteres im Schlosse vornahm, gleichsam zu glücklichem
    Eingange das junge Paar von ihrem künftigen Seelsorger noch einmal segnen zu lassen,so wie es von dem zu Stauenfels für das ganze Leben war eingesegnet worden.
    Nachdem der Zweck des Umkleidens und Ruhens erreicht worden war, trat Gertraud in einem einfachkirchlichen Gewande aus den Zimmern hervor. Die andern hatten schon auf sie gewartet. Prokopus, der ein fast hochzeitliches Kleid angetan hatte, nahm sie bei der Hand und führte sie, von allen Gästen gefolgt, durch den langen Gang in die finstere Schloßkirche, in der die steinernen Heiligenbilder fast drohend herabsahen. An dem Altare stand der Priester und sprach zum Empfange einen biblischen Gruß. Dann verrichtete er, während alle in den Stühlen saßen, ein Dank- und Bittgebet zu Gott. Hierauf schritten Prokopus und Gertraud zu dem Altare hinvor, knieten auf die daliegenden rotsamtnen Kissen nieder und empfingen den Segen, gleichsam eine zweite Befestigung des Bandes, das für alle Ewigkeit geschlossen worden war.
    Nachdem man diese kirchliche Feier vollbracht hatte, geleitete Prokopus seine Gattin in dem Kleide, in dem sie war, und in Gesellschaft ihrer Mutter, ihres Vaters, ihres Bruders und mancher ihrer Freunde zu den Zimmern, welche ihr nun für ihre Zukunft auf dem Rothensteine zur Wohnung dienen sollten und welche durch lange Zeit her mit aller möglichen Umsicht und mit Pracht und Aufwand hergerichtet worden waren. Prokopus und die andere Gesellschaft blieben auf der Schwelle des Einganges zurück, denn es sollte niemand als sie und ihre vertrautesten Frauen zum ersten Male diese Gemächer betreten, damit sie allein alle Dinge überblicken und sich darüber freuen oder auch nach Maßgabe betrüben möge.
    Prokopus schritt, da Gertraud in die Zimmer verschwunden war, nach dem Empfangsaale zurück und von da in Begleitung seines Lehrers und Freundes Bernhard von Kluen über die große Treppe auf den Sandplatz des Schlosses hinab, wo noch mehrere Menschen versammelt waren. Er entblößte, auf der letzten Stufe stehend, daß ihn alle sehen konnten, das Haupt und sagte: »Ich danke euch, werte Freunde und Nachbaren, für die Teilnahme an dem glücklichen Ereignisse, das heute hier gefeiert wird. Ich hoffe, daß wir in alle Zukunft in freundlicher und nachbarlicher Weise nebeneinander leben werden. Alle, die heute dieses Schloß besucht haben, sie mögen Untertanen oder Fremde sein, sind höflich zu Gaste geladen. Gegen das große Tor zu, seitwärts des Kastellanhäuschens, sind auf der Wiese und unter angenehmen Baumgruppen Tische gestellt - ich glaube, daß die Reihe groß genug sei; und sind zu wenige, so werden noch neue aufgerichtet werden; - es sind Speisen und Wein dort, und jeder, der will, darf zu dem Mahle niedersitzen, ohne eines Wortes und andern Grundes zu bedürfen, als daß er da ist. Möge die Bewirtung nachsichtig und freundschaftlich aufgenommen werden.«
    Nach diesen Worten schwenkte er noch einmal grüßend den Hut und setzte ihn dann auf. Die versammelten Menschen aber riefen laut und erheitert: »Hoch lebe unser Graf - es lebe der Graf!«
    Prokopus dankte noch einmal und ging mit Bernhard die Treppe hinauf.
    Die letzte Feierlichkeit, welche den Tag beschließen sollte, war das Mahl. Die andern hatten, als Prokopus zu dem Volke hinabging, schon angefangen, ihre Kleider und Schmucksachen, wie es damals gebräuchlich war, zu dem Feste in Ordnung zu setzen. Er kleidete sich nun auch um, damit er fertig wäre, wenn die Glokke ertönte.
    Das Mahl wurde nicht in dem Schlosse gehalten, sondern in einem Saale, der einige hundert Schritte davon entfernt war, in einer edlen Umgebung von Eichen und Ahornen stand und vor langer Zeit zu einem ähnlichen Zwecke erbaut worden war. Die Küche des Saales stand hinter demselben und war so sehr in das Gebüsche hinein gebaut, daß, wenn Braten knisterten und Gerichte schmorten, die grünen

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