Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Promenadendeck

Promenadendeck

Titel: Promenadendeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
zusammengebissenen Zähnen und mahlenden Backenknochen unterdrückte er den Drang, aus seiner Badehose eine Rolle zu drehen und sie Hans Fehringer und Sylvia um die Ohren zu schlagen. Noch besser würde es sein, ihn aus dem Liegestuhl zu reißen, an die Wand zu steilen und mit ein paar Schlägen zu vernichten, ihn zu zertrümmern wie ein Stück Eisen unter einem Schmiedehammer! Mochte Sylvia dann auch schreien und kreischen, ihm wäre das völlig egal. Auch sie verdiente eine Ohrfeige, die sie über das ganze verdammte FKK-Deck schleudern würde. O welch ein Hurenpack!
    Aber in Wirklichkeit ging de Jongh so leise, wie er gekommen war, zurück zur Tür, zog seine Badehose wieder an und verließ das Nelsondeck. Noch einmal gab er den massigen Damen an der Tür Gelegenheit, ihn zu bewundern, und war froh, als er wieder die Treppen hinabstieg. Auf dem Sonnendeck, an dem Tisch, saß noch immer Dr. Schwarme. De Jongh setzte sich zu ihm.
    »Na?« fragte Schwarme. »Gefunden?«
    »Ja. Ihre dämlichen Bemerkungen können Sie sich an den Hut stecken. Wenn Sylvia da nicht läge, wäre es ein Grill für Mumien.«
    »Ein herrlicher Vergleich!« Dr. Schwarme klatschte in die Hände. »Sie entwickeln ja Phantasie, Herr de Jongh!«
    »Ich werde noch mehr entwickeln!« sagte de Jongh mit dunkler Drohung. »Ich bin froh, wenn wir von Sydney wieder nach Hause fliegen.«
    »Bis dahin sind es noch genau vierzig Tage!«
    »Zum Kotzen, ja! Das werden die längsten vierzig Tage meines Lebens sein.«
    Er sollte recht behalten, aber das ahnte noch keiner.
    Zur 2. Tischzeit erschien Sylvia in einem weiten, großgeblümten Kleid in der Atlantis-Bar und holte Knut de Jongh vom Barhocker. »Du willst doch wohl nicht so zum Essen gehen?« fragte sie. »In der Badehose!«
    »Ich esse hier an Deck am Büffet!«
    »Warum denn das? Ich habe die Speisenkarte gelesen; toll, was es heute alles gibt. Einen Esterhazy-Braten, Rumeis mit frischen Früchten zum Dessert …«
    »Also dann!« De Jongh rutschte von seinem Hocker, ging hinunter in seine Kabine, zog Hose und Hemd an und stieg noch weiter hinab zum Hauptdeck. Vor den gläsernen Türen des Speisesaals wartete Sylvia auf ihn, ganz die brave Ehefrau. O du Luder, dachte de Jongh. Du verdammtes Stück! Wenn du wüßtest, was ich in mir herumtrage! Schreiend würdest du wegrennen und dich verstecken. Aber sieh, ich lächle dich an, so wie ein dämlicher, dummer, betrogener Ehemann nur lächeln kann, wenn er keine Ahnung hat. Ich werde dir jetzt sogar einen Kuß auf die Stirn geben, obwohl du es wert bist, daß man dir den Schädel einschlägt. Was ich denke, wirst du nie merken.
    Guten Appetit, mein schmuckes Hürchen!
    Er gab ihr den Kuß, hakte sich bei der Verblüfften unter und betrat den Speisesaal. Natürlich saß der widerliche Blondkopf schon an seinem Tisch.
    Aber es war diesmal Herbert Fehringer.
    Am Nachmittag, endlich, gelang es Barbara Steinberg, Dr. Paterna zu erwischen. Sie stießen im Flur des Pazifikdecks zusammen, wo Paterna von einer bettlägerigen Patientin kam, die an einem Migräneanfall litt und eben eine Injektion bekommen hatte. Der Schiffsarzt stellte seinen kleinen Arztkoffer auf den Gang und blinzelte Barbara zu.
    »Du machst dich aber rar«, sagte er burschikos. Es war die beste Art, eine große Verlegenheit zu überspielen.
    »Das könnte ich vor allem von dir sagen.« Barbara Steinberg schürzte ihren etwas zu grell geschminkten Mund und tat sehr beleidigt. Es steht ihr gut, dachte Paterna. Der verkannte Vamp. Dabei ist sie so bürgerlich-scheu, wie ein Mädchen nur sein kann. »Ich hatte geglaubt, du würdest mir Panama zeigen. Erinnerst du dich daran, was du gesagt hast? ›Wir fliegen zusammen zu den Cuna-Inseln nach San Blas.‹ Ich habe den Flug gebucht, aber wer war nicht bei der Gruppe? Du!«
    »Ich hatte Begleitdienst bei der Panama-Stadt-Gruppe. So etwas entscheidet sich immer erst kurz vorher. Eurer Gruppe war Schwester Erna zugeteilt.«
    Er log brillant und glaubhaft.
    »Ich hätte noch umbuchen können, wenn ich das gewußt hätte«, sagte sie, nur noch halb so beleidigt. »Aber Mario war nirgendwo zu sehen. Ins Hospital wollte ich nicht kommen – eben wegen Schwester Erna. Ich glaube, sie sieht, hört und ahnt alles, was auf dem Schiff passiert.«
    »So ist es. Alle Informationsfäden laufen bei ihr zusammen. Es ist phänomenal, wie gut sie über alles unterrichtet ist – besser als die Friseusen!« Er lachte jungenhaft. »Aber wem sage ich das? Das kennst du

Weitere Kostenlose Bücher