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Promenadendeck

Promenadendeck

Titel: Promenadendeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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nichts Seltenes bei dem plötzlichen Klimawechsel zwischen Frankfurt und Panama.
    Dr. Paterna beschloß also – es war ein typisch männlicher Entschluß –, einen Notfall im Hospital vorzuschieben und sich damit zunächst aus der Affäre zu ziehen. Er wartete mit dieser Mitteilung bis zum Dinner, rief kurz vor 20.15 Uhr bei Beate an und schilderte ihr, daß ein älterer Passagier mit einer Herzattacke im Hospital eingeliefert worden sei.
    »Ich befürchte: Es wird unmöglich sein, mein Versprechen mit dem Äquatorball einzulösen. Ich werde den Abend bei dem Kranken verbringen müssen.«
    »Das ist natürlich eine Entschuldigung.« Er hörte Beates perlendes Lachen und sah sie im Geiste vor sich, wie sie jetzt den Kopf zurückwarf. »Patienten gehen immer vor. Wer könnte dafür mehr Verständnis haben als ich? Ich habe meinen ›Blinden‹ ja auch dauernd zu umsorgen.«
    »Sie sind fabelhaft, Beate. Aber wir holen das nach. Großes Ehrenwort.«
    »Ehrenwort angenommen und im Herzen notiert.«
    »Kann dieses herrliche Notizbuch noch mehr aufnehmen?«
    »Es sind noch alle Seiten frei.«
    »Dann notieren Sie, Beate, und streichen es rot an: Mario freut sich unbändig.«
    »Worauf?«
    »Daß er Sie kennengelernt hat. Und auf all die Tage, die noch kommen werden. – Haben Sie?«
    »Ist notiert.« Wieder ihr helles Lachen. »Zu wem muß man beten, daß nicht zu viele Kranke das Hospital belagern und alle Pläne zunichte machen?«
    »Zu dem kleinen Gott Amor«, antwortete er schnell.
    »Ich denke, der ist nur für die Liebenden zuständig?«
    »Und für die Liebeskranken, natürlich! Außerdem, so heißt es, versetzt Liebe Berge. Sie könnte auch Kranke fernhalten, rein theoretisch.«
    »Dann werde ich also Amor bitten …«
    »Tun Sie das, Beate. Bitte! Und erwähnen Sie immer wieder meinen Namen bei ihm, damit er ihn behält: Mario …«
    Er legte den Hörer auf und lehnte sich im Sessel zurück. So kann es nicht weitergehen, dachte er und griff nach seiner Zigarettenschachtel. Es muß eine Lösung gefunden werden. Ich muß mir klar darüber werden: Barbara oder Beate? Vor allem aber: Was wird nach Sydney? Kommt dann der große Abschied, oder geht es weiter? Winkt man sich zu und vergißt sich? Oder hat sich die Welt für mich geändert, und es beginnt ein neuer Lebensabschnitt?
    Es war schon merkwürdig, daß ein Mann wie Dr. Paterna, von den Frauen angehimmelt und äußerst selten zu einem Nein entschlossen, in diesem Augenblick nicht wußte, wie es um ihn stand. Mit typisch männlichem Selbstverständnis sagte er sich: Ich liebe sie beide. Es war vorauszusehen, daß sie das nicht begreifen oder gar hinnehmen würden.
    Warten wir es ab, dachte Dr. Paterna. Bis Sydney sind es noch vierzig Tage, was kann da alles passieren! Oft lösen verknotete Dinge sich von allein, ohne jegliches Zutun, man muß nur warten können.
    »Mein Abendessen ins Hospital bitte«, telefonierte er zur Küche. »Ich komme hier nicht weg.«
    Der Äquatorball war ein voller Erfolg. Kammersänger Rieti ließ sich herab, ein venezianisches Lied zu singen. Kammersängerin Reilingen trällerte den Frühlingsstimmenwalzer von Strauß. Alleinunterhalter Hanno Holletitz trug Couplets vor. Der Zauberkünstler zauberte lauter kleine Neptuns aus seinem Zylinder. Und die Schlagersängerin Zizzi träumte vom Südseestrand. Dazwischen wurde getanzt, Neptuns Dreizack versteigert – ihn gewann Knut de Jongh für 3.200 Mark – und das gepflegt, was man Geselligkeit nennt. Alle Offiziere, an der Spitze Kapitän Teyendorf, waren im Saal, in schwarzen Hosen und weißen Dinnerjacketts, und gaben dem Ball eine besonders festliche Note. Nur Dr. Paterna, der sonst Eleganteste von allen, fehlte. Teyendorf nahm seinen Ersten zur Seite.
    »Wo ist unser Medizinmann, Kempen?«
    »Ich habe ihn seit dem Nachmittag nicht mehr gesehen. Da wanderte er mit seinem Arztköfferchen durch die Gänge.«
    »Haben wir schwierige Fälle an Bord?«
    »Keine Ahnung, Herr Kapitän.«
    Auch Hoteldirektor Riemke, der sonst über alles orientiert war und dem nichts an Bord entging – das war ja auch seine Aufgabe –, wußte nichts. Schwerer Fall im Hospital? Keine Ahnung. Paterna hatte nichts gesagt.
    »Ich ruf mal unten an«, sagte er.
    Dr. Paterna war sofort am Telefon. »Sie werden vermißt, Doktor!« rief Riemke. »Mindestens ein Dutzend liebliche Frauen sitzen wehleidig herum und trauern um Sie. Das können Sie den Schönen doch nicht antun! Wo bleiben Sie denn? Ist bei Ihnen in

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