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Promenadendeck

Promenadendeck

Titel: Promenadendeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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am Arsch!« Hans Fehringer, der als erster zum Dinner ging, verließ die Kabine. Herbert schloß sofort ab, nachdem er das Schild: ›Nicht stören‹ an die Klinke gehängt hatte.
    Das war gestern gewesen. Jetzt, an diesem wundervollen Sonntag mit einem warmen Wind, der wohltuend über die Leiber glitt, das Schiff aber auch in eine stärkere Rollbewegung tauchte, lag Sylvia de Jongh also zum erstenmal auf dem FKK-Deck, eine schwarzgelockte Venus, die man nur mit neidvollen Augen betrachten konnte, wenn man eine Frau war. Drei Herren, alle im fortgeschrittenen Alter, bemühten sich, nicht hinzusehen. Sie kamen sich als faltige Nackte plötzlich sehr elend vor. Noch einmal dreißig sein, dachten sie … o Junge, was würde man dann jetzt tun! Sie drehten den Kopf, blickten auf ihre neben ihnen liegenden ebenfalls nackten Ehefrauen und seufzten heimlich. Wie kurz ist doch das Leben, und was hat man alles verpaßt!
    Hans Fehringer, der Sylvia auf allen Decks suchte, stutzte, als er sie plötzlich die Treppen hinaufsteigen sah, ganz nach oben, wo es eigentlich gar keine Liegemöglichkeiten gab. Er beobachtete sie, bis sie seinen Blicken entschwand, dann hielt er einen vorbeilaufenden Decksteward an.
    »Kann man da oben noch liegen?« fragte er.
    »Nein, mein Herr.«
    »Aber eine Dame ist eben dort hinaufgestiegen.«
    Der Steward blickte die Schiffsseite entlang und zeigte schräg nach oben. »Sie meinen: Dort hinauf?«
    »Ja, das sagte ich doch.«
    »Da geht es zum FKK-Deck, mein Herr.«
    »Zum FKK … danke!« Hans Fehringer wartete, bis der Steward zwischen den Liegestühlen des Sonnendecks verschwunden war, und ging dann langsam bis zur ersten Treppe. Sylvia legte sich dorthin? Fand sich hier die Lösung ihrer Wandlung? Traf sie sich dort oben mit einem anderen Mann, lag nackt neben ihm, flirtete mit ihm? Ein unbändiges Gefühl durchströmte ihn. Er hielt den Atem an, Eifersucht drohte ihn zu zersprengen.
    Seine erste Regung war: Herbert hat recht, sie ist es nicht wert. Sie ist eine herrliche Hure, weiter nichts. Du wirst sie nie auf Dauer halten können. Sie wird dich so schamlos betrügen wie jetzt ihren Mann. Vergiß sie, geh an ihr vorbei, wie sie es bei dir tut. Es wird zwar weh tun, aber auch dieser Schmerz läßt sich überwinden. Lauf ihr bloß nicht nach! Bloß das nicht, Junge!
    Doch zwischen Wollen und Tun klafft oft ein Abgrund. Hans Fehringer stieg die Treppen bis zur Tür ›FKK-Deck‹ empor. Dort verhielt er einen Augenblick und wurde sich darüber klar, daß er hinter der Tür seine Badehose abstreifen mußte. Bisher hatte er nur mit seinem Bruder in einsamen Buchten in Jugoslawien und Südfrankreich nackt gebadet. Er wußte nicht, wie er auf so viel weibliche Nacktheit reagieren würde, aber dann sagte er sich, daß er Sylvia schon in ganz anderen Lagen gesehen habe und daß eine Ansammlung von nackten Menschen alles andere als erotisch ist.
    Er klinkte die schwere Eisentür auf, betrat das FKK-Deck, streifte seine Badehose ab, hängte sich aber zur Vorsicht den Bademantel um die Schulter, um ihn im ›Notfall‹ mit dem Gürtel schließen zu können.
    Die ersten Nackten, zwei ältere Damen, ernüchterten ihn. Sie lagen da wie an Land geschwemmte Seelöwen, auf den Augen dicke Wattepolster, glänzend von Sonnenöl; ein Bild, von dem man schnell wegblickte. Aber dann sah er ganz, ganz hinten und völlig allein Sylvias traumhaften Körper, und sein Herz begann wie rasend zu schlagen. Allein! Nicht mit einem anderen Mann! Abgesondert von allen anderen. Herbert, du Idiot, sie ist doch eine phantastische Frau. Mein Gott, wie liebe ich sie!
    Er kam leise näher, legte sich in den neben ihr stehenden Liegestuhl und sah, daß sie über dem Buch eingeschlafen war. Robbins' Roman lag auf ihrem Knie, die schlanken Finger umklammerten noch den Buchdeckel. Vorsichtig beugte er sich vor und küßte sie auf die Nasenspitze.
    »Mein Liebling«, sagte er leise, »wenn wir jetzt allein wären, würdest du bestimmt nicht schlafen.«
    Sie schreckte hoch, starrte ihn entgeistert an und schob unwillkürlich, es war ein Reflex, das Buch über ihre Scham. »Bist du total verrückt?« flüsterte sie entsetzt.
    »Du weißt es … Ja!«
    »Wer hat dir gesagt, daß ich hier bin?«
    »Mein Instinkt. Deine Ausstrahlung, die mich immer in deine Nähe zieht.«
    »Wenn uns Knut hier sieht!«
    »Glaubst du, dein Mann würde sich hierher verirren? Liebling, auf die Idee bin ich überhaupt nicht gekommen. Natürlich ist das FKK-Deck

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