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Promenadendeck

Promenadendeck

Titel: Promenadendeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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der Unterwelt was los?«
    »Nichts. Alle Betten leer …«
    »Oh, das ist aber selten bei Ihnen!« lachte Riemke anzüglich. Paterna lachte zurück.
    »Ich habe einfach keine Lust … vielleicht wegen des Dutzends …«
    »Das ist das Schicksal des schönen Mannes. Ich rufe auch nur an, weil der Kapitän nach Ihnen fragte. Sie kennen ihn doch: So ein Ball gehört zum Offiziersdienst, und da hat jeder Goldstreifenträger dazusein.«
    »Entschuldigen Sie mich bitte bei ihm. Vielleicht komme ich noch, wenn der größte Rummel vorbei ist …«
    Gegen 1 Uhr nachts fuhr Paterna dann hinauf zur Olympia-Bar. Sie war fast leer, nur ein paar ältere Passagiere mit ihren Damen saßen in den tiefen Sesseln, tranken Champagner und tauschten Lebenserinnerungen aus. Die beiden Barstewards lehnten gelangweilt hinter der riesigen Rundtheke, eine kleine blonde Stewardeß hockte auf einem Stuhl im Hintergrund und gähnte müde. Der Pianist an dem weißen Flügel, der mitten in der wunderschönen großen Bar mit ihren Panoramafenstern stand, spielte – um seinen Vertrag zu erfüllen – Melodien quer durch alle Operetten. Wenn er einmal Pause machte, belohnte ihn ein matter Applaus. Dann verbeugte er sich steif und lächelte gequält. Die Olympia-Bar war, im Gegensatz zur Atlantis-Bar oder gar dem Fisherman's Club, das vornehme Refugium der Stille und Besinnung suchenden Gäste. Hier fanden im Verlauf der Kreuzfahrt auch die ganz vornehmen Treffs statt: Mitglieder vom Rotary- oder vom Lions-Club versammelten sich dann in feudaler Abgeschirmtheit. Man wollte unter sich sein. Hier hatte sogar schon während einer Fahrt durch den Indischen Ozean ein Ärztekongreß getagt, der damit endete, daß sich drei Arztgruppen bildeten, die heftig gegeneinander diskutierten, sich am Ende der Reise spinnefeind waren und grußlos auseinandergingen. Wenn Dr. Paterna davon erzählte, traten ihm vor Lachen die Tränen in die Augen. Die Barstewards nickten ihm jetzt zu, die kleine Stewardeß erhob sich, um gleich die Bestellung aufzunehmen. Paterna hatte schon beim Eintritt durch die breite Glaspendeltür Barbara Steinberg allein an einem der Tische vor den Panoramafenstern sitzen sehen. Nachts waren die großen Scheiben mit Vorhängen verschlossen, nur in den Häfen, wenn die Atlantis über die Toppen geflaggt an der Pier lag, ließ man die Fenster unverhängt.
    Paterna wollte gerade mit forschen Schritten auf Barbara zugehen, als er innerlich erstarrte. Fünf Tische weiter, vom Eingang nicht einzusehen, weil die Rundung des Raumes zum Teil von der Theke verdeckt wurde, saßen Ewald Dabrowski und Beate Schlichter. Der ›Blinde‹ genoß sichtlich die Ruhe und eine gute Flasche Bordeaux, während Beate sich für einen Champagnercocktail entschieden hatte.
    Umkehren! sagte Dr. Paterna zu sich. Sofort kehrt und weg von hier! Aber dazu war es bereits zu spät, Barbara Steinberg, die seit über einer Stunde auf ihn gewartet und immer die Tür im Auge behalten hatte, sah ihn längst und winkte ihm zu. Das weckte auch die Neugier von Beate; sie drehte den Kopf ein wenig, und ihre Miene erstarrte. Der Pianist grinste und spielte mit perfider Freude Gern hab' ich die Frau'n geküßt. Dr. Paterna warf ihm einen vernichtenden Blick zu.
    »Endlich!« sagte Barbara Steinberg und reichte ihm die Hand hin. »Ich dachte schon: Jetzt kneift er.«
    »Warum sollte ich?« Er setzte sich und wartete, bis die Stewardeß seine Bestellung aufgenommen hatte: eine Karaffe französischen Landwein. »Wie war der Ball?«
    »Für jeden anderen bestimmt schön.«
    »Und für dich?«
    »Ich habe nur an dich gedacht …« Sie lachte hell und bog sich über den Tisch vor. »Sieh dich mal um, wer da hinten sitzt! Ist das ein Zufall!«
    »Wer sitzt denn da?« Paterna tat, als habe er nichts gesehen.
    »Dein Flirt aus Panama. Die Pflegerin des Blinden. Willst du sie nicht begrüßen?«
    »Warum?« Auch Paterna war, wie alle Männer, von einer naiven Feigheit. Wenn man nicht mehr weglaufen kann, muß man sich ganz dumm stellen. Für eine kurze Zeit wirkt das immer. »Ich bin nicht im Dienst.«
    »Aber sie starrt herüber, als wolle sie dich mit Blicken erdolchen.«
    »Nun mach dich nicht lächerlich, Barbara.« Er war froh, daß er sich mit dem Rücken zu Beate gesetzt hatte und sie nicht sehen konnte.
    »Es muß dir doch ganz heiß im Nacken sein, so brennt sie dich an.«
    »Wenn das unsere Unterhaltung werden soll, stehe ich sofort wieder auf und gehe.«
    »Dafür bin ich auch. Stehen wir

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