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Promenadendeck

Promenadendeck

Titel: Promenadendeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sie vor dem Äquatordenkmal und tranken den Sekt aus der Flasche.
    Später, bei Einbruch des Abends, standen sie wieder in Quito auf dem Panecillo-Hügel mit dem weiten, herrlichen Blick auf die Stadt und hinüber zu den Berggipfeln der Anden.
    »Unser erstes Flugzeug geht früh um acht«, sagte de Garcia plötzlich. Sie zuckte zusammen, als habe er sie geschlagen. »Das letzte um 19 Uhr. Welches wollen wir nehmen?«
    »Das früheste, Juan.«
    »Sie sind froh, wenn diese Zeit des Wartens vorbei ist.«
    »Ja …«
    »War ich ein so schlechter Gesellschafter?«
    »Im Gegenteil, Juan. Das ist es ja!« Sie lehnte sich an seine Schulter wie ein verliebtes junges Mädchen. Es war keine Scheu mehr in ihr, keine Abwehr und auch keine Reue. Was sollte sie bereuen? Es waren zwei Tage vorübergegangen, zauberhaft, erfüllt von Märchen, die man nie erlebt hatte – und es waren doch zwei Tage in der Gefangenschaft ihres Gewissens gewesen. Es gab nichts, was sie sich vorwerfen konnte. Die anderen Gedanken? Sie blieben geheime Wünsche und waren nicht zu bereuen. »Wir wollen nicht so lange Abschied nehmen. Adieu … und weggehen. Ein Wiedersehen wird es kaum geben.«
    »Warum nicht?«
    »Wann käme ich jemals wieder nach Südamerika?«
    »Aber ich nach Deutschland. Ich habe Ihnen ja schon gesagt, daß Deutschland mein größter Importeur ist. Ich werde meine Geschäftsfreunde in Hamburg und Bremen besuchen und dann rasch nach München kommen.« Er zögerte, aber er sagte es dann doch: »Ich möchte auch Peter kennenlernen, den glücklichsten Menschen der Welt. Ich möchte ihm zu seiner Frau gratulieren.«
    Der letzte Abend, die letzte Nacht.
    Sie saßen zusammen in der Bar des Hotels, tanzten nach den Klängen einer Drei-Mann-Combo und bemühten sich, fröhlich zu sein. Garcia kaufte von einer Blumenhändlerin, die von Lokal zu Lokal ging, einen riesigen Strauß mit Orchideenrispen, gepflückt in dem östlich liegenden, unendlichen, nur von nomadisierenden Indianern bewohnten Urwald, auch heute noch ein Flecken unerforschtes Amazonasgebiet. Als er den Strauß an Thea weiterreichte, sagte er sehr ernst: »Sie werden so lange frisch bleiben, wie Sie auf dem Schiff sind. Wenn Sie dann zurück nach Deutschland fliegen, werfen Sie die Blüten bei Sydney ins Meer. Die Polynesier sagen: ›Wer die Blüten ins Meer wirft, kommt wieder …‹ Vielleicht wirkt der Zauber auch bei Ihnen.«
    Sie nickte stumm, legte den Orchideenstrauß auf ihren Schoß und lächelte krampfhaft.
    »Erst kommen Sie nach München, Juan.«
    »Ganz bestimmt.«
    Sie prosteten sich zu und wußten beide, daß sie logen; daß sich ihre Wege nie mehr kreuzen würden; daß dieser Abend das wirkliche Ende bedeutete. Zwei Märchentage in einem sechzigjährigen Leben.
    Am nächsten Morgen gingen sie untergehakt durch die Halle des Flughafens von Quito. Aus Guayaquil war die erste Maschine gelandet; die Passagiere drängten durch die Absperrung.
    »Du meine Güte!« rief Thea Sassenholtz, als sie erst Dr. Paterna sah und dann den Schwall der anderen Menschen. »Die sind ja von meinem Schiff! Das ist ja der Sonderausflug in die Anden!«
    Sie winkte mit der rechten Hand, die linke noch immer bei Garcia eingehakt, und freute sich über das Erstaunen der Mitreisenden, von denen die wenigsten sie in den vergangenen Tagen vermißt hatten. Nur Dr. Paterna wußte von ihrem Pech in Panama. Er winkte erfreut zurück, aber er hatte keine Zeit, zu ihr zu kommen. Draußen wartete der Bus, und jede Minute war wichtig.
    Dr. Schwarme blieb stehen und hielt seine Frau Erna fest.
    »Zwei Tage verschwunden und schon einen Liebhaber am Arm!« sagte er voll Bitternis. »Da sieht man's wieder. Sie sind alle gleich, die verdammten Weiber!«
    Den Chimborazo von unten zu besteigen, wie 1802 ihr Landsmann Alexander v. Humboldt, hatte niemand in der Gruppe Lust. Schon bei der kurzen Besichtigungsfahrt durch Quito zeigten sich die ersten Anzeichen einer Höhenkrankheit: Ausgerechnet vor dem Erzbischöflichen Palais, dem › Palacio Arzobispal ‹, mußte Dr. Paterna an einige Passagiere Tabletten verteilen, stellte sie in den Schatten eines Torbogens und horchte ihr Herz ab.
    »Wer bei 2.800 Metern schon in die Hose macht, sollte umkehren!« verkündete Knut de Jongh laut genug, damit es jeder hören konnte. »Wir haben vorher gewußt, was uns erwartet. Und was noch kommt, wissen wir auch. Es geht auf über 4.000 Meter. Die Schlappen sollten hier im Hotel bleiben!«
    Hans Fehringer hatte sich

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