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Promenadendeck

Promenadendeck

Titel: Promenadendeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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wird uns anstarren, einen Schrei ausstoßen und weglaufen. Ich wette: So gleiche Zwillinge wird sie nicht ertragen. – Ich habe darüber lange nachgedacht.«
    »Und … und was hast du für eine Lösung gefunden?«
    »Noch gar keine, Brüderchen. Es sei denn, wir trennen uns auf ewig … für eine Frau. Ist eine Frau das wert?«
    »Jetzt hast du mich aber in die Kniekehlen getreten.« Hans Fehringer wischte sich den Rasierschaum aus dem Gesicht. Er war ratlos. »Wir müssen unbedingt nach einer Lösung suchen, Herbert. Nur eins vorweg: Ich werde Sylvia nie aufgeben! Es muß sich doch ein Weg finden lassen …«
    Den Ausweg aus einer Sackgasse suchte auch Detektiv Ewald Dabrowski.
    Kapitän Teyendorf hatte ihn in die Kapitänswohnung bestellt und auf jegliche Gastlichkeit verzichtet. Kein Wein, kein Whisky, keine Zigaretten, kein Knabbergebäck. Dafür aber eine düstere Stimmung. Hoteldirektor Riemke, der als dritter Mann auf dem Ledersofa saß, blickte betreten drein.
    »Morgen laufen wir Valparaiso an«, sagte Teyendorf ohne große Vorrede. »Übermorgen früh verlassen dreihundertneunzehn Passagiere das Schiff und fliegen zurück nach Frankfurt. Am Nachmittag kommen von Frankfurt dreihundertsiebenunddreißig neue Passagiere an Bord. Der große Wechsel für den Teil Südsee-Neuseeland-Australien. Und wo, Herr Dabrowski, ist Ihr Juwelendieb Carducci?!« – »An Bord, Herr Kapitän.«
    »Und ab Valparaiso?«
    »Auch an Bord.«
    »Wieso sind Sie so sicher?«
    »Eine Gegenfrage: Was hat Carducci bisher gestohlen? Nicht viel. Den Schmuck von Frau Schwarme hat er mangels Qualität zurückgegeben. Bleibt nur das Brillantarmband von Lady Cumberland und ein armseliger Ring. Damit hat sich die Reise bisher noch nicht gelohnt. Ein Carducci aber verschwindet nicht ohne große Beute. Wenn er an den letzten beiden Tagen nicht zuschlägt, bleibt er an Bord bis Sydney. Neue Gäste, neuer Schmuck. Und weil der Teil Südsee der teuerste der Reise ist, kommt auch mehr Geld an Bord. Darauf spekuliert Carducci.«
    »Und wenn er wirklich in den letzten beiden Tagen zuschlägt?« Teyendorf räusperte sich. »Wer hindert ihn bei der gegenwärtigen Lage daran, ungehindert in Valparaiso von Bord zu gehen?«
    »Niemand. Dann werfe ich das Handtuch, Herr Kapitän. Dann können Sie mich einen Idioten nennen.«
    »Davon habe ich nur wenig – aber meine Passagiere sind beraubt worden, und Carducci hat den Schmuck!«
    »Haben Sie einen konstruktiven Vorschlag zu machen, Herr Kapitän?«
    »Ich? Bin ich der Detektiv oder Sie? Ich würde mich nicht scheuen, alle dreihundertneunzehn von Bord gehenden Passagiere einer Leibes- und Gepäckkontrolle zu unterziehen. Aber das darf ich nicht. Das wäre ein Skandal. So bleibt mir also nur zu sagen: Wer seinen Schmuck herumliegen läßt, trotz Warnungen, ist eben selbst schuld, wenn er bestohlen wird. Damit liegt der Schwarze Peter bei den Bestohlenen, und Carducci bleibt der lachende Sieger. Genau das sitzt mir quer im Hals!«
    »Ich glaube nicht daran, daß Carducci in Valparaiso das Schiff verläßt, ohne Beute. Das ist völlig gegen seine Art. Bedenken Sie: Gerade Carducci hat seinen Stolz. Er würde nie vor einem Erfolg aufgeben. Man muß das psychologisch sehen …«
    »Auch das noch!« Teyendorf schlug die Hände zusammen. »Da bin ich nun vierundfünfzig Jahre alt geworden und muß noch Gaunerpsychologie lernen! Sonst haben Sie nichts zu sagen, Herr Dabrowski?«
    »Nein, Herr Kapitän.«
    »Das ist entsetzlich wenig.« Teyendorf erhob sich auf dem Ledersessel; das Signal, daß die peinliche Unterhaltung beendet war. »Behandeln wir den Fall also tiefenpsychologisch«, sagte er mit deutlichem Hohn. »Man lernt nie aus!«
    Durch einen Sonderdruck der Borddruckerei wurde an diesem Tag noch einmal den Passagieren empfohlen, ihre Schmuckstücke in die Schließfächer bei der Zahlmeisterei zu legen. Allerdings war es fraglich, ob das Sinn hatte. Der Abschiedsabend stand bevor, das Kerzenlichtdinner und die große Überraschung des Desserts mit dem Aufmarsch der Tischstewards und den knisternden Wunderkerzen. Zum letztenmal trug man große Garderobe und den besten Schmuck – wer ging da in der Nacht noch zu den Schließfächern? Die guten Stücke waren ja nicht unbewacht, man lag ja im Bett daneben, die Kabinentür war verriegelt … Sicherer ging es nicht. Und am nächsten Morgen verließ man das Schiff. Was konnte da noch passieren?
    Paolo Carducci dachte genauso. Er freute sich auf Valparaiso.
    Um

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