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Promenadendeck

Promenadendeck

Titel: Promenadendeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Mann an: »Du warst nur zu faul, ihn in der Nacht noch zum Zahlmeiser zu bringen!« Und er schrie zurück: »Ich?! Ha, immer ich! Wer hat gesagt: Bleib hier, wir schlafen ja daneben? Auf so einem Schiff klaut keiner. Wer hat das gesagt? Wer?! Aber jetzt von nichts wissen … typisch, sag ich! Typisch!«
    Beim Abendessen fehlten sechs Ehepaare. Ihnen wäre das Essen im Halse steckengeblieben. Dagegen aß Alma Richter, die Witwe, mit größtem Appetit und erzählte dem Tischsteward, welch schöne Fotos sie auf der Osterinsel gemacht hatte. Sie hatte auch eine schwere Steinfigur aus Tuffstein mitgeschleppt, fast halb so groß wie sie, einen Moai mit zylindrischer Kopfbedeckung, wie sie zu einem vollendeten Werk gehört.
    Dabrowski hörte sich eine Weile die Vorwürfe an, die von Teyendorf und Riemke auf ihn niederprasselten, dann schnitt er mit einer heftigen Handbewegung den Redestrom ab.
    »Kennen Sie Wilhelm Busch?« fragte er und löste damit sprachloses Staunen aus.
    »Was soll denn der Quatsch?« reagierte Teyendorf endlich als erster.
    »Von ihm stammt – es ist aus Max und Moritz – der schöne Reim: Dieses war der erste Streich, und der zweite folgt sogleich … Carducci wird es ebenso halten: Er bereitet den zweiten Streich vor.«
    »Prost Mahlzeit!« sagte Riemke.
    »Und das sagen Sie so leicht dahin?« knurrte Teyendorf.
    »Der zweite Streich bricht ihm das Genick. Wir brauchen nicht wie bei Max und Moritz bis zum siebten Streich zu warten. Er wird einen Fehler machen.«
    »Das hoffen Sie.«
    »Ja. Die sechs Einbrüche am gleichen Tag beweisen, wie sicher sich der Kerl fühlt. Zu sicher, das ist es! Jetzt kriege ich ihn! Trösten Sie die bestohlenen Herrschaften; sie bekommen ihren Schmuck wieder.«
    Dabrowski brachte seine Tischzeit hinter sich wie immer. Beate schnitt ihm die Fleischstückchen, er tastete mit der Gabel und dem Löffel die Teller ab, und da man sich rundherum an diesen Anblick gewöhnt hatte, sah keiner mehr hin.
    Nach dem Essen sollte im Sieben-Meere-Saal das obligate Kostümfest mit Wahl der Miß Atlantis stattfinden. Es gab einige Damen, die schon unruhig herumsaßen: Wer bekam eine Rose, um sich der Wahl stellen zu dürfen? Wer würden die acht Glücklichen sein? Die Ehemänner waren ausgeschaltet. »Ich möchte auch den Trottel sehen«, sagte Dr. Schwarme giftig, »der seine Frau für eine Schönheitskönigin hält. Da könnte ja auch unser blinder Herr Dabrowski mitmachen.«
    Er lachte laut über seinen Witz und überhörte dabei, daß Erna hämisch antwortete: »Nicht alle Männer sind so impotent wie du …«
    »Was werden Sie jetzt machen?« fragte Beate und beugte sich über den Tisch zu Dabrowski. »Haben Sie einen bestimmten Plan?«
    »Ich werde herumhören, wer heute nicht auf der Insel war, sondern an Bord geblieben ist. Da haben wir schon ein übersichtliches Häufchen zusammen, denn allzu viele sind nicht auf dem Schiff geblieben. Wer auch nur halbwegs kriechen konnte, hat die Osterinsel besucht. So etwas erlebt man so schnell nicht wieder. Die Zahl der an Bord Gebliebenen muß also klein sein. Da sehe ich meine erste Hoffnung.«
    »Und die zweite?«
    »Sie tragen wieder den Schmuck aus dem Juwelierladen von Heinrich Ried und geben ihn nicht an Erika Treibel zurück, sondern behalten ihn über Nacht in der Kabine. Ich werde an Ihrem Bettchen sitzen und Wache halten.« Dabrowski sah sie durch seine dunkle Blindenbrille fragend an. »Oder kommt Dr. Paterna herbeigeschlichen?«
    »Kaum. Ich habe ihm gestern gesagt, daß ich verlobt bin.«
    »Und das hat er geglaubt?«
    »Ja. Ich glaube sogar, er war ganz froh darüber. Er schien innerlich aufzuatmen.«
    »Und Sie?«
    »Ich habe die ganze Nacht geheult. Es war verdammt schwer, darüber hinwegzukommen. Aber jetzt ist es vorbei. Aus und vorbei!«
    »Braves Mädchen.«
    »Notgedrungen, Onkel Ewald.«
    »Sagen Sie das nicht noch einmal!« Dabrowski lächelte breit. »Wenn ich nicht zwanzig Jahre älter wäre als Sie und weniger Skrupel hätte, würde ich einspringen.«
    »Ich werde davon träumen.« Es klang schnippisch, aber ihre Augen glänzten dabei. »Das einzige, was mich noch wurmt: Ich gönne dieser angemalten Barbara nicht Marios Liebe!«
    Dabrowski schüttelte den Kopf. »Sie ist in Wirklichkeit ein armes Häschen, das einmal im Leben mithalten und in der Sonne stehen will. Das große Abenteuer, das bis zum Lebensende reichen soll. Und da trifft sie auf Dr. Paterna, der sich in sie verliebt. Wenn das kein schönes

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