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Promenadendeck

Promenadendeck

Titel: Promenadendeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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fängt ja alles gut an, dachte er grimmig. Sylvia macht die geilen Kerle an Bord verrückt, zu lesen gibt's nichts außer den morgendlichen, schreibmaschinegeschriebenen Funknachrichten, die mit dem Tagesprogramm verteilt werden; bei Shuffleboard, Tischtennis und anderen Bordspielen blamiere ich mich bloß, auch Tontaubenschießen geht daneben – das weiß ich, obwohl ich den Jagdschein gemacht habe dank der zwei guten Freunde, die im Prüfungsausschuß saßen. Bei den Skatspielern rege ich mich nur auf, wenn sie zu dusselig spielen. Was bleibt einem also noch übrig, als sich zu besaufen? Und das jetzt mehrere Wochen lang! Die Idee mit der Schiffsreise war auf die Dauer eben doch nicht so gut. Er räkelte sich, fand seinen Unterkörper wieder normal und zog den Bademantel aus. Der Decksteward kam vorbei und blieb kurz stehen.
    »Ein Wunsch, mein Herr?«
    »Ein Faß Bier«, raunzte de Jongh.
    »Tut's auch ein großes Glas?« Der Steward lächelte. Er kannte das. Es gibt Menschen, die drehen in den ersten Bordtagen durch, bis sie den richtigen Rhythmus gefunden haben. Dann kommt noch mal eine kritische Zeit so in der zweiten Woche – die Seekoller-Tage –, aber dann sind sie alle so in das Schiff verliebt, daß sie am liebsten draufbleiben möchten und ihnen die Zeit viel zu schnell davonfliegt.
    »Vorerst genügt ein Glas. Aber schnell! Ich habe einiges hinunterzuspülen.«
    Er schielte zur Seite auf Sylvia. Sie lag auf dem Liegestuhl, die Beine angezogen, und las in einem Taschenbuch. Napoleon auf St. Helena hieß es. Knut de Jongh schloß wieder die Augen. Was für ein Theater, dachte er. Was du da liest, davon verstehst du ja doch nichts, du doofe Nuß. Die Intellektuelle spielen – mein Himmel, wann kommt der Steward endlich mit dem Bier?
    Hans Fehringer lag auf dem Bett und hörte Musik aus dem Radio, als sein Bruder Herbert in die Kabine stürzte, hinter sich abschloß, die leichte Jacke auszog und die Fäuste ballte. »Steh auf, damit ich dir in die Fresse hauen kann!« sagte er gepreßt. »Du Vollidiot! Du hirnloser Schwanz!«
    Hans Fehringer musterte seinen Zwillingsbruder fragend und abwehrbereit. Er spannte im Liegen die Muskeln an. »Was ist denn los?«
    »Wer ist Sylvia?«
    »Oje!« Hans Fehringer stellte das Radio ab. »Sie ist dir entgegengeflogen?«
    »So ähnlich. Ohne eine Ahnung zu haben, mußte ich deine Rolle spielen. Warum hast du mir nicht gesagt, daß du wieder auf Jagd gegangen bist?«
    »Vergessen. Einfach vergessen, Brüderchen.«
    »Verheiratet ist sie auch noch!«
    »Mit einem primitiven Ekel.« Hans setzte sich auf. »Ist sie nicht 'ne Wucht? So ein Körper?! Und scharf wie … wie … da gibt's gar keinen Vergleich. Zweiunddreißig Jahre voll Dynamit!«
    »Und das willst du hochgehen lassen?!« Herbert Fehringer ging zur Sitzbank am Kabinenfenster und setzte sich. »Weißt du, was passiert, wenn sie unseren Trick entdecken?«
    »Das hast du mir schon zigmal vorgebetet.«
    »Und immer ist es gutgegangen. Soll es jetzt in die Hose gehen? Hans, du weißt, ich verlasse mich sehr auf mein Gespür: Das hier ist eine echte Gefahr. Wie lange bleibt diese Sylvia an Bord?«
    »Bis Sydney.«
    »Und die ganze Zeit willst du sie auf den Rücken legen?«
    »Wenn möglich … ja.« Hans Fehringer schob sich von dem Bett. »Und zwar hier! Hier in der Kabine. Brüderchen, es kann doch gar nichts schiefgehen. Du bist oben auf Deck, der Ehemann sieht dich und ist beruhigt. Unterdessen tummeln sich Sylvia und ich hier auf dem Laken.«
    »Und du glaubst, das mache ich wirklich mit?«
    »Warum nicht? Aus Bruderliebe.«
    »Vergiß es!« Herbert Fehringer legte die geballten Fäuste auf den Tisch. »Ich schwör es dir: Das war das letztemal, daß wir zusammen so eine Tour machen. Lieber wandere ich vierzehn Tage um unseren Häuserblock.«
    »Um so mehr muß ich diese letzte Fahrt genießen.« Hans Fehringer zog sich die gleiche Jacke an, wie sein Bruder sie gerade ausgezogen hatte.
    »Wo willst du hin?« fragte Herbert laut.
    »An Deck. An die Luft. Du bleibst jetzt hier und regst dich ab. Nach dem Mittagessen bist du wieder dran. Am Abend ich. Den fröhlichen Bordball überlasse ich dann wieder dir. Kann sein, daß ich dann schon die Kabine brauche.«
    »Genau umgekehrt wird es laufen, Bruder!«
    »Irrtum.« Hans war schon an der Kabinentür und schloß sie wieder auf. »Wie willst du mich festhalten? Dann komm mit, das wird eine Sensation!«
    »Bist du total irre geworden?!« schrie Herbert

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