Promenadendeck
Dinner beginnt mit einem Aperitif … tschüs …«
Sie schlüpfte aus der Kabine, Fehringer verriegelte sie hinter ihr und setzte sich auf eine an die Wand montierte Klappbank. Er war sich völlig darüber im klaren, daß er dieser Frau ausgeliefert war, daß sie von dieser Minute an mit ihm tun konnte, was sie wollte.
Und er sehnte sich nach allem, was von ihr auch immer kommen konnte …
Der Tag verlief ruhig. Mittag- und Abendessen klappten bei den Fehringer-Zwillingen in bewährter Art. Sylvia de Jongh ging zum Friseur und ruhte sich nachher in der Kabine aus, an die kommende Nacht denkend.
Zwischen den Brüdern gab es, sehr zur Verwunderung von Hans, keine Auseinandersetzung mehr. Herbert willigte in jeden Vorschlag ein und stellte nur eine Bedingung: daß wie immer alles im Wechsel ablief. »Das heißt«, sagte er, »daß du deine Sylvia jeden zweiten Abend mitnehmen kannst. Die dazwischenliegenden Abende gehören mir. Was ich da tue, ist allein meine Sache. Vielleicht reiße ich mir auch etwas auf …«
»Da ist eine reizende Friseuse an Bord«, schlug Hans Fehringer gut gelaunt vor und schnalzte mit der Zunge. »Nicht im Salon, sondern als Gast! Lange blonde Haare … liegt meist am Pool …«
Herbert Fehringer grinste breit. »Mal sehen, ob es klappt …« Er dachte dabei an Sylvia, an seine Rolle als ›Hans‹ Fehringer und rieb sich die Hände. »Was Neues von Sylvia?« fragte er.
»Ja. Ihr Mann sprach mich an. Ich habe ihm erzählt, daß wir ein Autogeschäft für Sonderanfertigungen in Minnesota haben.«
»Hast du den Verstand verloren? Was hast du noch gelogen?«
Hans erzählte von dem Auto mit dem goldenen Tigerkäfig. Da lachten sie gemeinsam.
Am Nachmittag, während auf den Decks Kaffee und Kuchen serviert wurde und die Bordkapelle flotte Weisen spielte, fiel in der Kapitänskabine die endgültige Entscheidung über den Elefantenauftritt. Cruisedirektor Manni Flesch, Hoteldirektor Gerhard Riemke und Obersteward Rudi Pfannenstiel hatten noch einmal darüber diskutiert, ob und wie man die beiden Elefanten vielleicht doch noch nach oben in den Sieben-Meere-Saal bringen könnte. Aber es gab keine Lösung. Riemke setzte ein Protokoll auf, um der Reederei später die Unmöglichkeit des Auftrittes beweisen zu können, und Kapitän Teyendorf unterschrieb es zusammen mit Riemke und dem tieftraurigen Claude Ambert.
»Wir haben nun wirklich alles versucht, mein lieber Claude«, sagte Teyendorf und goß ihm einen Cognac ein. »Was nicht geht, geht einfach nicht. Das sehen Sie doch ein? Wir sind auf einem Schiff und nicht in einem Zirkus, wo man einen Vorhang öffnen kann, und die Elefanten marschieren herein. Als ich Sie trotz meiner Bedenken nur auf die dringende Bitte der Reederei hin an Bord nahm, haben wir an alles gedacht – nur nicht daran, wie Sie mit Ihren grauen Riesen in den Festsaal kommen können. Aber letztlich ist das ja egal … Sie bekommen Ihr ›Sonderhonorar‹, als seien Sie aufgetreten.«
»Geld ist nicht alles, Herr Kapitän«, sagte Ambert mit erhobener Stimme. »Da ist die unbezahlbare Artistenehre …«
»Die melden Sie mal bei der Reederei an.« Kapitän Teyendorf sog an seiner Zigarette. Wenn er so hastig raucht, dachte Pfannenstiel abwartend, dann kocht es in dem Alten. Das kennen wir. Dann wird er entweder ironisch, oder er brüllt los nach guter, alter Seemannsart. »Meine Kapitänsehre hat man auch angekratzt. Ich habe Sie gegen meine Überzeugung an Bord genommen – das muß ich genauso verkraften wie Sie den verhinderten Auftritt Ihrer Elefanten. Dies sollten Sie sich mal überlegen.«
»Pardon, Kapitän.« Claude Ambert nickte und trank schon den zweiten Cognac. Er konnte ihn gebrauchen, nicht nur der Enttäuschung wegen, sondern vor allem, um sich Mut zu machen für seinen Plan, in dieser letzten Nacht an Bord an das Geld der männermordenden Anne White zu kommen. Dazu gehörte schon Courage, aber eine solche Gelegenheit kam für Ambert nie wieder und würde sein ganzes Leben ändern. Sissy und Berta, seine Riesenlieblinge, wollte er dann in liebe Hände geben; er dachte an den Zoo von Puebla.
Er ließ sich zum drittenmal einen Cognac nachschenken, bedankte sich dann bei Kapitän Teyendorf, verabschiedete sich und ging mit Pfannenstiel aus dem Offizierstrakt hinaus.
»Das hätten wir nun«, sagte Teyendorf zu Cruisedirektor Flesch und zu Riemke. »Hat Holletitz eine Ersatznummer für die Elefanten?«
»Er hatte vor, Kammersänger Rieti und Kammersängerin
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