Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Promenadendeck

Promenadendeck

Titel: Promenadendeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Lagune und suchte dann verzweifelt nach einem harmlosen Gesprächsstoff, der ihn wegführte von Sylvias unmißverständlichen Andeutungen. Er wußte ja noch nicht mal ihren Namen.
    »Bei Blaue Lagune fällt mir ein Abenteuer in Afrika ein«, sagte er. Von Reisen zu berichten, ist immer ergiebig und beliebt. Vor allem dann, wenn sich zufällig herausstellen sollte, daß der Gesprächspartner im selben Land gewesen ist und anschließend seine eigenen Abenteuer schildern kann. Jeder sieht ja einen Ort anders; man könnte den Glanz von Rio beschreiben, die Copacabana mit ihren unwahrscheinlich hübschen Mischlingsmädchen, die Hotelpaläste, den Blick vom Zuckerhut über Meer und Stadt, die eine ganze Welt segnende Christusstatue – man könnte aber auch nur die Slums sehen, die von den Bergen herunter wie Pilze in die Stadt wuchern; die Kinder, die aus Not, um die Familie zu ernähren, zu Huren geworden sind, und die täglichen Überfälle und Morde auf offener Straße, gegen die einem niemand beisteht, wenn man auch noch so laut um Hilfe schreit.
    »Meinen Sie die Sache bei den Massai in Kenia?« Sylvia lächelte und saugte den Cocktail mit einem Strohhalm durch die hellrot geschminkten Lippen. »Die haben Sie gestern schon erzählt.«
    »Ich meinte diesmal den Besuch in Lambarene, in dem von Dr. Schweitzer gegründeten Urwaldkrankenhaus«, sagte Fehringer schnell.
    »O bitte – nein!« Sie lehnte den Kopf an seine Schulter. »Nichts von Krankheiten und Kranken. Ich möchte nur Schönes sehen und hören – wenigstens, solange ich auf diesem Schiff bin. Wo haben Sie etwas Lustiges erlebt?«
    »Am Amazonas. Da jagte in einem abgesperrten öffentlichen Meerbad ein Krokodil einen schwimmenden Mann.«
    »Mein Gott, das nennen Sie lustig?!«
    »Ja, denn es stellte sich heraus, daß das schreckliche Krokodil ein aufblasbares Gummitier war, das zwei Jungen vor sich herschoben, um alle Badenden in Panik zu versetzen.«
    »Mein Mann wäre geplatzt vor Lachen – allerdings nur, wenn er in sicherer Entfernung am Strand gestanden hätte. Sie haben auch gelacht?«
    »Ich fand es lustig«, entgegnete Fehringer vorsichtig.
    »Auch am Strand!«
    »Nein, ich war im Wasser. Aber ich habe sofort erkannt, daß es kein echtes Krokodil war. Alle schrien mir zu: ›Schwimmen Sie schnell weg! Nach links!‹ Dahin flüchteten auch die anderen Schwimmer, weil links ein Boot im Meer schaukelte.« Er sah Sylvia kurz an. Ihre Nähe spürte er wie Wärmestrahlen. »Ihr Mann wäre nicht sofort ins Wasser gesprungen und hätte Sie gerettet?«
    »Knut? Wo denken Sie hin. Er hätte mir zugerufen: ›Sylvia, er tut dir nichts; dein Make-up wird ihn abschrecken! …‹ So ist er.«
    Sylvia hieß sie also. Ein Weibchen auf Abenteuersuche. Und mein Bruder Hans, dieses Rindvieh, läuft wie blind in ihre Arme. Er bestellte die zweite Blaue Lagune und nahm dann das Gespräch wieder auf: »Man erlebt auf großen Reisen selten etwas Lustiges. Meistens ärgert man sich über die Mitreisenden. Über ihren Ton den fremden Völkern gegenüber, über ihr Benehmen, als seien sie die weißen Götter, über die Ignoranz ihrer eigenen Erziehung, auf die sie sonst so stolz sind. Manchmal könnte ich rundherum Ohrfeigen verteilen. Ist das lustig?«
    »Ich sehe, Sie haben heute einen schlechten Tag.« Sylvia trank den zweiten Cocktail ziemlich schnell. Zu schnell, wie sie merkte, als sie vom Barhocker glitt. »Gestern waren Sie zuversichtlich und fröhlich. Liegt Ihnen mein Mann so im Magen?«
    »Auch. Mir wäre es lieber, Sie würden allein auf dem Schiff sein. Aber solche Wünsche erfüllen sich selten.«
    »Man sollte Wünsche nie so schnell wegwerfen. Es gibt Feen, die muß man öfter bitten, ehe sie die berühmten drei Wünsche erfüllen.« Ihr helles Lachen war provozierend. Sie gab Fehringer einen Klaps auf die Schulter und trippelte wieder hinaus auf Deck.
    Fehringer blieb an der Bar sitzen, tat Sylvia nicht den Gefallen, ihr zu folgen. Er sah nur, wie sie plötzlich zusammenzuckte, als ein massiver, stiernackiger Mann auf sie zutrat. Ihr Mann, dachte Fehringer und holte tief Luft. Ein paar Minuten früher, und er hätte seine Frau an der Bar gesehen, den Kopf gegen die Schulter eines Mannes gelehnt, mit dem er gestern schon eine Auseinandersetzung gehabt haben mußte. Und Hans hatte nichts erzählt. Es wäre zu einer explosiven Situation gekommen.
    Fehringer unterschrieb schnell die Rechnung und verließ die Bar. Jetzt, Brüderchen, geht's dir an den Kragen, so

Weitere Kostenlose Bücher