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Promenadendeck

Promenadendeck

Titel: Promenadendeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Prinzessin leise, als Helmi zum nächsten Tisch gegangen war. »Wie gefällt sie dir?«
    »Ein kräftiges Mädchen, Juliane Herbitina.« Der Prinz betrachtete Helmis etwas üppige Figur von hinten. »Ob sie mitmacht?«
    »Überlaß das mir, mein Lieber. Hatte ich bisher nicht immer Erfolg?«
    »Du sagst es, meine Liebe.« Der Prinz blickte zur Bühne. Hanno Holletitz, der Entertainer und Conférencier, kam heraus, bekleidet mit einem großkarierten Jackett und schwarzen Hosen. Die Kapelle spielte einen Tusch.
    Der große, fröhliche Abend hatte begonnen.
    Bis gegen zwei Uhr morgens wartete Claude Ambert neben seinen Elefanten. Dann sagte er sich, daß nun die Zeit gekommen sei, ein neues Leben zu beginnen.
    »In zehn Minuten, meine Lieblinge«, sagte er zu seinen schlafenden Elefanten, »sind wir reich! Dann brauchen wir nicht mehr vor blöden Gaffern aufzutreten.«
    Er verließ den Ladebunker, ging leise zur Treppe und stieg behutsam wie ein schleichendes Tier hinauf. Dann fuhr er mit dem Lift zum Sonnendeck und hetzte auf Zehenspitzen zur Suite 004 mit dem Namen Goethe. Langsam drückte er die Klinke herunter, die Tür gab nach. Sie war, wie immer, nicht abgeschlossen. Lautlos, katzengleich huschte er in den Vorraum der Kabine.

5.
    Ein paar Sekunden lang lauschte Claude Ambert an der Kabinentür, ob sich in dem vom großen Wohnraum abgeteilten Schlafzimmer etwas rührte. Sein Herz klopfte so heftig und das Blut rauschte so laut in seinen Kopfadern, daß er zunächst gar nichts hörte. Erst als er den Atem anhielt, vernahm er ruhige Schnarchgeräusche, gleichmäßig und langgezogen. Sie waren tiefer, als man es bei einer Frau vermutet hätte.
    Ambert stutzte und rang mit sich selbst. Seine Beine wollten kehrtmachen und weglaufen, aber sein Gehirn befahl ihm: Bleib, sieh nach, hol dir das Geld! Nichts, was ein Mensch tut, ist ohne Risiko. Hier lohnt es sich, mutig zu sein und sich selbst zu überwinden.
    Er schlich weiter in die Suite hinein, verhielt wieder lauschend vor der Trennwand des Schlafraums und hatte sich jetzt auch an das fahle Mondlicht gewöhnt, das durch die unverhängten Fenster in die große Kabine fiel. Er konnte jeden Gegenstand unterscheiden, vor allem sah er den Schreibtisch, in dessen Schublade das Vermögen lag. Warum Anne White diese Riesensumme nicht im Schiffstresor deponierte – ebensowenig wie ihren wertvollen Schmuck, den sie lediglich in ihrer abschließbaren Nachttischschublade verwahrt hielt, die aufzubrechen für einen Profi eine Lächerlichkeit war –, hatte sie dem besorgten Hoteldirektor Riemke damit erklärt: »Ich habe keine Kinder. Meine Kinder sind das Geld und der Schmuck. Und wie jede Mutter möchte ich meine Kinder um mich haben, Tag und Nacht. Ist das so absonderlich?« Worauf Riemke höflich geantwortet hatte: »Aber durchaus nicht, Mrs. White«, obgleich er dachte: je reicher, desto spinnerter! Wenn etwas gestohlen werden sollte, wird sie jedenfalls einen gewaltigen Ärger mit ihrer Versicherung bekommen …
    Claude Ambert kam jetzt um die Abtrennwand herum und blickte auf das Bett. Fast hätte er sich herumgeworfen und wäre geflüchtet, doch der Schreck lähmte ihn: Im Bett lag ein Mann. Ein Mann mit schwarzem Bart, muskulös, kräftig. Man sah es, weil er nur bis zum Nabel zugedeckt war. Im Tiefschlaf auf dem Rücken liegend, war er es, der das Schnarchen fabrizierte. Erst auf den zweiten Blick erkannte Ambert neben ihm, zur rechten Seite gerollt und bis zum Kinn zugedeckt, Anne White. Auch sie schlief mit tiefen Atemzügen, aber fast lautlos.
    Einen Augenblick lang stand Ambert wie angewurzelt, dann kehrte sein nüchternes Denken zurück. Das Schicksal meinte es gut mit ihm: Es lieferte ihm nicht nur das Vermögen, sondern auch den idealen Mordverdächtigen – diesen Mann im Bett, neben dem Opfer. Dem wird es schwerfallen, seine Unschuld zu beweisen als der letzte, der bei Anne White gewesen war. Und dabei ahnte Ambert nicht einmal, daß der von Annes unersättlicher Sexgier total erschöpft Schlafende ein Crew-Mitglied der Atlantis war, eben der bärenstarke Maschinist Jim. Wenn er morgen, nach Entdeckung der Tat, von Kapitän Teyendorf verhört würde, mußte das für ihn um so fürchterlicher werden, denn er konnte nichts beweisen.
    Ambert sah sich noch mal um, entdeckte auf der Couch im Wohnraum ein großes Kissen in einem bunten Bezug, der eine untergehende Sonne neben einer Südseeinsel zeigte, schlich auf Zehenspitzen ins Zimmer, drückte das Kissen an

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