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Promenadendeck

Promenadendeck

Titel: Promenadendeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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verhalten zurück, ihr Mann, der gerade die phantastische Speisekarte studierte – eine Karte, wie sie an Land kaum ein Fünf-Sterne-Hotel zu bieten hat –, bemerkte es nicht. Auch als später Hans Fehringer anstelle des inzwischen verschwundenen Herbert hinüberwinkte, ging das an de Jongh vorbei – er verhandelte gerade mit dem Tischsteward über ein raffiniertes Dessert.
    Der Steward, zu dessen Station auch der Fehringer-Tisch gehörte, war weniger glücklich. Er ging hinüber zur Nebenstation und nickte verstohlen zu Hans Fehringer hin:
    »Der da, der große Blonde, muß einen Magen wie ein Walfisch haben. Der frißt jetzt zum zweitenmal ein volles Dinner und säuft allein die zweite Flasche Burgunder. Aber er steht wie 'ne Eins. Begreifst du das?«
    »Es gibt so Leute.« Der andere Steward grinste und hob die Schultern. »Die gehen zum Lokus, protzen ab und fangen dann von vorn wieder an.«
    »Stimmt! Der war eben draußen …«
    »Na also! Wundere dich nicht, serviere! Du bezahlst es ja nicht. Für fast vierhundert Mark am Tag kannste auch dreimal essen.«
    Als Hans Fehringer zurückkam in die Kabine, lag Herbert im Bett, eine Flasche Wodka und Bitter-Lemon samt Eisbehälter neben sich. Im Fernsehen lief – aus dem eigenen Bordstudio per Videoband gesendet – ein Hitchcock-Krimi. Im Augenblick wurde gerade eine Leiche ohne Augen gefunden.
    »Ist sie nicht toll?« fragte Hans und zog zum Händewaschen sein Seidenjackett aus.
    »Die Leiche? Kann ich nicht behaupten …«
    »Sylvia, du Arsch! Verstehst du nun, daß man bei ihr den Verstand verliert?«
    »Mag sein. Nur brauchen wir unseren Verstand noch. Oder willst du in irgendein Südseeinsel-Gefängnis? Dagegen ist Stuttgart-Stammheim ein Hotelpalast. So'n Loch sollte man den gehätschelten Terroristen mal zeigen.«
    Im Fernsehfilm wurde die augenlose Leiche jetzt fortgetragen. Hans wusch sich die Hände und kam dann zurück zum Bett.
    »Wann willst du die Kabine räumen, Bruder?«
    »Wann willst du kommen?« Herbert trank einen Schluck Wodka-Lemon. »Und wie lange?«
    »Sagen wir: Bis 4 Uhr morgens. Okay? Du kannst solange im Fisherman's Club bleiben. Dein Bett ist frei, wenn das Schild ›Bitte nicht stören‹ nicht mehr an der Klinke hängt.« Er grinste breit und zog das Seidenjackett wieder an. »Drück mir die Daumen, daß ihr Mann sich besäuft.«
    »Hau ab!«
    Hans Fehringer nahm das Schild ›Bitte nicht stören‹, verließ die Kabine und hängte es an die Klinke. Von jetzt ab störte kein Steward mehr. Er stieg die zwei Treppen hinauf zum Sieben-Meere-Saal, wo schon die Gäste der 1. Tischzeit saßen und der Bordkapelle zuhörten, die Evergreens spielte. Die Gäste der 2. Tischzeit kamen jetzt, mit zu den ersten gehörte das Ehepaar de Jongh. Hans Fehringer wartete, bis sie einen Tisch gefunden hatten, und suchte sich dann in der Nähe einen Platz, wo er und Sylvia Blicke und Zeichen austauschen konnten. Knut de Jongh machte noch einen frischen Eindruck, aber das täuschte. Wer ihn so gut kannte wie Sylvia, der sah, daß in seinen Augen die Trunkenheit lag, wenn auch noch von seinem harten Willen unterdrückt. Nur ein paar Gläser fehlten, um ihn endgültig zu fällen.
    »Champagner«, sagte de Jongh, als die Stewardeß Helmi an seinen Tisch kam. »Taittinger brut. Nur ein Glas für meine Frau. Für mich einen großen Whisky mit Eis. Den Champagner schön kalt!«
    Er lächelte seine wunderschöne Frau verliebt an, holte aus der Innentasche seiner Jacke ein Lederetui und nahm eine Zigarre heraus.
    »Du sollst doch keine Zigarren mehr rauchen, sagt Dr. Peters. Dein Herz, mein Liebling …« Sylvia ging dieser Satz geradezu lieblich über die Lippen.
    »Erstens ist Peters nicht in der Nähe, zweitens bin ich zur Erholung hier, drittens freue ich mich schon lange auf eine Zigarre und viertens können mich alle mal kreuz und quer …« De Jongh biß die Zigarrenspitze ab und zündete sich die Zigarre an. Behaglich lehnte er sich in den tiefen Sessel zurück. »Das ist ein Genuß!« sagte er nach dem ersten Zug. »Sylvie, ich fühle mich heute so richtig sauwohl.« Er paffte in die Luft, und das nutzte Hans Fehringer aus, um die Lippen zu spitzen und einen angedeuteten Kuß zu Sylvia hinüberzuschicken. Sie antwortete mit einem leichten Nicken.
    Nicht weit von den de Jonghs saß auch das Ehepaar v. Haller, in Wahrheit ja Prinz und Prinzessin v. Marxen. Sie hatten gerade bei der Stewardeß Helmi einen Weißwein bestellt.
    »Die meinte ich«, sagte die

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