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Promijagd

Promijagd

Titel: Promijagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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Klassiker der Soziologie. Bei ihm gilt Kriminalität als Innovation. Da lässt sich jemand etwas Neues einfallen, um – wenn auch mit illegalen Mitteln – anerkannte gesellschaftliche Ziele zu erreichen, nämlich zu Geld zu kommen.«
    Orlando wollte das so nicht hinnehmen. »Völlenklee verstößt gegen die Gesetze, Völlenklee ist ein Verbrecher, Völlenklee muss bestraft werden!«
    Mannhardt konterte mit Theodor Fontane. »Je älter ich werde, je mehr sehe ich ein: laufen lassen, wo nicht Amtspflicht das Gegenteil fordert, ist das allein Richtige.«
    »Einen Verbrecher vor Gericht zu bringen, ist aber Amtspflicht!«, rief Orlando.
    Mannhardt lächelte. »Ich bin nicht mehr im Amt, ich bin jetzt Privatdetektiv.«
    Weiter kamen sie in ihrem Diskurs nicht mehr, da in diesem Moment Völlenklee und Corinna aus dem Haus traten. Mannhardt und Orlando erwarteten, dass sie Kurs auf den U-Bahnhof Südstern nehmen würden, doch beide wandten sich in die andere Richtung und bogen nach einigen Metern nach links in die Graefestraße ab.
    Orlando staunte. »Nanu, warum denn das?«
    »Vielleicht streikt die U-Bahn mal wieder«, vermutete Mannhardt.
    »Nicht dass ich wüsste.« Orlando sah ihn fragend an. »Sollen wir im Wagen hinterher oder lieber zu Fuß?«
    »Lieber zu Fuß«, entschied Mannhardt
    Sie machten sich an die Verfolgung der beiden. Im Zickzack ging es weiter, das heißt, die Böckhstraße hinunter Richtung Kottbusser Damm. Dort befand sich ein Eingang zum U-Bahnhof Schönleinstraße, in dem Völlenklee und Corinna gerade verschwanden. Die Frage war, warum sie ausgerechnet die Linie 8 nahmen und nicht wie gewohnt die Linie 7 am Südstern.
    »Wir teilen uns«, sagte Mannhardt. »Da fallen wir weniger auf. Du steigst in den Wagen vor ihnen ein, ich in den hinter ihnen, und dann warten wir mal ab.«
    Der erste Zug, der einlief, fuhr in Richtung Wittenau, und alle vier stiegen sie ein. Es herrschte um diese Zeit wenig Betrieb, und deshalb hatte Mannhardt keine Mühe, die beiden Erpresser durch die Fenster an den Stirnseiten der Wagen ständig im Auge zu haben. Schon am Alexanderplatz stiegen Völlenklee und Corinna wieder aus und eilten zum Bahnsteig der Linie 2. Orlando wartete auf Mannhardt, dann folgten sie den beiden in sicherer Entfernung. Mannhardt kannte sich in der Netzspinne von U- und S-Bahn so gut aus, dass er jede Wette darauf eingegangen wäre, dass Völlenklee und Corinna in den Zug nach Pankow stiegen, denn wenn sie in die andere Richtung gewollt hätten, wären sie besser zum Südstern gelaufen und über die Stadtmitte gefahren.
    Er sah seinen Enkel an. »Was mag sie nach Pankow führen?«
    »Vielleicht sind sie Fans von Udo Lindenberg und warten auf den Sonderzug.«
    Mannhardt stöhnte auf und setzte noch einen drauf. »Nein, sie wollen Erich Honecker erpressen und haben gar nicht mitgekriegt, dass es Bonn und Pankow gar nicht mehr gibt.«
    Jedoch wollten Völlenklee und Corinna gar nicht nach Pankow, sie stiegen bereits an der Eberswalder Straße wieder aus und reihten sich unten in die Schar derer ein, die zur Max-Schmeling-Halle strebten. Da viele von ihnen Schals und Fahnen von Alba mit sich führten, realisierte Mannhardt augenblicklich, dass heute Basketball gespielt wurde.
    »Ja, klar, das dritte Halbfinalspiel um die deutsche Meisterschaft, gegen Oldenburg.«
    »Gehen die beiden da nun als Fans hin oder um einen der Spieler zu erpressen?«, rätselte Orlando.
    »Warum sollte ein Basketballstar zu Dr. Narsdorf gehen?«, fragte Mannhardt, um sich die Antwort gleich selbst zu geben. »Weil ihm beim Freiwurf und beim Dreier immer die Hände zittern.«
    »Als ich das Jahr drüben in den USA war, bin ich öfter zum Basketball gegangen«, sagte Orlando. »Aber wenn man als Deutscher vom Fußball her immer das 1:0 gewohnt ist, stört es einen schon, dass dauernd einer in den Korb trifft, viele Spiele drüben enden ja mit 104:97 oder so ähnlich. Ich wollte immer mal einen Deutschen spielen sehen, aber von Dirk Nowitzki mal abgesehen gibt es ja in den Teams kaum Deutsche.«
    Mannhardt lachte. »Das ist so wie bei uns hier. Da kommen sie alle aus Serbien, den USA oder Litauen. Bei Alba heißen die Stars Jenkins, McElroy und Brown, der Trainer Pavicevic.«
    »Na, wenigstens nicht Miloševi ć .«
    Sowie sie vor der Halle angekommen waren, mussten sie feststellen, dass das Spiel ausverkauft war.
    »Darauf hätten wir auch eher kommen können«, sagte Orlando.
    Mannhardt nahm es leicht. »Egal, wichtig ist

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