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Promijagd

Promijagd

Titel: Promijagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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andere Kollegin, aber … Nichts Ernsthaftes. Nun ist Gabriele mit den beiden Kindern nach Templin gezogen, und ich kann sie praktisch nur zu Weihnachten sehen: meinen Sohn und meine Tochter.«
    »Sind Sie Single oder …?«
    Fröttstädt war den Tränen nahe. »Es ist wie ein Fluch. Kelly, eine New Yorkerin, und ich wollten irgendwann heiraten, doch sie hat Selbstmord begangen. Warum, weiß ich nicht, mit dem 11. September hängt das nicht zusammen. Oder doch? Weil ich Pilot war? Ich weiß es nicht. Jedenfalls habe ich danach zu trinken angefangen. Immer so, dass ich am nächsten Morgen im Cockpit wieder nüchtern war, nur im Urlaub war ich tagelang betrunken … Sie wissen ja, dass das irgendwann … Und darum bin ich ja auch hier. Dazu kommt, dass ich neuerdings an Höhenangst und an Flugangst leide. Stellen Sie sich das vor: ein Pilot mit Höhenangst und der Angst hat, dass die Triebwerke jeden Moment ausfallen können oder dass Feuer in der Kabine ausbricht.«
    »Die Angst vor dem Absturz«, murmelte der Therapeut. »Das kenne ich und nenne es für mich selbst immer das Ikarus-Syndrom. Zu hoch hinaus.«
    Diese Szene ging Fröttstädt immer wieder durch den Kopf, während sie den Autopiloten eingeschaltet hatten und über den Balkan Richtung Deutschland flogen. Wenn es mit ihm so weiterging wie in den letzten Jahren, landete er in der Psychiatrie, bevor er seinen 40. Geburtstag feiern konnte. Oder auf dem Friedhof. Was allerdings das bessere Los war, verglich er es mit dem Leben seiner Mutter, die mit schwerer Demenz ins Seniorenheim gekommen war.
    ›Glücklich kann nur der sein, der nie gezeugt worden ist.‹
    Dieser Satz ging ihm nicht mehr aus dem Kopf, während er in seinem Sessel lag und seinen Kopiloten das Wesentliche machen ließ.
    ›Lieber ein Ende mit Schrecken …‹
    Plötzlich verspürte er den Impuls, die Nase seiner Maschine nach unten zu ziehen und im Sturzflug auf die Erde zuzurasen, bis sie an irgendeinem Berg zerschellten. Noch konnte er sich beherrschen. Es wäre auch sinnlos gewesen, denn Patrick, sein Kopilot, war viel kräftiger als er, und im Zweikampf mit ihm hatte er keine Chance, ihren Bordcomputer auszutricksen.
    Patrick sah ihn von der Seite mit glasigen Augen an. »Ist dir auch so schlecht?«
    »Nein, wieso?«
    »Weil du so verkrampft aussiehst.«
    Fröttstädt schüttelte den Kopf. »Nee, mir geht es blendend.«
    »Mir nicht.« Patrick drückte sich aus dem Sitz und hielt sich den Magen. »Ich muss mal dringend auf die Toilette.«
    Fröttstädt saß allein im Cockpit und hatte vielleicht drei Minuten Zeit.

12
     
    Mannhardt und sein Enkel waren auch am Sonntag zur Dieffenbachstraße gefahren und saßen nun im Wagen und warteten, dass drüben die Haustür aufging und Völlenklee oder seine Freundin erschienen. Sie hatten keine andere Möglichkeit, als sich ihnen an die Fersen zu heften, wollten sie die Namen ihrer Opfer erfahren. Und bei Dr. Mägdesprung hatte das ja geklappt, wenn auch nicht so ganz, denn zugegeben hatte der Chirurg nichts.
    »Und wenn er hätte?«, fragte Orlando. »Was dann?«
    Mannhardt wusste es auch nicht. »Wir arbeiten für Dr. Narsdorf und unser Ziel muss es sein, die Sache so lautlos über die Bühne zu bringen, dass ihm kein Nachteil entsteht, ihm, aber auch seinen Patienten, die wie er erpresst werden.«
    »Du redest wie ein Politiker«, warf sein Enkel ihm vor. »Hört sich gut an, aber wie soll das funktionieren? Völlenklee sitzt doch auf alle Fälle am längeren Hebel, denn wir können ihn nicht auffliegen lassen, weil die Presse davon Wind kriegen würde und seine Opfer ihre Existenz verlieren würden.«
    Mannhardt überlegte. »Uns bleibt nur eine Art Realpolitik, das heißt, wir müssen Völlenklee so lange gewähren lassen, bis er so fett geworden ist, dass er auch etwas zu verlieren hat. Dann können wir einen Deal mit ihm machen, und zwar dass er a) mit den Erpressungen aufhört und b) über alles, was geschehen ist, Stillschweigen bewahrt. Nur so können wir Narsdorf und Mägdesprung retten und alle die, die noch betroffen sein sollten.«
    Orlando hatte schon zu sehr die künftige Rolle des Staatsanwalts verinnerlicht, als dass er sich darüber nicht aufgeregt hätte. »Somit soll er völlig straffrei ausgehen? Das gibt’s doch nicht!«
    Mannhardt gab sich altersweise. »Junge, weißt du, in welcher Rubrik bei Robert K. Merton die Kriminalität zu finden ist?«
    »Nein. Ich weiß nicht einmal, wer Robert K. Merton ist.«
    »Einer der

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