Promises - Nur mit dir (German Edition)
die von mir ausgewählten Stripper würden dir bestimmt nicht gefallen.«
Er lachte. Ich hatte ihn noch nie zuvor lachen gehört und ertappte mich nun törichterweise bei dem Gedanken, dass es das wunderbarste Lachen der Welt war. »Siehst du? Ich hab’s dir ja gesagt. Mit dir hat man mehr Spaß.«
9
Eine Woche später stand Matt um kurz nach fünf bei mir vor der Tür. Er trug noch seine Uniform. Ich freute mich, ihn zu sehen.
»Lass uns gehen«, sagte er, sobald ich ihm geöffnet hatte. »Ich lade dich zum Abendessen ein.«
Als wir im Jeep saßen, erklärte er: »Ich muss unterwegs bei mir zu Hause vorbeifahren. Ich will mich umziehen.« Ich war noch nicht in seinem Haus gewesen und war neugierig zu sehen, wie er lebte.
Wie sich herausstellte, wohnte er gar nicht in einem Haus. Er hielt vor einem kleinen Gebäude mit mehreren Wohnungen an. Wäre es größer gewesen, hätte man es als Mehrfamilienhaus bezeichnen können. Es war ein langes schmales Rechteck aus weißen Backsteinen mit vier Klaustrophobie auslösenden Zweizimmerwohnungen.
Wir traten durch die Tür, und die sterile Leere der Wohnung verblüffte mich. Der größte Teil des winzigen Wohnzimmers wurde von einer riesigen Kraftstation eingenommen, wie man sie in der Fernsehwerbung sieht. Außerdem gab es einen Klappstuhl aus Metall, einen alten, hölzernen Beistelltisch (der vor dem einzelnen Stuhl als Wohnzimmertisch verwendet wurde) und einen Fernseher, der auf einer Plastikkiste stand. Und es war die sauberste Junggesellenbude, die ich je gesehen hatte.
»Wow. Schöne Wohnung. Das Gefängniszellenmotiv passt wirklich gut zu dir. Sehr Feng-Shui.«
Er bedachte mich mit dem Pseudolächeln: hochgezogene Augenbraue und ein nach oben zuckender Mundwinkel. »Da dachte ich schon, du wärst nicht wirklich schwul, und dann benutzt du plötzlich Worte wie ›Motiv‹ und ›Feng-Shui‹.« Ich musste lachen. »Fühl dich wie zu Hause«, rief er über die Schulter, während er ins Schlafzimmer ging, um sich umzuziehen.
Die Floskel klang lächerlich. Nichts könnte weiter von einem Zuhause entfernt sein.
Hinter dem Wohnzimmer, neben der Kochecke, befand sich eine Nische, die man nicht wirklich als Esszimmer bezeichnen konnte. Sie enthielt einen wackligen Kartentisch und einen weiteren Klappstuhl aus Metall. Aber ich stellte überrascht fest, dass die gesamte hintere Wand von einem großen Bücherregal eingenommen wurde, das aus allen Nähten platzte. Ich ging hinüber, um die Titel zu überfliegen. Sie waren wild durcheinander ins Regal gestopft, aber ich merkte bald, dass sie nach Genre sortiert und grob alphabetisch nach Autoren geordnet waren. So viel zum Thema sauber und ordentlich. Ein Regal war Büchern über Rechtswissenschaft und polizeiliche Verfahren sowie Lehrbüchern zur Strafjustiz vorbehalten. Dann kamen weitere Sachbücher, hauptsächlich bezogen auf Krieg und das Militär, aber auch ein paar Biografien und eine große Sammlung aus Romanen – Krimis, Horror, Science-Fiction, Western und sogar einige Graphic Novels.
Matt kam aus dem Schlafzimmer und trug seine übliche Kluft aus Jeans und T-Shirt. Er trat neben mich, groß und aufrecht, die Hände hinterm Rücken verschränkt, und betrachtete die Bücher. Ich hatte das Gefühl, als hätte ich ein kleines Fenster in sein Herz gefunden. Oder einen Schrein, aber ich wusste nicht, wofür.
»Ich hatte nie den Eindruck, dass du ein großer Leser bist.«
Er schwieg für einen Moment, dann sagte er leise: »Ich bin viel allein. Manchmal ist es schwer, die Stunden zu füllen.«
Diese Worte und der Anflug müder Resignation in seiner Stimme berührten eine Saite in mir – sie spiegelten meine eigene Einsamkeit voll und ganz wider. »Ich weiß genau, was du meinst.«
Und in diesem Moment geschah etwas zwischen uns. Wir schwiegen, aber ich wusste, dass wir es beide spürten. Es war nichts so Banales oder Romantisches wie das Finden des eigenen Seelengefährten. Es war nur eine stillschweigende Erkenntnis, dass wir wirklich Gleichgesinnte waren. Dass wir beide lange allein gewesen waren und es vielleicht nicht mehr zu sein brauchten.
»Deine Familie stört es also nicht, dass du schwul bist.« Es war mehr eine Feststellung als eine Frage.
Wir waren bei
Tony’s
. Matt weigerte sich, ins
Mamacita’s
zu gehen, wo die Gefahr bestand, Cherie über den Weg zu laufen. Hier war es im Grunde nicht viel besser. Ich war mir sicher, dass unser Tisch der einzige war, der eifrig von zwei Kellnerinnen
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