Promises - Nur mit dir (German Edition)
Abend, als wir uns gesehen haben – das war nicht das erste Mal. Sie versuchen dauernd, mich zu verkuppeln.« Ich war mir nicht sicher, wie ich darauf reagieren sollte. »Ich arbeite mit ihnen zusammen, also will ich mit ihnen auskommen, aber am Ende des Tages gehen sie nach Hause zu ihren Familien.« Und er ging allein nach Hause, in seine Wohnung, die einer Gefängniszelle ähnelte. Er sprach es nicht laut aus, aber ich hörte es trotzdem.
Eine Weile lang aßen wir schweigend weiter. Dann erklang eine Stimme: »Hallo, Jared!« Als ich aufschaute, sah ich Mr Stevens, den Leiter der Highschool-Band und meines Wissens einzigen anderen schwulen Mann in der Stadt. Er war in den Sechzigern und gut gekleidet. Er schien immer eine Fliege zu tragen.
»Hi, Mr Stevens. Wie geht’s denn so?«
»Sie sind schon lange nicht mehr mein Schüler. Sie wissen, dass Sie mich Bill nennen können.« Er sagte mir das jedes Mal, aber es war schwer, einen ehemaligen Lehrer beim Vornamen zu nennen. »Und ich glaube, Sie sind der Neuzugang bei der Polizei?«, fragte er an Matt gewandt.
»Ja, Sir. Matt Richards.« Er schüttelte Mr Stevens’ leicht schlaffe Hand.
»Mr Richards, ich freue mich sehr, Sie kennenzulernen. Ich bin so froh, dass Sie sich unserer kleinen Gemeinschaft angeschlossen haben. Ich hoffe, Sie nehmen es mir nicht übel, dass ich frage, aber weiß das Department Bescheid?«
Ich versuchte, nicht zu lächeln. Mr Stevens nahm ganz offensichtlich an, dass Matt schwul war. Und Matt hatte ebenso offensichtlich keine Ahnung, was Mr Stevens meinte. Ich konnte an seinem Gesichtsausdruck erkennen, dass er dachte: »Bescheid worüber?« Aber er nickte tapfer und sagte: »Ja, Sir, so ist es.« Jetzt musste ich mich wirklich zusammenreißen, um nicht laut loszulachen.
»Das ist fabelhaft! Freut mich zu hören, dass unser Department so fortschrittlich ist.« Matts Verhalten veränderte sich kaum. Es war klar, dass Mr Stevens nicht bemerkte, wie verwirrt er war, und ich stellte fest, dass ich ziemlich geschickt darin wurde, seine zurückhaltende Miene zu deuten. »Nun, dann lasse ich Sie beide mal allein. Sie sollen wissen, dass es mich sehr glücklich macht, Sie beide zusammen zu sehen.« Er zwinkerte mir zu. »Das gibt einem alten Mann Hoffnung.«
»Danke, Mr Stevens. Sie wissen, dass ich Ihnen Glück wünsche.«
Als er fort war, sah Matt mich an und fragte: »Was zum Geier war das denn? Wovon hat der Kerl geredet? Und was ist so verdammt komisch?«
»Erinnerst du dich nicht daran, dass ich dir von Mr Stevens erzählt habe, dem Leiter der Band?«
Ich beobachtete ihn, während er darüber nachdachte, und sah, wie ihm ein Licht aufging. Dann bewegten sich seine Augen hin und her, während er das Gespräch im Kopf noch einmal durchging, und die Schamesröte stieg ihm in die Wangen, als er die Puzzleteile zusammenfügte.
»Der Groschen ist endlich gefallen, was?«
»Scheiße.« Er schien weniger sauer zu sein, als sich über sich selbst zu ärgern. »Manchmal bin ich so ein Idiot.«
»Nun, ich würde mir deswegen keine Sorgen machen. Mr Stevens ist die Diskretion in Person.«
»Ich schätze, das ist wohl wahr.«
»Stört es dich, dass er denkt, wir wären zusammen?«
»Stört es dich?«
»Überhaupt nicht.«
»Du und er habt nie …« Ich merkte, dass er meiner Frage ausgewichen war, ging aber nicht darauf ein.
»Niemals. Ich denke nicht, dass einer von uns es jemals auch nur in Erwägung gezogen hat. Zwischen uns besteht ein recht großer Altersunterschied. Außerdem war er früher mein Lehrer, daher wäre es ziemlich merkwürdig. Und ich bin mir nicht sicher, aber ich habe den Verdacht, dass Mr Stevens seine Männer gern ein wenig femininer hat, wenn du weißt, was ich meine.«
»Wie magst du deine Männer?« Seine Wangen waren leuchtend rot, aber er blickte mir fest in die Augen.
Oh Mann, das klang ja wie die Fangfrage des Monats. Denn natürlich mochte ich meine Männer genau wie ihn: groß, dunkelhaarig und muskulös. Das Einzige, was ich vielleicht noch hinzugefügt hätte, waren längeres Haar und Tätowierungen – und plötzlich fragte ich mich, ob es unter seinem T-Shirt welche gab. Aber das konnte ich natürlich nicht laut aussprechen.
Also erwiderte ich stattdessen: »Stinkreich.«
Er schenkte mir das Pseudolächeln. Ich hatte das Gefühl, dass er die wahre Antwort kannte.
10
Er begann wieder bei Ladenschluss vorbeizukommen, und wir aßen zwei- oder dreimal die Woche miteinander zu Abend. Jedes Mal
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