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Prophezeiung

Prophezeiung

Titel: Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Böttcher
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Airbusse Richtung Stratosphäre starten lassen, beladen mit einem Gemisch aus Schwefeldioxid, Schwefelwasserstoff und Schwefelkohlenstoff, doch stanken diese Substanzen nicht nur erbärmlich, sondern waren auch nicht direkt leicht zu handhaben – abgesehen davon, dass irgendjemand die 50 000 Flüge bezahlen müsste. Deshalb waren kluge Tüftler wie Myhrvold und Caldeira auf die elegante Lösung gekommen, man könne doch, statt das Gift häppchenweise nach oben zu fliegen, eine sieben Kilometer lange Plastikpipeline in die Stratosphäre verlegen und durch diese Pipeline die erforderlichen 100 000 Tonnen Schwefeldioxid im Jahr aufwärts transportieren. Verglichen mit den 200 Millionen Tonnen SDO , die jährlich in die Atmosphäre geblasen wurden, aus natürlichen Quellen und von Autos sowie Kraftwerken, war die erforderliche Menge tatsächlich gering, und das Allerschönste an der Überlegung war, dass SDO in bestimmten Regionen im Überfluss auf dem Boden herumlag. Als Müll. Nämlich dort, wo Menschen ohnehin schon die Geologie des Planeten massiv umgestalteten, indem sie Erdölvorkommen aus Teersand förderten, zum Beispiel in Kanada. Bei dieser Art der Ölförderung fiel SDO in großen Mengen an und blieb als gelber Müllberg liegen, den man praktisch nur ankratzen und verflüssigen musste, um das Erdklima nach Belieben zu steuern. Es würde nicht einmal sonderlich viel kosten, mit lächerlichen zwanzig Millionen Dollar per anno ließen sich die Pipelines, dünnwandige, fliegende »Gartenschläuche«, wie die Erfinder sie nannten, mittels Heliumballons im Abstand von fünfzig bis hundert Metern bis in die Stratosphäre führen, wo man dann das flüssige Schwefeldioxid versprühen könnte. Und das Allerschönste an dem Modell war, dass sich auf diese Weise der gesamte Erdball binnen zehn Tagen in eine gesprühte Wolke einhüllen ließe.
    Das Dumme war nur – selbst wenn man glaubte, dass das tatsächlich funktionieren konnte –, dass es die Pipelines noch nicht gab. Und der einzige andere Weg, die erforderliche Menge Schwefel kurzfristig in die Stratosphäre zu bringen, war eben ein zweiter Pinatubo.
    Als Mavie begann, Philipp zu erklären, dass Schwefeldioxid inder Stratosphäre unter dem Einfluss ultravioletter Strahlung sowie von Wasserdampf und Luftsauerstoff, anders als in der Atmosphäre, Schwefelsäure entstehen lässt, ein wirksames Aerosol, das nur sehr langsam wieder zur Erde absinkt, unterbrach ihr Zuhörer sie mit erhobener Hand und überfordertem Grunzen.
    »Okay, ich hab Chemie immer gehasst. Was du sagen willst, ist: eigentlich ’ne tolle Idee. Also, lass ihn doch seinen Vulkan sprengen.«
    »Ja, und womit?«
    »Vermutlich nicht mit Chinaböllern.«
    »Nein, sondern mit Kernsprengsätzen.«
    Er zuckte die Achseln. »Die müssen doch eh mal weg.«
    »Schon mal was von Fallout gehört?«
    »Globaler Fallout?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Wir haben absolut keine Ahnung, welche Folgen das hat, zum Beispiel für die Ozeane, die sind nämlich ohnehin schon übersäuert …«
    »Doch, ihr kennt die Folgen, das hast du mir doch gerade erklärt: Abkühlung. Wolken. Vermutlich Regen, an den richtigen Stellen.«
    »Ja«, sagte sie spöttisch, »zumindest kurzfristig, möglich. Und schönere Sonnenuntergänge wegen des Schwefels, so viel steht fest. Philipp, das ist doch totaler Irrsinn.«
    »Sag ihm das.«
    »Ich mache mich gleich mal richtig unbeliebt bei der Sitzung des Generalstabs, verlass dich drauf.«
    »Dass du dich unbeliebt machst? Daran habe ich keine Zweifel, in der Hinsicht hast du Talent. Aber als alter Chef und Group Head darf ich dir mit auf den Schulweg geben, dass du einen richtig schweren Stand hast, wenn du nur moserst. Klassische Ansage: Sei Teil der Lösung, nicht Teil des Problems. In Prosa: Wenn du nichts Besseres anzubieten hast als den Vorschlag, der auf dem Tisch liegt – halt’s Maul.«
    Er lächelte, stemmte sich hoch und setzte sich in Bewegung, zurück in Richtung Badezimmertür. »Und während du deinen besseren Vorschlag vorbereitest, mach ich mal was total Originelles, nämlich mosern. Hannahs Mailbox voll, weil sie mich nicht zurückruft, und dann mosere ich weiter, nämlich deinen FreundThilo an, wo die Informationen über den Lackwichser bleiben. Das kann ja wohl nicht so schwer sein.«
    Mavie blickte bereits wieder auf den Schirm des iPad, klickte sich durch Schlagzeilen und stolperte erstaunt über die absurde Schlagzeile von FOXN ews, ausgerechnet China sei

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