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Prophezeiung

Prophezeiung

Titel: Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Böttcher
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»Aber wenn du schon dabei bist und deine Bankfreunde wirklich ebenso talentiert wie bestechlich sind: Krieg raus, wer für Eisele die Hotels und Flüge bucht, und lass dir die gesamten Transaktionen mailen, die über diesen Account in den letzten Monaten gelaufen sind. Falls das zu teuer wird, gib mir den Namen und die Kartennummer durch, dann haben der überforderte Mitarbeiter hier und ich noch ein bisschen mehr auf dem Zettel. Bis später.«
    Er legte auf, schaltete den iAm ab und ließ ihn in seine Tasche gleiten. Dann ging er auf den Tisch zu, mit einem entschuldigenden Lächeln, murmelte ein »Verzeihung« in die Runde sowie »Guten Appetit«, füllte sich einen Teller halb voll mit Nudeln und Tomatensoße und brach sich ein Stück von dem selbst gebackenen Brot ab. Er setzte sich neben Oskar ans Ende der Tafel, mit dem Rücken zum Arbeitsraum, möglichst weit weg von Diego.
    Der ihn trotzdem ansprach. »Damit wir uns nicht missverstehen, Thilo«, sagte er laut, aber freundlich.
    Beck sah ihn überrascht an.
    »Niemand von uns«, sagte Diego, »ist sauer auf dich. Du brauchst dich hier nicht am Rand herumzudrücken und unsichtbar zu machen, niemand macht dir einen Vorwurf. Dass Milett uns verraten hat, ist nicht deine Schuld. Wir alle sind erschüttert über das, was er getan hat, aber wir werden ihn damit nicht durchkommen lassen. Ich habe ihn falsch gesehen. Ich habe seine wahren Motive verkannt, all die Jahre. Wir werden ihn entlarven als das, was er ist, ein eitler, selbstsüchtiger Fatzke, ein Verräter ander Erde und an der Menschheit. Aber vorher werden wir ihn daran hindern, Afrika und Asien zu opfern. Hast du die Zugriffszahlen gesehen?«
    Beck nickte.
    »Milett ist bedeutungslos. Milett fehlt die Glaubwürdigkeit, weil die Menschen ihn durchschauen, weil sie sehen, wer er wirklich ist. Wir werden gehört und wahrgenommen, denn wir sind die Stimme der Vernunft, wir sind das Weltgewissen.«
    Beifälliges Murmeln erhob sich, und Beck stopfte sich nickend eine Gabel Nudeln ins Gesicht, um sein Zähneknirschen zu dämpfen.
    »Also«, sagte Diego feierlich, »sei versichert, dass niemand hier dir grollt oder Zweifel an deiner edlen Gesinnung hegt. Wir wissen, dass du einer von uns bist, Kamerad. Nun reih dich ein und kämpf an unserer Seite.«
    Beck sah auf. In fünfzehn Gesichter, die erwartungsvoll und frohen Mutes in seine Richtung blickten.
    Was sollte er sagen? Nehmt zuerst mal eure blöden Filme aus dem Netz, ihr Massenmörder?
    »Ich bin bei euch«, nickte er. »Danke für deine Worte, Diego, und danke, euch allen, für euer Vertrauen.«

[Menü]
    37 Als Mavie um kurz vor neun Uhr abends die Treppe hinaufstieg, hatte sie Kopfschmerzen vom Zähnezusammenbeißen, ausdauernd gegen Wände Laufen und Bemerkungen Herunterschlucken. Ihr Nacken fühlte sich an wie aus Zement schief in Position gegossen, Folge ihrer permanenten skeptischen Fehlhaltung im Verlauf der Gespräche, die sie geführt hatte. Oder besser, denen sie hatte beiwohnen dürfen.
    Sie war gut vorbereitet gewesen, als Milett endlich, mit mehrstündiger Verzögerung, sein Team zur Lagebesprechung bat. Sie hatte eine ganze Reihe guter Argumente gegen die Vulkansprengungen gefunden, insbesondere gegen Sprengungen mit Nuklearköpfen, und wusste, dass auch Jean-Baptiste nicht restlos überzeugt war vom Plan seines Chefs. Ihre guten Argumente war sieallerdings nicht wie vorgesehen losgeworden, denn Milett hatte sie in der um drei Personen erweiterten Runde nicht nur als seine »Weltfrauenbeauftragte« vorgestellt, sondern auf ihre forsche Anmerkung, Vulkane seien nicht der Weisheit letzter Schluss, noch etwas forscher erwidert, dieser Punkt stehe nicht auf der Tagesordnung und erst recht nicht zur Debatte.
    »Flugverkehr?«, hatte sie trotzig eingeworfen, ehe er einfach weitermachen konnte, und ihn an 2010 erinnert. Daran, dass schon die vergleichsweise harmlose Eruption des Eyjafjallajökull die europäischen Airlines täglich hundert Millonen Euro gekostet hatte.
    Er hatte die Bemerkung weggewischt. Erstens würden sie die Asche nicht in der Atmosphäre verteilen, sondern stratosphärisch, also oberhalb der Reiseflughöhe von Passagiermaschinen, zweitens falle ihm die Entscheidung zwischen Menschenleben und frischen Kiwis für deutsche Studentinnen ausgesprochen leicht.
    Sie ließ sich weder beleidigen noch beirren, sondern setzte nach. »Wenn Sie irgendwas mit einem VEI von über fünf auswählen, beenden Sie nicht nur die Krise, sondern Homo

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