Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Prophezeiung

Prophezeiung

Titel: Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Böttcher
Vom Netzwerk:
Irgendwann am Nachmittag. Aber er hat mir schon gesagt, die Überwachungskamera des Uni-Pförtnerhauses sei kein Problem, das New York vermutlich auch nicht. Er muss nur dazu kommen.«
    Philipp ließ ihn einen unwilligen Laut hören, den Beck nicht hören wollte. »Du kannst parallel was für mich tun«, sagte er. »Ich komme hier nämlich nicht in Ruhe ins Netz. Solunia.«
    »Was ist damit?«
    »Das frage ich dich. Klar ist, dass die Firma bestimmenden Einfluss auf das IICO hatte und hat, und wenn ich diese Berge von Informationen richtig lese, ist ebenfalls klar, dass Fritz Eisele bestimmenden Einfluss auf Solunia hat. Aber völlig unklar ist, jedenfalls mir, was Solunia eigentlich macht.«
    »Investieren. Zum Beispiel ins IICO .«
    »Ja, aber nicht nur. Irgendwomit muss die Firma ja auch Geld verdienen, aber Bilanzen sehe ich hier nicht.«
    »Nein, weil keine Offenlegungspflicht besteht. Schon gar nicht auf den Bahamas.«
    »Eben. Aber was macht Solunia? Womit verdient Eisele sein Geld? Außer mit gut dotierten Vorträgen und Beraterverträgen …« Beck runzelte die Stirn. Er hatte sich schon in Rotterdam gewundert, sowohl über den Ort, an dem Eisele seinen Vortrag halten sollte, als auch über die Gästeliste. Es waren nur eine Handvoll Presseleute akkreditiert, die übrigen Gäste waren Industrievertreter gewesen – was Gerrittsen ihm beiläufig damit erklärt hatte, die Veranstaltung diene weniger dazu, brandneue wissenschaftiche Erkenntnisse vorzustellen, als vielmehr dazu, »Unterstützer und Sympathisanten« bei Laune zu halten. Beck hatte damals nicht nachgefragt, aber zum ersten Mal hatte er das Gefühl, mit seinem Verzicht auf Eiseles Vortrag doch etwas Wichtiges verpasst zu haben.
    »Ich brauche die Vortragstexte«, sagte er, mehr zu sich selbst. »Und die Gästeliste.«
    »Was?«
    »Die Gästeliste aus Rotterdam. Und die letzten Vorträge von Eisele.«
    »Wozu? Und vergiss es, sowieso, da müsstest du ja schon direkt in seinen PC , die wird er kaum ins Internet gestellt haben.«
    »Nein, vermutlich nicht. Aber seine Veröffentlichungen. Dann brauche ich die. Schreibst du mit?« Beck wartete keine Antwort ab. »Die Veröffentlichungen aus der Fachpresse und die aus dem Mainstream, falls es welche gibt, aus den letzten zwei Jahren, dazu alles, was wir kriegen können, über die Einnahmequellen von Solunia. Das IICO hat nicht nur an Prometheus gearbeitet, sondern parallel an Wolkengeneratoren und -booten. Ich dachte bis eben, das wäre nur ein wissenschaftliches Experiment gewesen, aber andererseits kann man mit so was – und vor allem mit anderen Geoengineering-Lösungen – natürlich auch Geld verdienen. Sofern man die richtigen Partner hat und die richtigen Abnehmer.«
    »Notiert, Chef«, sagte Philipp mürrisch. »Sonst noch was?«
    »Nein, das wäre erst mal alles.«
    »Gut. Ich versuch’s mal über meine Assistentin und meine bestechlichen Freunde bei den Banken. Sofern die nicht längst in irgendwelchen Schlauchbooten sitzen und versuchen, den Main runter nach Italien zu entkommen. Und du kümmerst dich mal pronto um die Kameras.«
    »Würde ich ja gern«, sagte Thilo mit einem Blick zum Tisch, wo inzwischen alle Gaias versammelt saßen und aßen. Nina und Paulina warfen ihm Blicke zu, Nina freundlich fragend, Paulina verärgert, weil er sich noch immer nicht zu ihnen gesetzt hatte. Da jetzt auch Diego von seinen Nudeln aufsah und ihn mit einem fragenden Blick bedachte, lächelte Thilo entschuldigend und wandte sich ab. »Nur sitze ich hier nicht in einem Internetcafé, und meinen iAm darf ich eigentlich auch nicht benutzen.«
    »Wieso? Wo bist du da, in nem russischem Knast?«
    »Nein, aber mitten in der Pampa, beziehungsweise im altmärkischen Nichts zwischen verlassenen Käffern mit so schönen Namen wie Dolle und Hottendorf. Aber falls du mal einen leer stehenden Truppenübungsplatz brauchst, so was gibt’s hier in der Nähe.«
    »Dann lass dich nach Hause fahren. Oder komm nach Genf, da sitzen die wichtigen Herren ab morgen früh zusammen und retten die Welt.«
    »In Genf.«
    »Ja, weil Milett nicht nach Paris fliegen will, weil es in Paris regnet.«
    »Und was hat er vor?«
    »Vulkane sprengen. Mit Atombomben.«
    »Was?«
    »Mavie versucht gerade, ihm das auszureden.«
    »Das ist doch irre.«
    »Eben.«
    »Sag ihr, sie soll mich anrufen. Aber auf der anderen Nummer.«
    »Ja, Chef«, sagte Philipp. »Und du gibst in der Zwischenzeit mal ein bisschen Gas.«
    »Mache ich«, sagte Beck.

Weitere Kostenlose Bücher