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Prophezeiung

Prophezeiung

Titel: Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Böttcher
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versehentlich auf den falschen Tag eingestellt war, weshalb Oskar die richtigen Daten noch einmal nachliefern und Beck erneut eine extrem langweilige halbe Stunde über sich ergehen lassen musste. Aber am Ende fand er, was er gesucht hatte. Und zwar auf beiden Bändern.
    Er war allein in dem großen Raum, als er endlich fertig war. Oskar war nach getanem Hack ins Bett gegangen, um drei Uhr morgens, und Beck hatte weitergearbeitet und gesichtet. Es war halb sechs Uhr morgens, als er zu seinem geschützten Handy griff und Philipp anrief.
    »Von Schenck.«
    »Beck. Wir haben die Bilder.«
    »Und?«
    »Eisele war nicht im Hotel.«
    »Das Arschloch. Sicher?«
    »Wir haben alle Daten von der Kamera unten, in der Lobby. Kein Eisele, kein Gerrittsen. Und durch den Hintereingang kommt man nicht rein. Hab ich ja selbst versucht, als ich in euer Zimmer wollte. Keine Chance ohne Keycard.«
    »Okay, das heißt, die beiden waren nicht da, die beiden sind nicht in die Luft geflogen, die ganze Krankenhausstory ist ein Hoax und Eisele wohlauf.«
    »Anzunehmen.«
    »Wo?«
    »Keine Ahnung. Er und Gerrittsen saßen im selben Wagen. 22.03 Uhr, Abfahrt von der Uni. Was vergleichsweise früh ist. Er kann nach seinem Vortrag vor diesen Wirtschaftsmenschen nicht viele Fragen beantwortet haben. Der Wagen biegt nach links ab, aber das hilft uns nicht weiter, denn wir werden nicht sämtliche Verkehrsüberwachungskameras der Stadt anzapfen können. Geschweige denn das Material sichten.«
    »Flughafen?«
    »Ja, wahrscheinlich. Aber auch da wüssten wir nicht, was wir suchen sollen, selbst wenn alle Gates von Kameras überwacht werden. Ich gehe aber auch davon aus, dass er geflogen ist. Von der Uni bis zum Flughafen braucht er zwanzig Minuten. Wenn wir Pech haben, hatte er einen eigenen Jet. Wenn wir Glück haben, ist er Linie geflogen, und zwar ab 22.30 Uhr. Nur: Wir müssen ja gar nicht raten, wenn du mir verrätst, wer seine Flüge bucht. Und mit welcher Firmenkarte.«
    »Ja. Würde ich gern. Aber meine Assistentin ist im Urlaub.«
    Beck rieb sich ungläubig die Augen. Er saß bis sechs Uhr morgens vor hirnerweichend öden Überwachungsvideos, und Herr von Schenck beliebte lässig zu scherzen?
    »Ganz schlechter Zeitpunkt für Witze«, sagte er.
    »Finde ich auch«, sagte Philipp. »Wenn ich die zu fassen kriege …«
    »Was heißt das? Du hast gar nichts gemacht?«
    »Was soll ich denn machen? Sie ist weg, kapiert? Verschwunden. Und Lisa Weiß ist mein Gehirn. Jedenfalls der Teil meines Gehirns, der die allerprivatesten Nummern meiner bestechlichen Schufa-Kontakte im Schrank hat und garantiert nicht auf einem klaubaren iAm. Außerdem macht sie die anspruchsvolle Drecksarbeit für mich. Hey, das Mädchen war auf der Nannen-Schule!«
    »Das heißt, du hast gar nichts. Du hast Eiseles Reden, Artikel und Vorträge nicht, und du weißt erst recht nicht, womit Solunia Geld verdient.«
    »Sie wird ja wieder auftauchen …«
    »O Gott«, ächzte Beck. »Okay, Philipp. Vergiss es. Wir kümmern uns drum. Sobald Oskar ausgeschlafen hat – und zehn Minuten Zeit, denn gleich nehmen die Gaias hier wieder sämtliche Rechner in Beschlag. Aber wir kümmern uns. Ich kümmere mich um Solunia und Eisele. Und wir finden raus, wer für ihn gebucht hat. Und wohin er geflogen ist.«
    »Am besten auch gleich, wo er jetzt ist.«
    »Danke, Mann«, sagte Beck und legte einfach auf.
    Sterben, dachte er. Schlafen. Vielleicht auch träumen. Notfalls albträumen, ganz gleich; schlafen musste er, wenigstens eine oder zwei Stunden. Die Welt würde nicht deswegen untergehen, höchstens ohnehin.

[Menü]
    40 Ihre Maschine nach Genf, ein gecharterter Learjet, war um 6. Uhr pünktlich vom Flughafen Nizza gestartet, und Mavie hatte sich ihre Beklemmung nicht anmerken lassen. Erst als der Pilot seinen acht Passagieren kurz vor Erreichen der Reiseflughöhe mitteilte, es werde Richtung Genf vermutlich ein bisschen unruhig, stand sie auf, ging in den kleinen Waschraum, spuckte ihr Frühstück wieder aus und sagte der kreidebleichen Frau im Spiegel einen Haufen beruhigende Dinge. Flugzeuge stürzten nicht ab. Die Wahrscheinlichkeit, in einem Flugzeug zu sterben, war deutlich geringer als die, in einem Auto zu sterben. Oder beim Putzen. Es gebe überhaupt keinen Grund zur Sorge.
    Was nichts änderte.
    »Bist du okay?«, fragte Philipp sie besorgt, als sie sich wieder hinsetzte.
    »Nein.«
    »Du magst keine Flugzeuge.«
    »Nein.«
    »Es wird schon«, sagte er.
    »Ja.«
    »Korrigier

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