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Prophezeiung

Prophezeiung

Titel: Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Böttcher
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Gefahr, ist für das CO 2 verantwortlich und das CO 2 für die Erwärmung. Es wird wärmer, China ist schuld. Und das«, sagte er und deutete auf den Bildschirm, obwohl dort inzwischen wieder europäische Bilder liefen, »hat durchaus Methode. Es ist sogar überaus geschickt, und es ist konzertiert. Uns kann gar nichts Besseres passieren als diese Katastrophe, geopolitisch gesehen.«
    »Aha«, sagte Philipp, kaute kurz weiter, nickte und sagte dann: »Weil wir danach den Schlitzaugen voll auf den Sack hauen können und sie zwingen, nicht mehr so viel zu produzieren?«
    »Richtig«, sagte Milett. »Aber vielleicht bieten wir ihnen auch an, sie nicht weiter an den globalen Pranger zu stellen, sofern sie uns ein paar Billionen Schulden erlassen, den Yuan massiv aufwerten und uns den Zugang zu ihrem Binnenmarkt erleichtern. Sowie etwas weniger in die Methanförderung investieren und dafür unsere Atomkraftwerke und Windräder bestellen. Sowie aufhören, konkurrenzlos billige Solarkollektoren herzustellen, mit denen sie das NASP in Nordafrika bauen und so am Ende ganz Europa abhängig von ihrem Billigstrom machen. Aber vergessen Sie bei diesen vergleichsweise vordergründigen Überlegungen nicht, dass wir gleich eine ganze Reihe von Fliegen mit einer Klappe schlagen. China beherrscht nicht nur den Weltmarkt, China hat vor allem einen gefährlich guten Ruf in den afrikanischen Staaten – was glauben Sie, weshalb Gaddafi den Chinesen erlaubt, NASP auf libyschem Boden zu bauen? Und uns ist bislang nichts eingefallen, um diesen guten Ruf der Chinesen ernsthaft zu beschädigen, vor allem, weil wir Europäer und Amerikaner historisch gesehen in einer so miserablen Position sind. Wir haben Afrika ausgebeutet, allen voran die Amerikaner, die Briten und Franzosen, aber auch Ihre deutschen Vorfahren hatten Kolonien – wir alle, wir Europäer, haben unseren Wohlstand auf Völkermord gebaut. Das haben die Afrikaner nicht vergessen, wie könnten sie? Die Familiengeschichte jedes Einzelnen ist voll von erlittenem Unrecht, Unrecht, das wir verübt haben, Morden, die wir begangen haben. Die Chinesen hingegen haben eine weiße Weste – nicht in Asien, beileibe nicht, wohl aber in Afrika. Keine Vorgeschichte als Kolonialherren und Mörder. Weshalb sie in Afrika sehr willkommen sind. Als Helfer, Geldgeber und Freunde. Oder willkommen waren, bisher. Denn nun werden sie verantwortlich sein, allein verantwortlich, für das größte Massensterben aller Zeiten auf dem schwarzen Kontinent. Dafür werden sie bezahlen. Dafür wird Afrika sie hassen. Und wir werden in die Bresche springen. Selbstlos. Humanitär. Helfend. Unsere historische Schuld abtragend. Auf die Chinesen, auf die Weltverschmutzer, Weltzerstörer, CO 2 -Verbrecher, christengottlosen Verbrecher, kommen harte Zeiten zu. Dramatische Zeiten.«
    Philipp schwieg, ebenso wie alle anderen. Dann nickte er, fuhr sich mit der Zunge unter der Oberlippe entlang und schnalzte vernehmlich. »Und Sie sind sicher, dass Ihre Genfer EU -Experten-Freunde das alles auch so sehen? Und gern als Handlanger bei Ihrer Neugestaltung der Weltordnung mitwirken?«
    Milett lachte. »Oh, nein! Aber das müssen sie auch nicht. Sie müssen lediglich unseren Vorschlägen folgen. Alles Weitere ergibt sich doch dann von selbst.«
    Philipps iAm meldete sich im richtigen Moment. Es paukte und schepperte die entscheidenden Takte des Raiders March unter Miletts letzte Worte, und Philipp entschuldigte sich lächelnd bei der Runde, mit den Worten: »Indy. Aber ich denke mal, wir kommen auch ohne Peitsche aus.«

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    39 Oskar hatte ganze Arbeit geleistet. Die Ereignisse der Nacht, übertragen auf allen Kanälen, hatten die Gaias genauso in ihren Bann gezogen wie den Rest der Welt, aber Oskar hatte parallel gearbeitet und sich so als würdiger Verwandter eben jener Rechner entpuppt, die er nach eigenem Bekunden ohnehin als die neue Gattung verehrte, die den Planeten demnächst endgültig beherrschen werde. Er hatte sowohl das interne Überwachungssystem des New York gehackt und die Kameradaten heruntergeladen als auch die Daten jener Kamera, die die Zufahrt der Erasmus-Universität rund um die Uhr im elektronischen Auge behielt. Dabei ergaben sich allerdings zwei kleinere Probleme, denn zum einen lieferte die Kamera nur ein Bild pro Sekunde, was das Sichten der fraglichen halben Stunde zu einer extrem mühsamen Aufgabe machte, zum anderen erwies sichnach diesem Sicht-Durchgang, dass der Time Stamp der Kamera

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