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Prophezeiung

Prophezeiung

Titel: Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Böttcher
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der über Leichen geht?«
    »Die Situation hat sich dahingehend verändert …«
    »Ja, das nennt man Alzheimer, Sir «, unterbrach sie ihn. Die Turbinen wurden lauter, und die kleine Maschine setzte sich in Bewegung. »Sie wollen Ihren Vulkan sprengen, das ist alles, eine fixe Idee, und der Rest ist Tunnelblick. Sie vergessen, wozu Eisele fähig ist. Und dass er nicht sauber spielt. Dass er Sie jetzt unterstützt, bedeutet nur …«
    »Dass er längst begriffen hat, worum es geht«, sagte Milett. »Nicht um Eitelkeit, diesmal nicht, sondern um Hilfe, um Rettung. Ich habe mit ihm sprechen können, unter vier Augen. Diese ganze Zusammenkunft hier in Genf dient lediglich unserer Legitimation durch weitere Experten und Fachleute, die Entscheidung ist längst gefallen. Professor Eisele ist nicht untätig geblieben nach diesem feigen Anschlag der Gaia-Terroristen auf sein Leben, er …«
    »Anschlag auf sein Leben? Milett …«
    »Er weiß die französische, britische und deutsche Regierung hinter sich, Mademoiselle. Insbesondere die Franzosen haben ihn bei der Vorbereitung unterstützt. Ja, Goran, unser Goran, hat Eisele über unsere Überlegungen informiert, in der Tat. Er hat dafür angemessen bezahlt, er gehört nicht mehr zum Team.«
    »Und Eisele hat was? Die Franzosen überredet, eine Bombe auf den Emi Koussi zu werfen?«
    »Nicht nur das, denn wir brauchten das Placet der Regierung des Tschad. Und was das betrifft, erreicht die französische Diplomatie sogar mehr als Eisele und ich, und erst recht in kürzerer Zeit.«
    »Wann?«
    »Jederzeit.«
    »Milett, Sie machen einen Fehler. Treten Sie mal einen Schritt zurück, vergessen Sie Ihre eigene Unfehlbarkeit und fragen Sie sich, wie das zusammengeht, dass Sie als Sprachrohr eines Verbrechers arbeiten.«
    »Genug«, sagte Milett, »ich verbitte mir weitere Verbalinjurien, Frau Heller. Sie haben sich verdient gemacht, ohne Frage, und Ihre Verabschiedung war unangemessen. Mir ist das bewusst, und ich wollte, dass Sie das wissen. Aber um meine Unfehlbarkeit machen Sie sich keine Sorgen. Sun Zi hat recht. Wer sich selbst und seine Feinde kennt, wird aus jeder Schlacht siegreich hervorgehen. Und ich kenne Fritz Eisele.«
    »Offenbar nicht.«
    Das Rumpeln von unten endete, als die Maschine vom Boden abhob. Mavie sah Philipp an. Er hörte zu. Schon weil er gar nicht anders konnte.
    Sie hätte ihm gern anders mitgeteilt, was sie ihm mitzuteilen hatte, aber ihr blieb keine Wahl. Und jetzt hatte er gottlob keine Chance mehr, Dummheiten zu machen: die Maschine anzuhalten, sich in ein Taxi zu setzen und Eiseles Kopf vor den Augen der versammelten Geistesgrößen so lange auf den Tisch zu hämmern, bis Helen gerächt war.
    »Wir können beweisen«, sagte sie, »dass Eisele mehrere Mordeangeordnet hat. Unter anderem den an Nyquist und Helen von Schenck.«
    Philipps Blick wurde sehr ernst. Und sehr unfreundlich.
    »Ganz gleich«, sagte Milett. »Mag sein, dass Indizien darauf hindeuten, aber das wird sich als Irrtum erweisen. Zudem ist diese Frage derzeit bestenfalls zweitrangig.«
    »Wir werden ihn aus dem Verkehr ziehen, Mr Milett. Die ganze Welt wird sehen und hören, wer Fritz Eisele ist. Und ich glaube nicht, dass Sie in dem Moment Schulter an Schulter mit ihm stehen sollten.«
    »Gut«, sagte Milett, und klang wieder, als spreche er aus einer Höhe von 40 000 Fuß oberhalb von Mavies Reiseflughöhe. »Sie haben mich gehört. Jetzt beerdigen Sie für eine Weile Ihren verletzten Stolz. Eitelkeit ist keine Sünde, aber eine Schwäche. Und im Moment eine unverzeihliche Schwäche.«
    »Wer ist hier eitel?«, fragte sie. Und danach noch zweimal »Hallo?«, ehe sie begriff, dass der Nobelpreisträger tatsächlich aufgelegt hatte. Oder die Verbindung von selbst abgerissen war, denn die Maschine lag inzwischen fast waagerecht in der Luft, näherte sich also ihrer Reiseflughöhe, weit außerhalb der Reichweite der Funkmasten.
    Mavie sah Philipp an.
    Philipp sah Mavie an.
    »Wann wolltest du mir das sagen?«, sagte er gefährlich leise.
    »Jetzt«, sagte sie. »Sobald wir gestartet sind.«
    »Und das weißt du seit wann?«
    »Seit einer halben Stunde. Eiseles Leibwächter.«
    »Sagt was?«
    »Dass er Eiseles Aufforderung zum Mord an Helen mitgeschnitten hat.«
    Philipps Mund wurde zu einem schmalen Strich.
    »Du wärst direkt hingefahren und hättest ihn gekillt«, sagte sie. »Vor allen Leuten. Sie hätten dich dafür festgenommen oder direkt erschossen, Eisele wäre zum Märtyrer

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