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Prophezeiung

Prophezeiung

Titel: Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Böttcher
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sie weitgehend eingestellt, nachdem Paulina und Thilo Diego über die Entwicklungen in Genf informiert hatten, aber nachdem man ein paar Texttafeln angefertigt und einen kurzen englischen Text aufgenommen hatte, der das »Enthüllungsvideo« in Sachen Eisele anmoderierte, blieb Oskar und seinen Programmiererfreunden nicht mehr viel zu tun. Außer auf das Bildmaterial zu warten.
    Bis jetzt.
    »Sie können etwas beitragen«, sagte Thilo.
    »Ja«, sagte Gerrittsen.
    »Ruinieren wir Ihren Ruf.«
    »Bitte?«
    »Das vermittelt sich einfacher als jede komplizierte Erklärung. Geben Sie ein Statement ab, das Equipment haben Sie vor Ort, sie brauchen nur die Digicam. Erklären Sie den ganzen Prometheus als Hoax, als Betrug. Und entschuldigen Sie sich für Ihr Fehlverhalten, für Ihren Betrug, bei der ganzen Welt.«
    »Ich glaube nicht, dass das die richtige Heran…«
    »Doch, und zwar die einzige. Relativieren Sie nichts. Nehmen Sie einfach alles zurück. Alles ist Ihre Schuld. Und die von Eisele. Deuten Sie mit dem Finger auf den Mann, der das Ganze zu verantworten hat. Der Ihre Forschung missbraucht hat. Der Millionen Opfer billigend in Kauf nimmt. Der Vulkane mit Nuklearwaffen hochjagen will, und alles nur, um China empfindlich zu treffen und das NWP zu befördern. Stellen Sie Eisele an den Pranger.«
    »Herr Beck«, protestierte Gerrittsen, »bei allem Respekt. Fritz Eisele mag sich falsch verhalten haben, ich kenne die genauen Hintergründe nicht …«
    »Aber ich«, sagte Beck.
    »Dennoch«, sagte Gerrittsen, »erscheint es mir grundfalsch, einen verdienstvollen Mann wie ihn öffentlich zu diffamieren. Eine Richtigstellung, ja, die ist wohl erforderlich …«
    »Eisele geht unter, Gerrittsen, und er geht nicht langsam unter, sondern mit einem Knall. Wir laden innerhalb der nächsten Stunde ein Video hoch, das ihn als mehrfachen Mörder überführt. Und entweder Sie distanzieren sich rechtzeitig von ihm, indem Sie ihn diffamieren, oder Sie bleiben an seiner Seite. In dem Fall suchen Sie sich aber besser umgehend einen Wohnort irgendwo am Milchstraßenäquator, denn ich glaube nicht, dass Sie sich danach auf diesem Planeten noch irgendwo blicken lassen können.«
    Gerrittsen schwieg. Dann sagte er: »Das ist Erpressung, Herr Beck, und es ist eine Riesenschweinerei. Weder menschlich noch unter Wissenschaftlern ziemt sich ein solches Verhalten …«
    »Sie haben eine halbe Stunde«, sagte Beck, diktierte ihm die URL des Servers, auf dem er das volle Geständnis des Wissenschaftlers haben wollte, und legte auf, ohne sich zu verabschieden.

[Menü]
    48 Dass eine Cessna sich zu einem Airbus verhielt wie ein ungefedertes Moped zu einem Reisebus, wurde Mavie spätestens in dem Augenblick klar, in dem Philipp sich nach vorn verabschiedete, ins Cockpit, um via Funk und Satellitentelefon die Millionenzahlung an Eiseles Leibwächter in die Wege zu leiten. Die Maschine hüpfte, schaukelte und rumpelte, und das, obwohl sie inzwischen in ihrer troposphärischen Reiseflughöhe unterwegs war und nicht mehr in den wesentlich unruhigeren Luftschichten direkt über dem Boden. Mavie mochte sich nichtvorstellen, wie sich der Anflug durch die aufgewirbelte Peplosphäre Richtung Hannover gestalten würde, aber schon in dem Moment, in dem sie sich das nicht vorstellen mochte, stellte sie es sich vor, in den schrecklichsten Einzelheiten.
    Normalerweise wäre dies der Augenblick gewesen, wahlweise eine iAm-App zu starten und hartnäckig Highscores hinterherzujagen oder ein E-Buch aufzuschlagen, das sie vor dem Abflug extra an der spannendsten Stelle weggeklickt hatte. Oder nach dem Bordmagazin zu greifen. Aber weder gab es an Bord der Cessna ein Bordmagazin noch hatte Mavie ihren personalisierten iAm bei sich noch einen Roman. Immerhin, das iPad, das Philipp auf einem der freien Sitze hatte liegen lassen, versprach Ablenkung, wenigstens war es einen Versuch wert.
    Sie hielt zwei Minuten durch. Zwei Minuten auf einigen Data Sheets aus dem Prometheus -Kosmos, zwei sinnlose, frustrierende Minuten. Prometheus hatte keinen Sturm vorhergesagt, weder für die gemäßigten Breiten noch für irgendwelche anderen Regionen, nicht für diesen Tag. Dafür rechnete er mit 600 Toten für Paris, 800 für Hamburg, 3000 für San Francisco und 6000 für Algier.
    Mavie schüttelte den Kopf.
    Überprüfte das noch irgendjemand? Sah das noch irgendjemand? Irgendjemand in Genf? Milett zum Beispiel? Jean-Baptiste? Eisele? Die versammelten Beamten und Geistesriesen? Oder

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