Prophezeiung
Menge.Auf der Liste der IICO -Beteiligten stehen ein Dutzend Energieversorger, multinational, ein paar Hunderttausend Euro hier, ein paar Millionen dort, alles über Holdings und Venture Capital über Solunia am IICO beteiligt …«
»Komm zur Sache.«
»Was fehlt? Da ist ein ganzer Raum voller Elefanten, also kann uns ja wohl keiner verdenken, dass wir die nicht durchgezählt haben.«
»Noch mal, Bruder, du nervst.«
»Keine Chinesen«, sagte Beck.
»Was?«
»Nicht mal Inder. Nicht mal Amerikaner, abgesehen von den üblichen paar Google-Millionen. Es ist verdammt schwer zu sehen, was nicht da ist. Aber das ist der Schlüssel.«
»Zu was?«
»Zu Eiseles Plan.«
»Und der wäre?«
»China vernichten.«
»Indem er kein Geld von China nimmt? Bisschen wenig für ’ne Vernichtung …«
Beck klickte ein weiteres Dokument an, und eine lange Liste erschien auf dem Schirm, überschrieben mit »FE / Reden & Veröffentlichungen«.
»Es fehlt noch was, und zwar beim IICO : Solar. Das hat, offen gestanden, keinen von uns gewundert, denn man kann sich ja nicht um alles kümmern. Solar war nicht unser Thema, wir hatten Prometheus , wir hatten die Wolkenboote, wir hatten Gespräche mit Caldeira wegen der Schornsteine, und wir haben über Carbon Sequestering, Broeckers CO 2 -Schrubber und das künstliche Verwittern von Gestein nachgedacht. Die hohe Kunst des Geoengineering – wozu sollten wir uns auch noch um Solarenergie kümmern? Wir wussten, dass das NASP gebaut wird. Ein Solarfeld in Nordafrika, insgesamt, am Ende, 2050, fast so groß wie Deutschland – warum nicht, aller Vorbehalte zum Trotz? Jedenfalls kein Thema mehr für Forscher, sondern nur noch eins für Wirtschaft und Politik.«
»Und?«
»Wer baut das NASP ?«
»Solarfirmen.«
»Eben. Und wer baut fast alle Solarzellen, inzwischen?«
»China.«
»Schon wieder richtig. Allerdings mit amerikanischer Hilfe, die beiden haben das Projekt sauber untereinander aufgeteilt. Libyen stellt Grund und Boden zur Verfügung, Gaddafi ist ja neuerdings unser Freund, die Amis und Chinesen bauen die Kollektoren – sowie die paar Dutzend Kohlekraftwerke daneben, die man ja immer als Back-up braucht, und wir Europäer … ja, wir legen ein HVDC -Kabel durchs Mittelmeer und sind am Ende froh über den schönen Ökostrom für unsere Elektro-VW s.«
Paulina schwieg.
»Das Problem ist«, sagte Thilo, »dass Wissenschaftler keinen Blick für Wirtschaft und Politik haben. Gerrittsen zum Beispiel hat immer betont, wie egal ihm ist, was wer am Ende mit welcher Erfindung verdient. Er wollte forschen, entdecken, erfinden, nicht verkaufen, wie wir alle. Aber Eisele ist nicht nur Wissenschaftler. Und er hat im Grunde nie einen Hehl aus seiner Skepsis gemacht. Das NASP bedeutet günstige ›erneuerbare‹ Energie für Europa, korrekt – in dreißig, fünfunddreißig Jahren wird die Anlage 125 Kilowattstunden pro Tag und Kopf erzeugen, also den heutigen Energiebedarf von fast einer Milliarde Menschen decken, darunter den von uns 300 Millionen Europäern. Aber Eisele hat in all seinen Reden und Artikeln«, Beck deutete auf die lange Überschriftenliste, »nicht nur die chinesische Methanförderung als gefährlich bezeichnet – womit er sich reichlich Freunde unter den Umweltschützern gemacht hat –, er hat auch immer betont, dass Solarenergie eben nicht der Weisheit letzter Schluss ist. Er hat das, übrigens absolut korrekt, damit begründet, dass jedes Solarfeld ein dickes Back-up braucht, nämlich eben diese dreckigen Kohlekraftwerke, die die gleiche Menge Strom produzieren, wenn die Anlage selbst es vorübergehend nicht kann. Zum Beispiel, weil Wolken im Weg sind. Oder die Sonne nicht scheint, zum Beispiel nachts. Aber Eisele hat nicht nur davor gewarnt, er hat auch permanent und sehr geschickt darauf hingewiesen, was klüger ist.«
Paulina nickte. »Windkraft.«
Beck sah sie überrascht an. »Genau.«
»Die Diskussion hatten wir auch, dauernd. Aber die Spargel sind Scheiße. Versauen einem den ganzen Horizont.«
»Eben. Und deshalb, jedenfalls auch deshalb, pflanzen wir die Spargel ins Wasser.«
»Das große und supergeile NWP «, sagte Paulina spöttisch. »Das nur leider ein bisschen zu teuer ist.«
Beck nickte.
»Ja. Aber im Northern Wind Project hängen praktisch alle großen europäischen Stromversorger drin, besonders unsere, die Briten, Franzosen und ein paar Skandinavier – also zufällig genau die, die auch das IICO mitfinanziert haben. Nur: Für die Kosten
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