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Prophezeiung

Prophezeiung

Titel: Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Böttcher
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haben, Himmel, Eisele wird sein Glück kaum fassen können. Ruf doch deinen Nobelpreisträger mal an und frag ihn, ob er wirklich in den Geschichtsbüchern zwischen Hitler und Stalin stehen möchte.«
    »Der redet nicht mehr mit mir.«
    »Dumm.«
    »Aber Eisele kann doch nicht glauben …«, sagte Mavie und unterbrach sich schon wieder selbst. Ja, was konnte er nicht glauben? Dass er damit durchkommen würde?
    »Du hast recht«, sagte Beck. »Im Grunde kann er nicht mal glauben, mit dem NWP durchzukommen, denn die Fakten liegen ja auf dem Tisch. Windenergie ist dreimal so teuer wie jede andere Energie, auch offshore werden wir niemals mehr als fünf oder zehn Kilowattstunden pro Tag und Kopf erzeugen können, selbst wenn wir die ganze Nordsee mit Propellern zustellen – und wir brauchen pro Kopf circa 150 kw/h. Das Ganze dient also nur den Bauherren und Betreibern, denn 60 der 120 Milliarden, die Eisele mindestens braucht, kommen aus den Steuerkassen. Aber das alles ist uns doch schon seit 2000 klar gewesen, und glaub mir, es wird weiterhin unter den Tisch fallen. Wir werden es wissen. Alle Experten werden es wissen. Aber es wird trotzdem gemacht, jetzt erst recht – wir können doch nicht Solarenergie von Chinesen kaufen, schon gar nicht in einer Welt, die im Schatten liegt.«
    Mavie schwieg. Und atmete langsam ein und wieder aus, zitternd, weil sie plötzlich begriffen hatte.
    »Zu spekulativ«, sagte sie tonlos.
    »Bitte?«
    »Helens Geschichte«, sagte sie. Zu spekulativ, das war die Begründung von Helens Ressortleiter gewesen, die NWP -Story nicht ins Heft zu nehmen.
    Helen war nicht gestorben, weil sie Prometheus erwähnt hatte, Gerrittsen oder Mager gegenüber. Sie war gestorben, weil Gerrittsen danach Eisele angerufen und ihm von einer Journalistin erzählt hatte, die sich für das IICO interessierte. Einer Journalistin, die sich ihm garantiert als SPIEGEL -Expertin für Klimathemen vorgestellt hatte. Momentan arbeite ich an einer großen Story über NWP , aber Prometheus ziehe ich doch glatt noch vor. Und das würde auch Gerrittsen an Eisele weitergegeben haben, ohne zu wissen, was Eisele wirklich spielte, ohne zu wissen, dass er damit Helens Todesurteil aussprach.
    Nicht ihr Interesse an Prometheus hatte Helen umgebracht.
    Sondern das NWP .
    »Sie hätte nicht halb so lange gebraucht wie wir«, sagte Mavieleise, »um zwei und zwei zusammenzuzählen. Und das hat Eisele gewusst.«
    Beck schwieg. Dann sagte er, ebenso leise wie sie: »Es tut mir leid«, und im nächsten Moment, lauter, unvermittelt: »Dein Film ist da.«
    »Was?«
    »Hochgeladen. Ich ziehe mir mal ’ne Kopie …«
    »Sag mir, dass es brauchbar ist.«
    »Sieht sehr so aus«, sagte Beck, und im Hintergrund hörte sie den Lautsprecher seines Rechners, die leise Stimme eines Mannes. Eiseles Stimme.
    »Gute Kamera«, sagte Beck, »hohe Auflösung. Ton tadellos.«
    Er schwieg, und sie hörte Eiseles schöne Stimme sagen: »Räumt sie weg, diese Schenck. Heute noch. Ruf Pavel an, ich will nichts mehr von ihr hören.«
    Mavie schwieg.
    Und Beck war so nett, den Ton herunterzufahren.
    »Tut mir leid«, sagte er.
    »Ja«, sagte sie.
    »Aber das Material ist sensationell. Aus dem Knopfloch geschossen, leichter Weitwinkel, aber Eisele steht bei der Ansage direkt vor deinem Informanten. Keine Chance, sich aus der Affäre zu ziehen. Der Mann ist erledigt, Mavie. Der Mann ist komplett erledigt.«
    »Gut.«
    »Ich warte noch auf Gerrittsens Statement, dann fahren wir alles hoch.«
    »Wieso Gerrittsen?«
    »Weil er Eisele zusätzlich belasten wird, öffentlich, weltweit, in dem Clip, der über die Gaia-Site rausgeht. Seine Ergebnisse sind verfälscht worden, seine Forschung missbraucht. Das kriege ich ebenfalls on tape, und dann ist die Geschichte rund …«
    »Augenblick mal«, sagte sie. »Das sagt er nur, um Eisele reinzureißen, oder das ist so?«
    »Teils, teils …«, sagte Beck und wurde von lautem Knistern und Knacken unterbrochen. Mavie hielt sich das Handy vom Ohr weg und lauschte kurz in das Geräusch, das sie für das akustische Ergebnis einer gestörten Funkverbindung hielt, bis sie begriff, dass sich in das unregelmäßige Knattern Rufe und Schreie mischten, von weiter her.
    Sie hielt sich den lauten Apparat wieder dichter ans Ohr.
    »Thilo?«
    Sie hörte sein verdutztes »Fuck«, ebenfalls von weiter her, sie hörte eine neuerliche knatternde Garbe, hörte Glas splittern, und sie begriff, dass sie keine atmosphärische Störung hörte,

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