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Prophezeiung

Prophezeiung

Titel: Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Böttcher
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Autorisierung, meinetwegen. Das war falsch, das war jenseits meiner Befugnisse, es tut mir leid. Aber ich habe weder in Hochsicherheitsakten geblättert noch irgendwas … geklaut. Was ist das für eine absurde Idee?«
    Gerrittsen drückte auf den Sprechknopf seiner Gegensprechanlage. »Sandra, bringen Sie Frau Heller bitte nach drüben?«
    Mavie sah ihn an. Fassungslos.
    »Warum? Weil ich mich für das interessiere, was wir hier machen?«
    »Den Zeitpunkt …«, sagte Gerrittsen.
    »Ja«, unterbrach Mavie ihn, laut. »Ja, fein. Ja. Verstanden. Und noch mal: Das war nicht korrekt, das hätte ich nicht tun sollen, mea culpa. Aber Sie können mich doch nicht ernsthaft feuern? Nur weil ich Ihre Prognose gesehen habe?«
    Die Tür hinter ihr war aufgegangen, aber Mavie drehte sich nicht um. Sie sah weiter Gerrittsen an, der jetzt, zum ersten Mal, seit sie sein Büro betreten hatte, den Blick erwiderte.
    Er starrte Mavie an.
    Ebenso wie Beck und der Anzug.
    Becks Hand zuckte kurz aus der Hüfte in Richtung der offenen Tür hinter Mavie. Ein leises Klicken folgte.
    »Welche Prognose?«, sagte Beck.
    »Die für die nächsten Monate.«
    Das Schweigen der drei war kurz, aber für Mavies Geschmack dauerte es dennoch einen Sekundenbruchteil zu lange.
    »Es gibt keine Prognose«, sagte Beck.
    »Sicher«, sagte Mavie und fand ihr Lächeln für einen Augenblick wieder. » Prometheus sagt weder eine verheerende Dürre für den Süden voraus noch monsunartigen Dauerregen für den Norden.«
    »Sicher nicht«, sagte Beck und klang so endgültig spöttisch, dass Mavie ihm unter anderen Umständen sofort geglaubt hätte, und zwar alles. Aber nicht in diesem Fall, denn was sie gesehen hatte, hatte sie gesehen.
    Sie wandte sich an Gerrittsen. »Herr Beck ist offenbar nicht ausreichend darüber informiert, was Ihr Programm zu leisten in der Lage ist«, sagte sie, fast ebenso spöttisch wie Beck, und meinte in Gerrittsens Augen für einen Sekundenbruchteil den ganzen Stolz des Erfinders aufblitzen zu sehen. Aber ehe der Professor etwas erwidern konnte, antwortete Beck.
    »Wir alle, Frau Heller, wissen sehr genau, was Prometheus kann – und was nicht. Noch nicht. Das habe ich Ihnen klar und deutlichmitgeteilt, aber offensichtlich ist es nicht zu Ihnen durchgedrungen, wie so manches.«
    Mavie versuchte ihn zu unterbrechen, aber er ließ sie nicht zu Wort kommen.
    »Gleichwie«, sagte er, »das Gespräch ist beendet – und unsere Zusammenarbeit auch. Sofern es erforderlich ist, erklärt Ihnen Dr. Mager«, er nickte in Richtung des Anzugs, »gern noch einmal im Detail, welchem Prozedere Sie für den Fall einer fristlosen Kündigung zugestimmt haben, und ich bin sicher, dass er sehr kurze und einfache Sätze finden wird. Erst recht aber bin ich sicher, dass uns allen an einem zivilisierten Ende unserer kurzen Bekanntschaft gelegen ist.«
    Mavie bemerkte erst jetzt, dass ihr Mund inzwischen einen Spalt weit offen stand. Sie schloss ihn, schluckte deutlicher, als sie wollte, und sah erneut Gerrittsen an.
    »Haben Sie mit Professor Eisele gesprochen?«
    Gerrittsen sah sie wieder irritiert an. Sein Blick sagte Nein – und gleich danach, umso irritierter: Ihren Fürsprecher verlieren Sie doch noch schnell genug – reicht denn nicht für einen Vormittag der Verlust Ihres Jobs und Ihrer Zukunft?
    Mavie schwieg. Sah den Anzug namens Mager an, dann wieder Gerrittsen, dann wieder Beck. Offensichtlich hatte keiner der drei die Absicht, »April, April« zu rufen oder den groben Initiationsscherz wenigstens mit einem Grinsen zu beenden.
    Sie meinten es vollkommen ernst.
    »Zivilisiertes Ende«, echote Mavie. In Magers Richtung.
    »Nun ja«, sagte der Anwalt und klang zumindest für einen Augenblick wie ein menschliches Wesen. »Sie sehen Herrn Beck sicher nach, dass er hier einen Begriff gewählt hat, den Sie im Vertragstext so nicht finden. Aber es ist ja alles im Detail geregelt, und seien Sie unbesorgt, juristisch gesehen befinden Sie sich in Europa und gottlob nicht auf der Höhe von Afrika.«

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    II
Kassandra
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    Der Weg zur Hölle ist gepflastert mit guten Vorsätzen.
    – Blaise Pascal –
    Das Problem ist nicht, dass der Weg zur Hölle mit guten Vorsätzen gepflastert ist – sondern dass der Weg zur Hölle gepflastert ist.
    – Guy McPherson –

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    10 Es dauerte Stunden, bis sie wieder einen klaren Gedanken fassen konnte. Stunden, in denen sie immer wieder, wie in einer Endlosschleife, den Punkt zu fassen zu bekommen

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