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Prophezeiung

Prophezeiung

Titel: Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Böttcher
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Grund? Dass Sie damals vom IPCC weg sind? Was hat er gemacht?«
    Milett erstarrte und sah sie einen langen Augenblick wütend an. »Er hatte schon immer mächtige Freunde«, sagte er dann. »Man neigt dazu, ihn zu unterschätzen. Man fällt auf seinen Charme herein, und er versteht es, sich kleiner und höflicher zu machen, als er es ist. Fritz the Rat. Fritz Rommel, wenn man es nett mit ihm meint. Er hat viele Gesichter, und die meisten sehen sein wahres Gesicht erst, wenn es zu spät ist. Wir waren damals alle sicher, unabhängig zu arbeiten. Vor allem waren wir sicher, über unabhängig erhobene Daten zu verfügen. Aber das war falsch.«
    »Weil?«, sagte sie.
    »Sagt Ihnen der Name McNeill etwas? Frederick McNeill?«
    Mavie schüttelte den Kopf.
    »Venture Capital?«, sagte Philipp.
    Milett nickte. »Sie sind gut informiert.«
    »Zufällig«, sagte Philipp. »Die wollten mal irgendwann zusammen mit der Telekom groß bei mir einsteigen, ist aber schon lange her.«
    »MNI ist auch schon lange im Geschäft. Aber ich wusste damals nicht, dass sie auch im Geschäft mit Klimadaten tätig sind. Und erst recht wusste ich nicht, dass die Hälfte unserer angeblich ehrenamtlich tätigen NGO s auf der Payroll von MNI stehen. Begriffen habe ich das alles erst, als mir 2005 ein freundlicher Whistleblower zutrug, dass auch Fritz Eisele nicht nur Vorträgehält, sondern sein beträchtliches ererbtes Vermögen mehrt, indem er sich an diversen Firmen beteiligt. Ich hatte den Namen MNI noch nie gehört, geschweige denn Solana VC , aber das ist Eiseles eigener Riskokapitalbetrieb. Er hat …«
    »Solunia«, sagte Philipp. »Oder?«
    »Möglich«, sagte Milett verwundert. »Ich dachte, Solana, aber nein, Sie haben recht.«
    Mavie sah Philipp fragend an. Philipp nickte und zog den PA aus seiner Jackentasche. Er begann auf dem Display herumzutippen, während er weitersprach. »Hab ich dir doch gesagt«, sagte er zu Mavie, »auf dem Weg. Wir kommen immer wieder an die gleiche Stelle, in die gleiche Blackbox, beim IICO . Alle großen Energieversorger sind mit ein paar Millionen dabei, aber das richtig große Geld kommt von einer Handvoll IBC s, die dummerweise auf den Caymans oder in Nassau registriert sind. Was für uns den Nachteil hat, dass keine Bilanzen vorgelegt werden müssen und dass man nicht ohne Weiteres in die Beteiligungsstrukturen dieser … ah. Da. Fünfmal.«
    Er hielt Mavie den PA hin. Der Schirm zeigte ein schlichtes Dokument, eine Aufstellung von Namen und Zahlen. Solunia stand fünfmal untereinander, mit hohen Summen dahinter. Und jeweils drei Fragezeichen.
    Philipp reichte den PA über den Tisch, Milett nahm ihn entgegen und studierte die Liste. »Haben Sie noch mehr?«, fragte er.
    Philipp nickte. »Jede Menge. Alles, was wir kriegen konnten.«
    »Schicken Sie mir das bitte rüber auf den Rechner.«
    »Unterwegs«, sagte Philipp und nahm den PA wieder entgegen.
    Während er Miletts Rechner über die Infrarotverbindung anpeilte, sah Mavie erstaunt zwischen Philipp und Milett hin und her. »Was heißt das? Eisele ist am IICO beteiligt?«
    »Jap«, sagte Philipp beiläufig, den Blick auf das Display gerichtet.
    Milett nickte. »Was im Zusammenhang mit dem, was Sie mir berichten, kein besonders gutes Licht auf Ihren Mentor wirft.«
    »Nein«, sagte Philipp und sah auf. »Die Dateien sind auf Ihrem Laptop. Falls Sie dazu Fragen haben: Meine Banker sind vermutlich genauso gut wie Ihre, aber vielleicht bestechlicher, wenn esum vertrauliche Informationen geht.« Er sah Mavie an. »Nichts für ungut, aber ich lag die ganze Zeit richtig. Dein Freund ist kein Freund, sondern ein Wichser. Gerrittsen steht auf seiner Payroll, und jetzt weißt du auch, wieso die dich gleich am nächsten Morgen nach deinem kleinen Stunt am Wickel hatten. Du hast Eisele angerufen, er hat Gerrittsen angerufen. Fehler. Großer Fehler.«
    Mavie schwieg.
    »Kein Vorwurf«, sagte Philipp. »Das konntest du ja nicht wissen. Aber jetzt ist der Typ fällig. Zweitens, weil er offensichtlich die halbe Welt abkratzen lassen will, und erstens, weil er Helen auf dem Gewissen hat.«
    »Ich weiß nicht«, sagte Mavie. Es klang lahm, aber in ihr regte sich noch immer Widerstand. »Dass Eisele am IICO beteiligt war, bedeutet doch nicht automatisch, dass er Helen hat umbringen lassen. Wieso soll denn nicht Gerrittsen im Alleingang entschieden haben?«
    Und wieso sollte es nicht noch eine andere Erklärung geben als diese, die sich ein auf Rache sinnender Bruder und

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